Bürgerinitiative plant Windpark
Aufwind für Glessen

Die Bürgerinitiative "Glessen autark" - René Klerx, Jutta Nett, Dr. Peter Pütz, Anne Keller, Rolf Brunkhorst, Dr. Detlef Werner und Heinrich Kuberski - plant einen Bürgerwindpark auf der Glessener Höhe. | Foto: Glessen autark
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  • Die Bürgerinitiative "Glessen autark" - René Klerx, Jutta Nett, Dr. Peter Pütz, Anne Keller, Rolf Brunkhorst, Dr. Detlef Werner und Heinrich Kuberski - plant einen Bürgerwindpark auf der Glessener Höhe.
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„Glessen autark" ist eine Initiative Glessener Bürgerinnen und Bürger, die sich für die weitere Verbreitung alternativer Energien einsetzt. Ziel ist, dass sich Glessen in naher Zukunft selbst mit umweltfreundlich erzeugter und preiswerter Energie versorgen kann und so unabhängig von den teuren Strompreisen wird. Nach der Realisierung von 100 Photovoltaikanlagen steht nun der nächste große Schritt an: Ein Bürgerwindpark auf der Glessener Höhe. Bei einer gut besuchten Informationsveranstaltung im Pfarrheim stellte die Interessengemeinschaft ihre Pläne vor.

Das Team um Rolf Brunkhorst, Dr. Peter Pütz, Dr. Detlef Werner, Jutta Nett, Anne Keller, René Klerx und Heinrich Kuberski hatte eigentlich mit mehr Gegenwind gerechnet, doch aus der anschließenden Diskussionsrunde kam trotz kritischer Fragen viel Unterstützung. „Das ist kein Einfall, der ein paar versponnenen Ü-50ern beim Wein gekommen ist“, stellte Betriebswirtin Jutta Nett klar. Die Idee stammt ursprünglich von Rolf Brunkhorst und Dr. Peter Pütz, beide schon durch diverse eigene Projekte aus dem Bereich der Solartechnik und Windkraft „erfahrene Veteranen“ auf dem Gebiet der alternativen Energien. Der Diplomingenieur aus Norddeutschland und der Landwirt wohnen beide mit Aussicht auf die „windtechnisch ideal gelegene“ Glessener Höhe. Seit Anfang 2019 reifte der Gedanke bei den beiden Nachbarn, auf der „Kippe“ Windräder zu errichten, mit dem das ganze umliegende Gebiet mit Strom versorgt werden könnte.

Erwies sich ein solches Projekt wegen diverser Widerstände zunächst als schwer realisierbar, machte sich die Initiative zunächst an die kleine Lösung und beriet Hausbesitzer bei der Installation von Photovoltaikanlagen auf Hausdächern und anderen geeigneten Orten. Rund 100 Anlagen wurden bereits realisiert – ein Engagement, das 2020 mit dem Klimaschutzpreis der Stadt Bergheim belohnt wurde. Durch die Erzeugung von einer Million Kilowatt Strom können 900.000 Tonnen CO² eingespart werden. „Die Beratung erfolgt als rein ehrenamtliche Tätigkeit, ohne dass irgendwelche wirtschaftlichen Interessen dahinterstehen“, erklärte Rolf Brunkhorst. Durch Sammelbestellungen werden die benötigten Komponenten wie Montagematerial, PV-Module, Wechselrichter und Batterien im Großhandel  günstiger. „Glessen autark" hilft auch dabei, geeignete Handwerker zu vermitteln. „Jeder Bauherr weiß, wie schwierig das momentan ist.“ Zurückgeworfen durch die Materialknappheit während der Corona-Pandemie, sieht sich "Glessen autark" inzwischen wieder im Aufwind, die Warteliste wächst.

„Nicht schön, aber notwendig“

„Die Zeiten haben sich geändert“, hob auch die Glessener Ortsbürgermeisterin Anne Keller hervor. Der Ausstieg aus Atomstrom und Kohle ist beschlossene Sache, die Länder müssen zwei Prozent ihrer Fläche zur Produktion erneuerbarer Energien bereitstellen. Die Glessener Höhe zählt bisher noch nicht zu den vier ausgewiesenen Bergheimer Vorranggebieten, eignet sich laut Physiker Dr. Detlef Werner aber „hervorragend als Standort von Windrädern.“ Nach Einschätzung des Windkraft-Experten reichen drei ca. 160 Meter hohe Windräder mit einem Flügeldurchmesser von 175 Metern aus, um 51 Millionen Kilowatt Strom zu erzeugen - "nicht schön, aber notwendig.“  Weder drohe eine „Verspargelung der Landschaft“, noch Gefahren für Vögel oder Menschen durch Infraschall, Verwirbelung oder Verschattung. Auch der erforderliche Abstand von mindestens 1.000 Metern zu den Häusern sei gegeben. Der Strom aus den drei großen Windrädern am süd-westlichen Rand des landwirtschaftlich genutzten Plateaus käme nicht nur den Bürgern zugute, die sich finanziell an dem Projekt beteiligen, sondern dem ganzen Dorf und weiteren Bergheimer Stadtteilen. Insgesamt könnten rund 39.000 Personen versorgt werden.

Für den „nächsten logischen Schritt“ soll jetzt die Änderung des Flächennutzungsplans durch einen Bürgerantrag vorangetrieben werden.  Nach der Planungsphase und dem Einholen der erforderlichen Gutachten zur Realisierbarkeit könnte die zweite Phase starten, die Gründung einer Betreibergesellschaft. Als Direktvermarkter ist eine Kooperation mit den Stadtwerken Erft vorgesehen. Die Projektkosten werden mit 30 Millionen veranschlagt, wobei 20 Prozent als Eigenkapital bereitgestellt werden müssten, der Rest würde finanziert. Vorgefühlt haben die Glessener auch schon beim Besitzer der landwirtschaftlich genutzten Fläche, der schon zugestimmt habe, seine Felder als Standort für den Bürgerwindpark zu verpachten.

glessen-autark.koelle.icu

Die Bürgerinitiative "Glessen autark" - René Klerx, Jutta Nett, Dr. Peter Pütz, Anne Keller, Rolf Brunkhorst, Dr. Detlef Werner und Heinrich Kuberski - plant einen Bürgerwindpark auf der Glessener Höhe. | Foto: Glessen autark
Im voll besetzten Pfarrheim stellte die Bürgerinitiative "Glessen autark" ihre Pläne vor.  | Foto: Anne Keller
LeserReporter/in:

Andrea Floß aus Bergheim

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