Stolpersteine Sindorf
Der Metzger wurde deportiert

Auf dem langgezogenen Grundstück, das fast bis an die Kerpener Straße reichte und Teile des heutigen Zentralplatzes umfasste, befand sich nicht nur das Wohnhaus mit Ladenlokal, sondern auch Ställe und weitere Nebengebäude. | Foto: Heimatverein Sindorf
  • Auf dem langgezogenen Grundstück, das fast bis an die Kerpener Straße reichte und Teile des heutigen Zentralplatzes umfasste, befand sich nicht nur das Wohnhaus mit Ladenlokal, sondern auch Ställe und weitere Nebengebäude.
  • Foto: Heimatverein Sindorf

Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt erstmals in Sindorf Stolpersteine. Sie sollen an die jüdischen Familien Nathan und Kahn erinnern.

Kerpen-Sindorf (red). Die Stolpersteine für die Familien Nathan und Kahn in Sindorf sollten eigentlich schon im Dezember 2020 verlegt werden. Wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen wurde aber entschieden, den Termin auf den 24. September 2022 um 10 Uhr zu verlegen. An dieser Veranstaltung nehmen auch Vertreterinnen und Vertreter des interreligiösen Dialogkreises in Sindorf teil.

An der Herrenstraße 65 - heutige Hausnummer- hatte der Metzger Moritz Nathan seine Metzgerei. Auf dem langgezogenen Grundstück, das fast bis an die Kerpener Straße reichte und Teile des heutigen Zentralplatzes umfasste, befand sich nicht nur das große Wohnhaus mit Ladenlokal, sondern auch Ställe und weitere Nebengebäude. Moritz Nathan stammte ursprünglich aus der Kerpener Metzgerfamilie Nathan an der Stiftsstraße in Kerpen. 1912 zog er mit seiner Frau Sibilla geb. Levy nach Sindorf, wo er sich an der Herrenstraße ein neues Wohnhaus mit Schlachthaus errichtete. In den Jahren 1913 bis 1922 wurden insgesamt sechs Kinder geboren: Herbert, Walter, Hilde, Benno, Elly und Ernst.

Als das Geschäft von Moritz Nathan immer mehr unter Druck geriet, verkaufte er Haus und Hof in Sehnrath und zog mit seiner Frau nach Köln, wo der Sohn Herbert bereits lebte. Ernst setzte sich ein paar Wochen zuvor nach England ab, über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Benno, der zuletzt in Dortmund gearbeitet hatte, wurde nach der Reichspogromnacht im November 1938 im Konzentrationslager Dachau interniert. Bis zu seiner Flucht nach Belgien lebte er im Untergrund. In Belgien geriet er nochmals in Internierungshaft, wurde aber 1945 von den Amerikanern befreit. Im Frühjahr 1947 wanderte er mit seiner niederländischen Frau und seiner neugeborenen Tochter in die USA aus. Im Rahmen des Rückerstattungsverfahrens für das Elternhaus in Sehnrath traf er Hilde und Walter wieder, die wie er überlebt hatten. Die Eltern Moritz und Sibilla wurden mit den Kindern Herbert und Elly Nathan im Juli 1942 von Köln nach Maly Trostinec deportiert und dort ermordet.

An der Heppendorfer Straße 37 (heutige Hausnummer, früher Nr. 33) wohnte der Viehhändler Hermann Kahn mit seiner Frau Regina geb. Levy und der 1914 geborenen Tochter Else. Über die Familie ist nur sehr wenig bekannt. Alle drei wurden wie Familie Nathan im Juli 1942 von Köln aus deportiert und in Maly Trostinec ermordet.

Sollte jemand über weitere Informationen zu den Mitgliedern der Familien Nathan und Kahn verfügen, so ist das Team des Stadtarchivs sehr dankbar für eine Kontaktaufnahme:

Historisches-archiv@stadt-kerpen.de oder (0 22 37) 92 21 70.Die Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen für die Stolpersteine zu spenden. Für nähere Auskünfte steht das Stadtarchiv zur Verfügung. Die Verlegung der Stolpersteine am 24. September findet im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen im Rhein-Erft-Kreis statt. Zur Ausstellung „Shalom Chaverim. 1700 Jahre jüdisches Leben in der Region Rhein-Erft-Rur“, die in Kerpen zu sehen war, hat Bert Wallraf vom Heimatverein Sindorf einen Film erstellt, der jetzt auf dem You-Tube-Kanal des Heimatvereins zu sehen ist: www.youtu.be/xkT4dh6gw0U

Redakteur/in:

Georg Zingsheim aus Kerpen

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