Kleines Theater - wie geht's weiter?
Theater soll erhalten bleiben

Das Kleine Theater Bad Godesberg hat in der deutschen  Theaterszene einen ganz besonderen Stellenwert. 2019 wird Walter Ullrich sein Lebenswerk gerne in die Hände einer jüngeren engagierten Mannschaft übergeben wollen. | Foto: AS
  • Das Kleine Theater Bad Godesberg hat in der deutschen Theaterszene einen ganz besonderen Stellenwert. 2019 wird Walter Ullrich sein Lebenswerk gerne in die Hände einer jüngeren engagierten Mannschaft übergeben wollen.
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Bad Godesberg - Jeder Mensch wird mal älter und denkt dann irgendwann ab dem 60.
Lebensjahr an die Planungen für den beruflichen Ruhestand. Auch der
älteste deutsche Theater-Intendant Walter Ullrich, der im Jahr 1958
das Kleine Theater Bad Godesberg in einem Keller an der Ubierstraße
gründete, und der inzwischen stolze 86 Jahre alt ist, stehen die
Planungen für den Ruhestand an. Im Jahr 2019 läuft der Mietvertrag
für das heutige Theatergebäude am Bad Godesberger Stadtpark aus.
Dann will Ullrich aus Altergründen als künstlerscher Leiter
zurücktreten. Dann werden die Weichen für das 1969 an Walter Ullrich
überlassene ehemalige Bürgermeisterhaus im Stadtpark neu gemischt.
Damals hatte Ullrich das Haus ohne jede städtische Unterstützung zu
einem Theater umgebaut.

Stolz blicken seine Fans und die Bühnenwelt auf Walter Ullrich, der
dann das Theater ununterbrochen 61 Jahre lang geleitet hat, eine
Dauer, die es in der Theatergeschichte noch nie gegeben hat. Damit die
Erhaltung des Kleinen Theaters gelingt, hat sich eine Gruppe Bad
Godesberger Bürger bereit erklärt, das Theater von der Stadt Bonn zu
mieten und weiterzuführen. Der neue Vorstand der Freunde des Kleinen
Theater e.V. besteht aus der aus Bad Godesberg stammenden Blueslegende
Richard Bargel, der eine Gruppe von Bad Godesberger Unterstützern
hinter sich weiß, aus Bettina Montazem, als künftige erste
Vorsitzende und künstlerische Leiterin und dem Bonner Frank
Oppermann, der sich als kaufmännischer Leiter engagieren will.

Bettina Montazem leitet seit nahezu elf Jahren das „Ensemble
Phoenix“ – ehemals „Theater die Baustelle“, ein bundesweit
tätiges Tourneetheater. Sie wird sich am 11. und 12. Oktober mit
ihrer Inszenierung von Bert Brecht’s „Mutter Courage und ihre
Kinder“ als Gastspiel im Kleinen Theater erstmals dem Bad
Godesberger Publikum vorstellen. Für den Verein „Freunde des
Kleinen Theaters“ findet bereits am 10. Oktober eine geschlossene
Aufführung statt. Im Jahre 2018 wird Bettina Montazem weitere
Gastspiele im Kleinen Theater zur Aufführung bringen. Die künftigen
Nachfolger von Walter Ullrich wollen dessen Werk erhalten und behutsam
in die Zukunft führen und damit Bonn und Bad Godesberg ein Stück
seiner kulturellen Identität bewahren, sagt Frank Oppermann. Er
ergänzt: „In der Zwischenzeit haben wir, um einen möglichst hohen
Rückhalt in unseren Gesprächen mit der Stadt Bonn zu erhalten, eine
Petition gestartet:
https://www.openpetition.de/petition/online/das-kleine-theater-bad-godesberg-erhalten,
sowie zahlreiche Gespräche mit Vertretern der Stadt, sowie den
Parteien geführt. Wir möchten das Bestehende bewahren und mit
Bedacht in die Zukunft führen. Durch die wegfallenden  Fördermittel
der Stadt und des Landes von rund 125.000 Euro ab dem Ende des
jetzigen Mietvertrages mit Walter Ullrich im Jahr 2019, müssen wir
mit den vorhandenen Einkünften das Projekt komplett aus eigener Kraft
stemmen. Dazu haben wir allen Beteiligten ein tragfähiges Konzept
vorgelegt. Dieses sieht auch Mietzahlungen und Instandhaltungsausgaben
der städtischen Immobilie vor. Die Stadt hat also keine Ausgaben mehr
und hat durch unser Konzept künftig sogar einen Mehrwert durch
Instandhaltungsinvestitionen beziehungsweise Miete. Also das absolute
Gegenteil der jetzigen Situation, obwohl wir damit den Erhalt einer
Godesberger Institution sichern wollen, die wie wir sehr wohl wissen,
einen gewissen Renovierungsstau mit sich trägt. Die eigentliche
Bausubstanz ist aber nach einer gutachterlichen Begehung solide.“
Und dennoch scheinen die Bedenken zu überwiegen, so dass durch die
Verzögerungen die Planungen insgesamt gefährdet sein können. Die
Initiatoren für das Übernahmeprojekt hoffen nicht in eine ähnliche
Situation zu geraten, die man beim Bonner Pantheon Theater erleben
musste. Das wäre für alle Seiten ein Verlust.

- as

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