Wesselinger seit Kriegsbeginn in der Ukraine
Die Lage ist schwierig

Dieses Foto entstand bei der ersten Fahrt: Oliver Ring sitzt am Steuer des roten Geldtransporters, der vollgepackt mit Hilfsgütern ist. Gemeinsam mit Tochter Marie machte sich der 55-Jährige auf den Weg in die Ukraine, wobei klar war, dass Marie nicht mit ins Kriegsland einreist, sondern vorher nach Hause fliegt. | Foto: Marie Isabel Ring Dafonte
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  • Dieses Foto entstand bei der ersten Fahrt: Oliver Ring sitzt am Steuer des roten Geldtransporters, der vollgepackt mit Hilfsgütern ist. Gemeinsam mit Tochter Marie machte sich der 55-Jährige auf den Weg in die Ukraine, wobei klar war, dass Marie nicht mit ins Kriegsland einreist, sondern vorher nach Hause fliegt.
  • Foto: Marie Isabel Ring Dafonte
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Odessa/Wesseling. Täglich kommen hunderte Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland. Sie werden hier versorgt, erhalten Essen, Trinken, Kleidung, Geld, oder auch Karten für den Mobilfunk. Die Hilfsbereitschaft der Deutschen - auch hier bei uns im Rhein-Erft-Kreis - ist groß, die Sympathie für die Menschen aus der Ukraine ungebrochen.

Doch es gibt auch Männer und Frauen, die sagen, das alles reicht nicht. So werden zum Beispiel Hilfstransporte mit dringend benötigten Gütern organisiert, die bis zur Grenze - zumeist Rumänien - gebracht und von dort aus weiter verteilt werden. Der Wesselinger Oliver Ring gehört zu diesen Menschen, denen es nicht genügt, Geld zu spenden oder Flüchtlingen in Deutschland zu helfen. Er sagt, die Hilfe muss vor Ort ankommen.

Und genau aus diesem Grund hat er unmittelbar nach Kriegsausbruch überlegt, was er, ein 55 Jahre alter Mann mit Zeit und einer unglaublichen Energie tun kann, um vor Ort zu helfen.

In einem Kölner Café sitzt Oliver mit seinem Notebook gegenüber einer Bank, als er einen Geldtransporter erblickt, der gerade aus dem Geldinstitut kommt. Und da zündet bei Oliver Ring die Idee - er macht sich auf die Online-Suche nach einem ausrangierten Geldtransporter, denn diese sind gepanzert.
Der Wesselinger kauft einen in Italien mit der Klassifizierung B7, sprich, das Fahrzeug sei so gut gepanzert, dass es dem Feuer einer Kalashnikov standhalte.

Zurück in Deutschland packen er und Tochter Marie (22) den Wagen voll mit Hilfsgütern, darunter Feuerlöscher, Krankenhausmaterial zur Wundversorgung, Erste Hilfe Kästen und vieles mehr.
Die beiden machen sich auf den Weg, werden an der rumänischen Grenze gestoppt, weil die Behörden wegen des Kurzzeit-Kennzeichens Ärger machen. Schlussendlich fliegt Marie von dort ins Rheinland zurück, der Vater organisiert drei Abschleppunternehmen, die den Wagen fünf Tage quer durch Rumänien „huckepack“ bis zur ukrainischen Grenze bringen.

Dort darf Ring problemlos ins Land einreisen. Auch, weil er im Vorfeld schon Kontakte zu örtlichen caritativen Organisationen geknüpft hatte, und die Abgabestelle für die Hilfsgüter fest stehen. Den Grenzern ist schnell klar, hier kommt keiner, der sich Separatisten anschließen will, oder für den Feind spioniert, hier kommt jemand, der einfach nur helfen will.

Angekommen in Odessa liefert er die erste Ladung an Hilfsgütern ab, bezieht Quartier im Hotel und tut seitdem das, was er am besten kann: Verbindungen knüpfen, Menschen zusammen bringen, weitere Hilfsgüter organisieren und vermitteln. Und natürlich fleißig Spenden sammeln, zumeist über sein Profil in dem beruflichen Online-Netzwerk LinkedIn.

Den roten gepanzerten Transporter hat der Wesselinger mittlerweile dem ukrainischen Militär geschenkt, er hat einen weiteren Transporter, der allerdings nur über eine B4 Panzerung verfügt, gekauft. „Mir reicht das, ich bin ja nicht unmittelbar an der Front“, sagt er im Telefonat mit der Redaktion vor einigen Wochen.

Aktuell sei die Lage sehr schwierig, wie Ring diese Woche berichtete: Es gebe vermehrt Raketeneinschläge, „30 letzte Nacht“, so der 55-Jährige im Telefonat mit der Redakteurin: „Die Lage wird immer enger. Immer mehr „Innenflüchtlinge“ kommen nach Odessa. Die Leute haben keine Arbeit, kommen bei Freunden oder Verwandten unter, Schulen und Turnhallen werden für sie umgerüstet“.

Beim ersten Mal, als er nächtens beim Alarm in den Bunker eilt, fallen ihm zwei Hunde auf: „Lucky“ und „Oliver“: „Lucky OIiver - ich fand, das war ein gutes Zeichen“, so der 55-Jährige.

Oliver Ring ist vor Ort unermüdlich, trifft sich mit Hilfsorganisationen, organisiert weiter Paletten mit Hilfsgütern, vermittelt, telefoniert, whatsappt, trifft Hilfsorganisationen, ist präsent. Gerade läuft das Projekt „Brunnen“, denn das Frischwasser wird knapp. Natürlich sammelt er auch hierfür weiter Spenden.
Und über das berichtet der Ex-Banker auch auf seinem Instagram-Account, den ihm seine Kinder angelegt haben: orca.project.ukr

Hier findet man auch die Angaben zum Spendenkonto, und Ring ist dankbar über jede Zuwendung, denn am meisten fehlt es an Geld, um neue Hilfsgüter zu kaufen. Gebraucht werden zum Beispiel dringend Materialen zur Wundversorgung, Damenhygiene-Artikel und - Sprit. Denn der ist natürlich knapp wird von der Regierung rationiert ausgegeben

Redakteur/in:

Montserrat Manke

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