Dederichs ist der älteste noch lebende Prinz
Einfach mal Prinz geworden

Theresia und Cornelus Dederichs im Wirtshaus „Am Bock“, sind seit über 65 Jahren verheiratet. Foto: ak
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Bergisch Gladbach. Vor Januar 1952 hatte Cornelius Dederichs eigentlich nur wenige Berührungspunkte mit dem Karneval. Sein Vater betrieb in der Stadtmitte die Gaststätte „Am Bock“. Zu dieser gehörte auch ein großer Saal, in dem natürlich auch Karnevalsveranstaltungen stattfanden.
Cornelius Dederichs stand dort hinter dem Tresen. So auch am 21. Januar 1952. Da betraten drei Herren mit einem großen Blumenstrauß den „Bock“ kurz vor der Sperrstunde. Es waren Willi Dahlheuser, Paul Wielpütz und Hans Greis. Sie waren alles andere als bester Stimmung, denn gerade hatte der von der Großen Gladbacher KG eigentlich vorgesehene Prinz für die Session 1952 aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Und so landete der Blumenstrauß lieblos auf der Sitzbank. Die Herren bestellten Bier (damals gab es Am Bock nur Export und Pils) und baten den Vater von Cornelius Dederichs an den Tisch. Der Junior, der hinter der Theke stand, beobachtete das Geschehen. Als er dann auch an den Tisch gebeten wurde, ahnte er nicht, dass sich damit für ihn Einiges ändern sollte.
Hans Greis erklärte man habe alles mit dem Vater besprochen, Cornelius solle Prinz werden. Und die Proklamation solle nicht im „Löwen“ sondern im „Bock“ stattfinden. Es waren einige Überredungskünste notwendig, um den designierten Prinzen zu überzeugen. Der war zwar vor und nach dem Krieg in der Fußgruppe mit dem Kegelclub „Böse Buben“ beim Gladbacher Zoch mitgegangen, aber er traute sich das „Prinzenamt“ nicht so recht zu. Am Ende stand der „jecke Deal“. Cornelius Dederichs wurde Prinz im Dreigestirn mit Karl Torringen als Bauer und Leni Schreiber als Jungfrau. Und die Proklamation zog in den „Bock“ um.
Ein kleines Problem galt es noch zu lösen. Die Proklamation sollte am Samstag, 2. Februar 1952 stattfinden. Aber da war der Saal „Am Bock“ bereits gebucht. Kurzerhand wurde die Proklamation auf Sonntag, 3. Februar 1952 verschoben. Mit Hans Greis machte sich Cornelius Dederichs einige Tage später auf den Weg nach Köln, um vor Ort die bereits gebuchten Auftrittskräfte „umzubuchen“.
Als seine Adjutanten wählte Dederichs seinen Vereinskollegen Willi König und seinen Klassenkameraden Theo Jäger aus. Mit Willi König spielte Dederichs Feldhandball. Eine Tatsache, die am 3. Februar 1952 noch für Aufregung sorgte. Denn an diesem Tag, dem Tag der Proklamation, absolvierte die Gladbacher Feldhandball-Mannschaft ein Heimspiel gegen die Reservemannschaft von Bayer Leverkusen. Anpfiff war um 11 Uhr. Für Dederichs, der Mannschaftsführer war, keine Frage, dass er zum Spiel antrat. Am Ende siegten die Gladbacher mit einem Tor Vorsprung und den Pass zum Siegtor warf Cornelius Dederichs. Durch das Spiel, kam er allerdings mit Verspätung zur angesetzten Vorbesprechung mit den Karnevalisten im „Bock“. Das gefiel längst nicht allen Beteiligten.
Der damalige Gladbacher Bürgermeister Dr. Ignaz Tenckhoff, proklamierte den Prinzen mit den Worten: „Jetzt hab ich dich 1927 auf die Welt geholt, du hast nichts gesagt, da habe ich dir einen Klaps auf den Popo gegeben und du hast geschrien. Nun zeig mal, was du kannst“. Der Prinz zeigte es und sagte prompt die nächste Programmnummer an.
Die Regentschaft des Gladbacher Trifoliums war oftmals von „Do it Yourself“ geprägt. Bevor das Trifolium sich in zwei geliehenen, alten Autos auf den Weg zu den Terminen machte, traf man sich im „Bock“ und legte dann erst die Route für den Abend fest. Und natürlich setzte sich Prinz Cornelius höchtspersönlich ans Steuer eines alten Opel. „Es hat alles gut geklappt und wir haben unser Bestes gegeben“, sagt Cornelius Dederichs sichtlich stolz.

Redakteur/in:

Angelika Koenig aus Leichlingen

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