Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium
Fiktive Bürgerversammlung

In der Mensa stellte sich die Stadtverwaltung bei einer fiktiven Bürgerversammlung zum Thema „Seequartier“.  | Foto: Stadt Wiehl
  • In der Mensa stellte sich die Stadtverwaltung bei einer fiktiven Bürgerversammlung zum Thema „Seequartier“.
  • Foto: Stadt Wiehl

Wiehl. Wie funktioniert Demokratie vor Ort? Das haben Schülerinnen und Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums anhand eines konkreten Projekts erfahren: Bei einer fiktiven Bürgerversammlung ging es um das Seequartier.

Die Szenerie in der Mensa des Gymnasiums glich der einer echten Bürgerversammlung: Auf dem Podium saß die Verwaltungsspitze mit Bürgermeister sowie den Fachleuten aus der Stadtplanung. Die Bürgerschaft im Saal bildeten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10. Sie hatten sich im Politikunterricht auf das Thema Seequartier vorbereitet und nahmen nun verschiedene Rollen ein. Die Bandbreite reichte vom wohlwollenden Fragesteller bis zur hartnäckigen Kritikerin.

Politiklehrer Jochen Poppe forderte die Jugendlichen bei der Begrüßung auf, „die Verwaltung zu löchern“ mit Blick aufs Projekt Seequartier: „Ich möchte, dass ihr euch kritisch damit auseinandersetzt.“

Gemeinsam hatten Poppe und seine Kollegin Almuth Hofmann mit inhaltlicher Unterstützung durch die Stadtverwaltung im Unterricht Fakten zu dem Vorhaben genutzt, Rollen der Beteiligten geklärt und auf ein Ziel hingearbeitet: „Die Jugendlichen sollen lernen, wie demokratische Entscheidungsprozesse in der Kommune ablaufen.“

Die Initiative zu der Unterrichtsreihe war von Bürgermeister Ulrich Stücker gekommen. „Ich finde es wichtig, dass die jungen Leute anhand eines konkreten Projekts erfahren, dass es oft keine schnelle und einfache Lösung gibt, sondern komplexe Zusammenhänge zu berücksichtigen sind“, sagte er.

Langwierige Verfahren

Welche teils verschlungenen Pfade in einem solchen Verfahren zu gehen sind, schilderten Planungsamtsleiter Marcus Köster und seine Stellvertreterin Silvia Böhnke. Von der Abstimmung mit übergeordneten Behörden, Altlastenuntersuchungen, der Entwidmung von Bahnflächen bis zum Hochwasserschutz reichen die Anforderungen. Zum Planungsprozess gehört auch eine Bürgerbeteiligung. „Wir informieren frühzeitig, lange bevor der Plan feststeht“, erklärte Marcus Köster: „Planung ist keine Einbahnstraße, wir sind sehr an Rückmeldungen interessiert. Beispielsweise könnten wir etwas übersehen haben, das so zur Sprache kommen würde.“

Plenum

Entsprechend konnten dann die Jugendlichen im Plenum als Bürgerinnen und Bürger agieren, Fragen stellen und Kritik äußern. Bürgermeister Ulrich Stücker fühlte sich gleich wie in einer echten Bürgerversammlung, da fast niemand in der ersten Reihe saß. „Ich finde das schade, weil es eine Distanz aufbaut zwischen Verwaltung und Bevölkerung“, so der Bürgermeister – dem die Gäste gern näherrücken dürfen.

Mit Stücker auf dem Podium saßen der Erste Beigeordnete Peter Madel und die stellvertretende Leiterin des Baudezernats, Alexandra Noss. Dazu kamen gleich drei Pressesprecher, die allerdings aus den Reihen der Jugendlichen stammten.

Verschiedene Themengebiete

Beschäftigt wurden die Verantwortlichen während der anderthalbstündigen Versammlung durch Fragen zu den verschiedensten Themengebieten. Wer soll im Seequartier wohnen, wo sollen die Leute parken, wie ist der Schutz vor Hochwasser gesichert, wer soll das alles bezahlen, wo läuft der Verkehr lang? Das Thema Parken trieb mehrere um. Bürgermeister Ulrich Stücker konnte antworten: Für die Dauerparker auf den Wiehlpark-Parkplätzen soll ein Parkhaus an der Eishalle errichtet werden. Und die Gäste des Parks können künftig auf dem Mottelbach-Parkplatz jenseits der Eisenbahnschienen parken, erläuterte Stadtplanerin Silvia Böhnke.

Auf die Frage, ob im Seequartier Eigentums- oder Mietwohnungen entstehen sollen, sagte sie: „Das Ziel ist eine gute Mischung aus beidem.“

Offenbar konnte die Verwaltung die versammelte Schüler- beziehungsweise Bürgerschaft überzeugen:

Bei der abschließenden Abstimmung sprach sich eine überwältigende Mehrheit für den Bau des Seequartiers aus.

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RAG - Redaktion

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