Hochwasser-Krippe
Doppelte Erinnerung und Symbol - nicht nur für Familie Heinen

Die Hochwasser-Krippe der Familie Heinen - einmal komplett restauriert von Dolfi, Hans, Jochem und Jürgen und jüngst von Schlamm befreit - soll als Erinnerung und als Symbol stehen für die vielen Flut-Erinnerungen, negative, aber eben auch positive. | Foto: Heinen
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  • Die Hochwasser-Krippe der Familie Heinen - einmal komplett restauriert von Dolfi, Hans, Jochem und Jürgen und jüngst von Schlamm befreit - soll als Erinnerung und als Symbol stehen für die vielen Flut-Erinnerungen, negative, aber eben auch positive.
  • Foto: Heinen

Unter den meisten Weihnachtsbäumen finden sich Krippen, die die Weihnachtsgeschichte rund um die Geburt Jesu ­darstellen. Die „Hochwasser-Krippe“ der Familie Heinen ist ganz bestimmt eine besondere und ein ­Zeichen der Erinnerung und der Hoffnung.

„Die Krippe befindet sich schon viele, viele Jahre im Besitz unserer Familie“, beginnt Jochem Heinen die Geschichte der außergewöhnlichen „Hochwasser-Krippe“. Die Großeltern stellten die Figuren bereits in der Weihnachtszeit auf.

Erster Hochwasser-Schaden 1956

Als am 29. Mai 1956 in Folge eines Wolkenbruchs eine Hochwasserka­tas­trophe die Region Bad Münstereifel traf, wurde die Krippe das erste Mal von einer Flut gezeichnet: „In Eicherscheid überflutete das Wasser damals die Bundesstraße 51. Die Flut drang in die Wollspinnerei Oberfollmühle ein. Zentnerschwere Maschinen wurden weggerissen. Und auch in die Stadt Münstereifel strömte die Flut durch das Orchheimer Tor in viele Straßen. Ein Stück der Erftmauer am Michael-Gymnasium stürzte ein. Das Wasser stieg auch damals über die Erftmauern, strömte durch die Wertherstraße und drang in Keller- und Geschäftshäuser ein - auch in den Keller unserer Familie. Alles, was dort lagerte, ertrank in Wasser und Schlamm, auch die alte Weihnachtskrippe“, weiß Jochem Heinen zu berichten. Vom Wasser gezeichnet verschwand die Krippe in einer Kiste, wurde weggeräumt und geriet in Vergessenheit. Nach über zehn Jahren tauchte das zerstörte Heiligtum der Großeltern nach Aufräumarbeiten wieder auf und fand den Weg zurück zur Familie Heinen.

Familie Heinen restauriert ihre "Hochwasser-Krippe"

„Wir nahmen die Krippe dankend an und nannten sie fortan unsere ‚Hochwasser-Krippe‘. Verschmutzt, verkleistert, aufgedunsen und ausgewaschen sahen die Figuren aus. Ihre Gesichter waren nicht mehr zu erkennen, sie schienen zu weinen. Wir beschlossen, dieser Krippen-Familie müssen wir helfen“, erinnert sich Jochem Heinen zurück. Die Eltern, Dolfi und Hans, restaurierten die Krippenfiguren mit Jochem, damals 6 Jahre alt, und Jürgen, seinerzeit 5 Jahre alt, in liebevoller Detailarbeit. Seither war die „Hochwasser-Krippe“ der ganze Weihnachtsstolz der Familie, der 2010 auch beim Krippenweg in Bad Münstereifel in einem der geschmückten Schaufenster samt der zugehörigen Geschichte zu bestaunen war. Nach dem Tod der Eltern „erbte“ Jochem die Krippe, für die sich dieses Jahr nun das Schicksal wiederholte: Rund 65 Jahre nach dem ersten Hochwasser erlebte die Krippe im Sommer die zweite Flutkatas­trophe: „Wie bei vielen anderen wurde am 14./15. ­Juli auch unser Keller überschwemmt. Alle Sachen waren nass, zum Teil zerstört und einiges wurde sogar weggeschwemmt. Die Holzkiste, in der sich unsere Krippe befand, war ebenfalls mit Schlamm überzogen. In diesen schwierigen Tagen hatten meine Frau Alexan­dra und ich aber keine Zeit, uns um die Krippe zu kümmern. Also wurde die Holzkiste zunächst an die Seite gestellt - bis zum 4. Advent“, fasst Jochem Heinen zusammen.

Krippe als Symbol - mit negativen und positiven Erinnerungen

Überraschenderweise hatten die Gipsfiguren die Flut gut überstanden, keine Figur war kaputt. „Die dicke Glanzlack-Schicht hat wohl für einen guten Schutz gesorgt. Alles musste nur gründlich gereinigt werden“, freute sich Familie Heinen. Der Stall allerdings musste neu gebaut werden. Jetzt strahlt die Krippe wieder unter dem Weihnachtsbaum - und steht für Jochem Heinen als Symbol: „Unsere Hochwasser-Krippe wird uns künftig jedes Jahr an die vielen Opfer der Flutkatastrophe erinnern und daran, dass viele Menschen so viel verloren haben. Aber sie steht auch für so viele positive Erlebnisse: für die Hilfe von Nachbarn, Freunden und unzähligen unbekannten Menschen, die uneigennützig aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland zum Helfen kamen, oder für die vielen ehrenamtlichen Helfer von Feuerwehr, THW, Polizei und Security, die für Verkehrsführung und Sicherheit sorgten. Und auch für die vielen, vielen Jugendlichen, die, ohne groß zu fragen überall mit anpackten.“

Die „Hochwasser-Krippe“ der Familie Heinen hat also viel zu erzählen - nicht nur in diesem so besonderen Jahr...

Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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