Märchen, Dramen und Opern
Das Papiertheater von Peter Schauerte-Lüke

- Peter Schauerte-Lüke Theaterchef, Spieler, Sänger, Beleuchter, kurz, Mädchen für alles an seinem Papiertheater.
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KÖLN - (sb). Die Bühne schleppen, mit Bühnenkasten, Vorbühne, Portal,
Abdeckung, diversen Bühnenbildern, Figuren, Musikboxen, Beleuchtung.
Alles erstmal ins Auto, vor Ort aufbauen, nach der Vorstellung wieder
abbauen, die Anfahrt, die Rückfahrt – jede Vorstellung ist ein
Riesenaufwand!
Ein Aufwand, den Peter Schauerte-Lüke auch nach Jahrzehnten noch gern
betreibt. Schauerte-Lüke unterhält ein Papiertheater. „Allein bis
ich alles zusammengesucht und ins Auto geladen habe, dauert. Ebenso
nach der Vorstellung alles wieder ordentlich einzusortieren“,
schildert der 65-Jährige. In den 40 Jahren, die er sich mittlerweile
mit dem Papiertheater beschäftigt, hat er etliche Figuren und
Bühnenbilder angesammelt. „Das ist ein Riesenfundus
zusammengekommen“, sagt er stolz.
Über 30 Stücke hat er im Repertoire, Klassiker wie „Faust“, das
„Käthchen aus Heilbronn“, die „Zauberflöte“ und „Hänsel
und Gretel“, Dramen, Komödien, Opern und Märchen. Das
Papiertheater verfügt über eine tiefe Bühne, während des Spiels
können immer wieder Bühnenbilder eingeschoben und ausgewechselt
werden. „Das geht ganz fix. Das muss es auch, sonst würden die
Zuschauer abspringen, wenn man dafür die Geschichte unterbrechen
müsste“, beschreibt der gebürtige Bergisch Gladbacher.
Manchmal hilft ihm sein fünfzehnjähriger Sohn Massimo, manchmal
engagiert Schauerte-Lüke bei Opern zur Unterstützung Sängerinnen,
aber in der Regel wirft er die Vorstellungen ganz allein. Er spricht
alle Rollen, singt alle Stimmen, bewegt alle Figuren, wechselt die
Bühnenbilder, bedient die Musikanlage und sorgt für die passende
Beleuchtung. Er ist Dramaturg, Sprecher, Sänger, Techniker,
Bühnenbildner, kurzum: Mädchen für alles!
Auch die Figuren und Bühnenbilder bastelt er selbst „Das
Papiertheater ist schon kurios. Mit ein bis zwei Leuten macht man hier
alles, was ein großes Theater mit 200 Leuten und mehr auch macht“,
erklärt der Papiertheater-Chef. Eine neue Produktion zur Aufführung
zu bringen, brauche im Papiertheater ebenso lang wie im richtigen
Theater, nämlich gut ein Jahr, erläutert er. Zu dieser besonderen
Theaterform kam Schauerte Lüke vor 40 Jahren, als er eine
Buchhandlung in Lübeck führte. „Ein Freund brachte etwas in der
Art aus England mit, und ich war sofort fasziniert“, erinnert er
sich. Über ein Paar aus Hamburg bekam er seine eigene erste Bühne
und fortan weiteres Material. In Köln, wo der Theaterfan heute mit
Frau und Sohn lebt, ließ sich keine feste Spielstätte finden.
Zumindest hat Schauerte-Lüke einen trockenen, ausreichenden großen
und günstigen Lagerraum für seine Schätze in Mülheim gefunden.
Regelmäßig tritt er im Kulturladen Zollstock auf. Auf Wunsch, kommt
er auch ins Haus. Zudem gibt er Papiertheater-Workshops, bisher an
Schulen. „Ich könnte mir das auch gut mit Senioren und Dementen
vorstellen“, meint er. „Für mich ist das Papiertheater eine
Leidenschaft. Es ist meine Form, meine Begeisterung für Theater,
Literatur und Musik auszuleben“, schildert er. Derzeit steckt
Schauerte-Lüke in den Vorbereitungen für „Carmen“ von Georges
Bizet. Sein Sohn Massimo wird hier auch Rollen übernehmen, was ihn
sehr freut. Voraussichtlich im September wird die neue Oper im
Kulturladen Zollstock zu sehen sein.


Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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