Hürther ist Europas Topspieler in „Tekken 7“
Balanceakt zum Erfolg

Dieses Bild steht ganz im Gegensatz zur bunten, virtuellen Welt, in der Akhil Kakar viele Stunden unterwegs ist. Der Hürther ist seit wenigen Wochen Europas Topspieler im Videospiel „Tekken 7“ vom japanischen Entwicklerstudio Bandai Namco. 
 | Foto: Marta Portela González für Bandai Namco
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  • Dieses Bild steht ganz im Gegensatz zur bunten, virtuellen Welt, in der Akhil Kakar viele Stunden unterwegs ist. Der Hürther ist seit wenigen Wochen Europas Topspieler im Videospiel „Tekken 7“ vom japanischen Entwicklerstudio Bandai Namco.
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Von Lena Großekathöfer

Das Hobby zum Beruf machen, das wollen viele. Akhil Kakar hat es nicht nur geschafft, sondern gewann damit auch die Europameisterschaft. 1998 geboren, ist der Hürther seit Dezember Europas Topspieler in Tekken 7, einem Videospiel des japanischen Entwicklerstudios Bandai Namco.

Unter dem Spitznamen „Tetsu“ ist Kakar seit 2020 regelmäßig auf Turnieren anzutreffen. „Eigentlich hatte ich mir Tekken 2017 nur gekauft, um mit Freunden zu spielen und gemeinsam Zeit zu verbringen“, erinnert sich „Tetsu“. Im Jahr zuvor konnten sie es auf der Gamescom testen, als einziges „Fight Club“-Spiel. Inhalt der Tekken-Reihe sind geschichtenbasierte Kämpfe gegen Freunde und Rivalen. Getreu der Beschreibung forderten sie sich zu dritt heraus.
Nach dem Abschluss auf dem Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hürth und vor Beginn seines Mathematikstudiums an der Universität zu Köln, nahm „Tetsu“ 2018 an seinem ersten Wettkampf teil. „Ich hatte damals auf Facebook Werbung für ein Turnier in Krefeld gesehen. Und da dachte ich, wieso mal nicht in diese Welt eintauchen und dabei sein?“
Die kompetitive Atmos-phäre kannte er bereits von den Ju-Jutsu-Wettkämpfen während seiner Zeit beim Budo-Sport Yamato Hürth. „Das Tekken-Turnier lief allerdings nicht so gut“, gibt „Tetsu“ zu. Doch es habe ihm gezeigt, was er alles erreichen könnte.
Mit Studiumsbeginn trat das Spielen jedoch in den Hintergrund. Erst 2020 nahm er an seinem zweiten Turnier teil, diesmal in Köln. Es lief deutlich besser. „Da habe ich Blut geleckt“, schmunzelt „Tetsu“. Er beschäftigte sich mehr mit dem Spiel und lernte andere Spieler kennen. Einer von ihnen ist Tekken-Profi Arja „Sephiblack“ Gamoori. Aktuell ist er einer der besten Spieler Deutschlands und wohnt in Köln. „Das macht das gemeinsame Training einfach. Wir treffen uns bis heute einmal in der Woche dafür. Durch ihn habe ich ein Sprungbrett bekommen und die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln“, erklärt „Tetsu“. Auf ihrem Niveau finde man so etwas selten.
Es folgten weitere Turniere, bis er 2021 einen Vertrag bei GamerLegion unterschrieb. Die Berliner Firma bietet professionelles Coaching für eSportler weltweit. „Mein Team bei GamerLegion hat mir wahnsinnig geholfen. Das war definitiv der nächste Schritt in meiner Karriere“, erinnert er sich. Die laufe weiterhin parallel zum Studium, wo es langsam in Richtung Masterarbeit gehe. „Das schwierigste ist definitiv das Zeitmanagement. Es ist ein Balanceakt zwischen ernsthaftem Training und Zeit für die Uni“, findet „Tetsu“. Allerdings zeigen seine Siege bei den France Tour 2022 Finals oder dem Berliner Tekken Clash, dass er auf dem richtigen Weg sei.
Trotzdem überrasche es ihn manchmal, wie gut das Studium beim Spielen helfen kann. „Vor großen Turnieren sind die potentiellen Gegner klar und da analysiere ich deren Spielverhalten. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und durch die Mathematik kann ich sehr gut Muster erkennen.“ Mittlerweile habe er sich in der Branche den Ruf des besten Analytikers erarbeitet.
Wenn die mentale Auslastung mit Uni und Tekken doch überhandnimmt, schaut „Tetsu“ am liebsten Serien, um abzuschalten, geht in Hürth ins Fitnessstudio oder trifft Freunde. „Viele von ihnen habe ich tatsächlich über Tekken gefunden. Die Turniere sind unsere zentralen Treffpunkte. Man sieht häufig die gleichen Leute und lernt sich so kennen.“
Seit der Pandemie merke er, wie das Interesse an Videospielen in der Gesellschaft wachse. Im Gegensatz zum Hochleistungssport läge das Einstiegsalter bei vielen Titeln deutlich höher. Tekken sei dafür ein gutes Beispiel. „Wer Tekken professionell spielen möchte, sollte definitiv Durchhaltevermögen und Geduld besitzen. Es kommt auf die Erfahrung an. Also nicht aufgeben. Je länger man spielt, desto mehr Situationen erlebt man“, rät „Tetsu“. Im Idealfall finden sich Freunde mit ähnlicher Erfahrung und fordern einander heraus. Allerdings sollte der Spielspaß nie verloren gehen.
Wie es für Tetsu weitergeht, könne er noch nicht sagen. „Meine Karriere als eSportler wird ein Ende haben. Deswegen möchte ich es so lange auskosten, wie es geht.“ Einen Folgeberuf habe er noch nicht im Blick, könne sich aber durch sein Nebenfach Informatik etwas in die Richtung KI-Programmierung oder Data Scientist vorstellen. Dem digitalen Medium bleibe er demnach treu. Jetzt konzentriere er sich vollkommen auf Tekken 8, den nächsten Teil der Reihe, der am 26. Januar erschienen ist. „Die ersten Turniere sind im April in Japan. Bis dahin nutze ich die Zeit, das Spiel zu lernen.“

Dieses Bild steht ganz im Gegensatz zur bunten, virtuellen Welt, in der Akhil Kakar viele Stunden unterwegs ist. Der Hürther ist seit wenigen Wochen Europas Topspieler im Videospiel „Tekken 7“ vom japanischen Entwicklerstudio Bandai Namco. 
 | Foto: Marta Portela González für Bandai Namco
Katsuhiro Harada, Spieldirektor und Produzent der Tekken-Reihe, überreichte Tetsu (Mitte) den Siegerpokal vor den Zweit bis Viertplatzierten JoKa, Banbino, RogerMaxis (vlnr). | Foto: Marta Portela González für Bandai Namco
Redakteur/in:

Martina Thiele-Effertz aus Hürth

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