Auf dem Rücken der Pferde

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‚Wie baut man Hemmungen, Ängste, Vorbehalte gegenüber Schülern von anderen Schulformen? ab? Klar – indem man die Schüler beider Schulen was erreichen lässt, was sie vorher alle noch nicht konnten…‘ Das dachten sich die zwei Lehrerinnen Kerstin Rumsmüller vom Gutenberg- Gymnasium in Bergheim und Janina Goldberg von der Schule zum Zum Römerturm in Thorr. Und so war ein inklusives Projekt geboren zwischen dem Gutenberg-Gymnasium und der Schule zum Römerturm, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung: Während der Planungen, die fast ein Jahr dauerten, mussten Sponsoren gewonnen, Teilnehmer festgelegt, Programme abgesprochen, Reitpädagogen und Lehrkräfte gefunden werden. Aber dank großen Engagements konnte die spannende Aufgabe bewältigt werden: Es sollte ein Voltigierprojekt in Zusammenarbeit mit dem Pferdesport- und Reittherapie-Zentrum der Gold-Kraemer-Stiftung in Frechen- Königsdorf werden, das in unterschiedlicher Form vom Lionsclub Bergheim, der Druckerei Deckstein, der Gold-Kraemer-Stiftung und Möbel Hausmann unterstützt wurde. Das Programm wurde zusammen mit der Reitpädagogin Mareile Günther entwickelt und zudem konnten drei im pädagogischen Bereich studierende junge Frauen mit beträchtlicher Reiterfahrung als zusätzliche Betreuerinnen gewonnen werden. Und dann ging es los: 7 Schülerinnen und Schüler der Schule zum Römerturm aus den Klassen 7 - 9 trafen auf 12 Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 6 - 8 des Gutenberg-Gymnasiums, die teilweise aus der Internationalen Auffangklasse kamen Die Schülerinnen und Schüler vom Gutenberg- Gymnasium hatten weder Reit- noch Voltigiererfahrung, die Schülerinnen und Schüler von der Schule zum Römerturm teilweise, was ihnen zum Teil eine Expertenrolle ermöglichte. Am ersten Projekttag standen das gegenseitige Beschnuppern und Kennenlernen im Vordergrund. Das geht natürlich am besten, indem man zunächst einmal miteinander frühstückt, sich dann die Schule der „Anderen“ ansieht und schließlich gemeinsam loslegt. So fanden sich die 19 Schülerinnen und Schüler nach der Schulführung gemeinsam in der Turnhalle ein und machten zunächst einige Grundübungen, die im Kontext Pferd standen. Anschließend wurden Dreiergruppen gebildet, wobei jeweils zwei Schüler vom GuGy mit einem Schüler/ einer Schülerin vom Römerturm zusammenarbeiteten: es standen Vorübungen zum Voltigieren an. Hier mussten die Schüler unter anderem gemeinsam auf einen hohen Kasten kommen, was eine enge Zusammenarbeit erforderte. Anschließend musste mit gegenseitiger Hilfestellung das Gleichgewicht gehalten werden, um als Gruppe an Karten zum Thema Pferdepflege zu gelangen, die an den Kasten gehängt worden waren. Schon in dieser ersten Übungseinheit wurde klar: das Zusammenrücken der Schulgruppen funktioniert, denn die Berührungsängste waren spätestens mit der ersten Voltigierübung abgebaut. Es wurde auch schon zusammen auf dem Boden gehockt, getuschelt und gekichert und man freute sich am Ende gemeinsam auf den nächsten Tag, an dem es endlich zu den Pferden gehen sollte. Dieser begann dann mit dem Bustransfer mit einer bunt gemischten Schülergruppe zum Stall. Dort angekommen wurden die Schüler von einer Reittherapeutin in Empfang genommen und die Pferde konnten direkt bei der anschließenden gemeinsamen Stallarbeit „beschnuppert“ werden. Erkenntnisse wie „Iiiiiiiih, das riecht nach Pferd!“ oder „Mann, sind die groß.“ waren dabei bei den Schülern der zwei unterschiedlichen Schulen nicht selten. Aber alle wurden ja langsam an die Pferde gewöhnt: die anschließende Bodenarbeit mit den Pferden in der Reithalle fiel nicht allen leicht und einige trauten sich anfangs überhaupt nicht, das Pferd anzufassen oder am Halfter zu führen. Aber mit gemeinsamer Kraft, gegenseitigem Ermutigen und Zeigen, wie es geht, wurden immer mehr Schüler ermutigt und dadurch auch dazu befähigt, mit den Pferden in Kontakt zu treten und mit ihnen zu arbeiten. Dies war natürlich auch wichtig, denn am nächsten Tag sollte schließlich voltigiert werden. Und um zu voltigieren, sind Gleichgewicht, Koordination und Wissen nötig: dieses wurde dann im weiteren Verlauf des Tages erarbeitet: Auf dem Movie „Falkenauge“, einem bewegten Holzpferd zum Voltigiertraining wurde in Zusammenarbeit der Schüler der verschiedenen Schulen, der Reitpädagoginnen und der reiterfahrenen Betreuerinnen schweißtreibend gearbeitet.: in Kleingruppen halfen sich die Schüler gegenseitig beim Aufsteigen auf das Trainings-Volitgierpferd und beim Einstudieren der verschiedenen Figuren . Am Ende des Tages hatte es fast jeder geschafft, auf dem Trainingspferd zum Stehen zu kommen und den Stand auch zu halten – eine beachtliche Gemeinschaftsleistung für völlig untrainierte Neu- Voltigierer. Aber die neuen Kenntnisse und das bevorstehende Voltigieren am nächsten Tag brachten auch Ängste mit sich: ein Mädchen hatte sich am zweiten Tag nicht getraut, das Pferd zu führen. Diese hatte dann schließlich auch Bammel vor dem letzten Tag, an dem es ernst werden sollte: bevor es aber am dritten Tag aufs Pferd ging, gab es ein Stationenlernen zum Thema Pferdepflege, bei dem die Schüler einmal selbst Pferd spielten, sich gegenseitig Halfter und Gamaschen anlegten und so dabei auch anschaulich lernten, wie die diversen Dinge zu nutzen sind. Und dann ging es endlich in die Reithalle: In kleinen Gruppen wurde an zwei Pferden voltigiert und in der Mitte der Halle konnten diverse Aufgaben für die Balance, die Koordination und zum Aufwärmen vor dem Voltigieren gemacht werden. Auch hier wurden die Holzpferde rege genutzt, um nochmal schnell vor dem Voltigieren auf dem richtigen Pferd eine Figur zu üben oder aber sich beim gemeinsamen Trainieren der Voltigierfiguren die Zeit mit den anderen Teilnehmern zu vertreiben, mit denen inzwischen schon Freundschaften bestanden. Aber am tollsten war natürlich das Voltigieren auf den echten Pferden: im Schritt, im Trab und im Galopp wurden diverse Figuren unfallfrei ausprobiert. Einige haben es sogar geschafft, tatsächlich im Schritt auf dem Pferd zu stehen und auch im Galopp wurden bereits Kniefiguren formvollendet vorgeführt. Am Ende des Tages waren nicht nur die Schüler stolz auf sich, sondern sämtliche begleitende Erwachsene ebenfalls. Die Reittherapeutin, die im Vorfeld nicht wissen wollte, wer von welcher Schule kam, wurde dann doch neugierig und versuchte einmal die Kinder, die sie dann über zwei Tage begleitet hatte, den Schulen zuzuordnen. Nicht selten vertat sie sich dabei, was doch überraschend war. „Den Pferden ist es eben völlig egal, von welcher Schule ein Kind kommt!“ war ihr Resumée. Zufrieden und auch ein wenig traurig verließen die Schülerinnen und Schüler an diesem Tag den Stall, denn sie hatten viel Spaß miteinander gehabt, haben viel erreicht und neue Freunde hinzugewonnen, und doch war allen klar, dass die schöne, aufregende Zeit nun vorbei war – leider… Das Projekt endete schließlich am vierten Tag mit einem gemeinsamen Frühstück und dem Ansehen des während des Projektes durch drei Oberstufenschüler erstellten und zusammengeschnittenen Films, bei dem alle ihre schönen Erinnerungen noch einmal Revue passieren lassen konnten. Am Ende waren sich alle einig: Es war eine tolle Zeit und das Ziel des Zusammenwachsens der beiden Schülergruppen war mehr als erreicht.

Redakteur/in:

Hanno Kühn aus Elsdorf

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