Evoke: Digitale Demos im Wettbewerb
Die Szene trifft sich in Kalk

Wie hier 2019 wird sich die Demoszene nach der Corona-Pause am Wochenende wieder in Kalk messen. | Foto: Darya Gulyamova
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Was da am Wochenende in den AbenteuerHallenKALK über die Bühne gehen wird, ist Außenstehenden nur schwer zu erklären. Hier dennoch ein Versuch, der zu lesen lohnt. Schließlich dreht es sich um ein UNESCO Kulturerbe...

von Alexander Kuffner

Kalk. Wer als Kind irgendwann einmal in den 1980er oder 1990er Jahren einen C-64, Commodore Amiga oder einen ähnlichen Heimcomputer sein Eigen nannte, der versorgte sich meist mit „geknackten“ Spielen auf dem Schulhof.
Spiele waren teuer und es gab findige Programmierer („Cracker“), die den Kopierschutz der Disketten oder Kassetten knackten, sodass sie frei kopiert werden konnten. Als Beweis, welcher Programmierer („Coder“) das Werk vollbracht hatte, hinterließ er meist eine kleine Präsentation, die vor dem eigentlichen Spiel automatisch startete („Intro“). Darin lief etwa zu selbst komponierter Pieps-Musik eine Laufschrift, in der man sich selbst als besten Cracker der Welt lobpreiste.

Aus diesen Intros wurden später „Demos“. Es ging nicht mehr primär darum, Spiele zu knacken. Vielmehr wollten die Coder zeigen, was sie alles drauf hatten. Hinzu stießen Grafiker, die aus den damals vorhandenen Möglichkeiten schier Unglaubliches kreierten. Musiker, die wahre 8-Bit-Symphonien erschaffen konnten, gesellten sich hinzu. Fertig war die Demo-Gruppe.
Sie produzierte in langer, mühevoller Arbeit meist nur wenige Minuten andauernde Präsentationen, die, ähnlich Musikvideos, die besten Effekte, Bilder, Sounds und Designs kombinierten. Digitale Kunstwerke, die alles aus den Maschinen herausholten.

Und warum? Nur so – aus Spaß am Programmieren, Gestalten und daran, mit vielen Gleichgesinnten meist weltweit zusammen zu arbeiten. Denn obwohl es noch kein Internet gab, kommunizierte man digital über die Telefonleitung mittels einfachsten Modems und direkt von Computer zu Computer.
Auch wenn die Heimcomputer-Zeit längst vorbei ist: Demogruppen gibt es auch heute noch weltweit. Sie produzieren ihre Demos entweder auf jahrzehntealter Hardware oder nutzen moderne Computer.
Der Sinn ist immer noch gleich: Spaß haben und sich mit anderen Demogruppen auf Wettbewerben, meist „Festivals“ oder „Partys“ genannt, messen. Wer hat die besten Effekte programmiert, wer den besten Soundtrack erschaffen? Es gibt etliche Kategorien in denen, ähnlich wie bei einem Filmfestival, auf so einer Veranstaltung Preise vergeben werden. Übrigens: Seit 2021 wird die Demoszene sogar von der UNESCO im bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes geführt.

Das „Evoke“, welches vom 5. bis 8. August in Kalk stattfindet, ist eines der größten Demo-Festivals und zieht rund 500 Protagonisten der Szene aus dem In- und Ausland an. Besucher sind willkommen, der Eintritt ist ab 18 Jahre und kostet 40 Euro, Tageskarten sind nicht erhältlich.
Mehr Infos: 2022.evoke.eu

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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