Kerpen demonstriert am 25. Februar
Bündnis will für Toleranz und Demokratie werben

Geschätzt 80 bis 100 Bürgerinnen und Bürger hatten sich im Rathaus eingefunden, um sich gegen Rassismus sowie für Toleranz und Demokratie zu positionieren. | Foto: Zingsheim
  • Geschätzt 80 bis 100 Bürgerinnen und Bürger hatten sich im Rathaus eingefunden, um sich gegen Rassismus sowie für Toleranz und Demokratie zu positionieren.
  • Foto: Zingsheim

Am Sonntag, 25. Februar, soll in Kerpen eine Demonstration für Toleranz sowie gegen Rechtsradikalismus und Rassismus stattfinden.

Kerpen. „Wir sind die Mehrheit. Die Mehrheit muss endlich laut und sichtbar werden“, fand Michaela Sulger vom Verein Hab Acht und erntete Beifall. Rund 80 bis 100 Personen hatten sich im großen Ratssaal versammelt, um auf Einladung von Annika Effertz und Michael Ernst vom Vorstand der Kerpener Grünen ein Bündnis gegen Rechtsradikalismus, Rassismus und Intoleranz ins Leben zu rufen. Es kamen so viele Menschen, dass die Veranstaltung kurzfristig von einem kleineren Beratungsraum im Rathaus in den Ratssaal verlegt werden musste. Bürgermeister Dieter Spürck, der ebenfalls anwesend war, hatte dazu die Erlaubnis erteilt.

Im Wesentlichen hat der Abend zwei Ergebnisse gebracht: die Anwesenden wollen sich vernetzen und ein Bündnis für Toleranz, Demokratie und Verständnis begründen. Am Sonntag, 25. Februar, wird in Kerpen zu einer Demonstration aufgerufen, die von den Vereinen Hab Acht und Vielfalt der Kulturen angemeldet werden soll. Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben. Als weiteren Termin, der angesichts des Erstarkens rechtsradikaler Kräfte in Deutschland ansteht, nannte Spürck Donnerstag, den 21. März, der als „Tag gegen den Rassismus“ begangen wird. Die Stadtverwaltung bereite eine Veranstaltung, in die viele gesellschaftliche Kräfte eingebunden werden sollen, auf dem Rathausvorplatz vor, erklärte Spürck.

„Auch dem Letzten sollte klar geworden sein, welche Politik von rechts ausgeht. Wir finden, dass mehr getan werden muss, als sich einmal zu treffen“, sagte Alessa Flohe, die mit Michael Ernst den Abend moderiert hat. Die Anwesenden waren sich einig, dass von einem Bündnis und einer Demonstration, wie sie zuletzt in vielen deutschen Städten zu sehen waren, eine positive Botschaft ausgehen solle. Werte wie Demokratie, Zusammenhalt und Toleranz sollen im Vordergrund stehen. „Demonstrationen sind wichtig, weil sie den Rechtspopulisten die Erzählung wegnehmen, dass sie die Mehrheit der Gesellschaft sind“, meinte Jannis Milios.

Versammelt hatten sich Vertreter von Vereinen, christlichen Kirchen und von Moschee-Gemeinden, die Vereine Hab Acht, Vielfalt der Kulturen, der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club, der Kerpener Beethoven-Verein, das Netzwerk 55plus und Schützen, wobei die Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Vertreter von CDU, FDP und SPD hatten sich im Vorfeld kritisch geäußert und moniert, dass die Grünen als Initiatoren ein mögliches „Bündnis gegen rechts“ parteipolitisch ausschlachten könnten.

Während von der Spitze der CDU-Fraktion niemand zu sehen war, hatte sich von der SPD Fraktionsvorsitzender Andreas Lipp als stiller Gast eingefunden, die FDP war indirekt vertreten, denn Alessa Flohe und Jannis Milios gehören zwar der Piraten Partei an, sind aber Mitglieder der FDP-Fraktion. Allerdings traten beide nicht als Parteisprecher auf. Auch die BBK-Fraktion und die Linke nahmen teil.

Man müsse es nicht zwingend so sehen, dass das Rathaus als Verwaltungssitz der falsche Versammlungsort sei, warf Spürck ein, der die große Anzahl von Teilnehmern als „sehr, sehr schönes Ergebnis“ bezeichnete. Spürck schlug vor, dass die Arbeit eines „Bündnisses“ in die Hände von Ehrenamtlichen gelegt werden sollte. Ein Bündnis solle für Menschlichkeit, Demokratie und Vielfalt stehen, schlug Pfarrvikar Franz-Josef Pitzen vor. „Dann kann uns niemand Parteipolitik unterstellen.“

Beeindruckend war die Äußerung einer Frau, die sich nach dem Potsdamer Treffen von Rechtsradikalen um ihre drei Enkelkinder mit teils deutsch-griechischen und deutsch-türkischen Wurzeln sorgt. Ginge es nach den Vorstellungen der radikalen Kräfte, müssten sich Menschen mit Migrationshintergrund ernsthaft sorgen. Dem will das Kerpener Bündnis entgegentreten.

Redakteur/in:

Georg Zingsheim aus Kerpen

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