Motorradgottesdienst in Waldbröl
Wenn der Pfarrer den Teufel reitet

- Hunderte hatten sich zum MOGO auf dem Marktplatz versammelt. Im Rahmenprogramm waren die totgeglaubten russischen Ural-Motorradgespanne die Hingucker.
- Foto: Jürgen Sommer
- hochgeladen von RAG - Redaktion
Waldbröl - Wenn der Herr Pfarrer zum Gasgeben animiert, dann kann es nichts
Schlechtes sein, so sollte man meinen. Wenn man weiß, dass der Herr
Pfarrer sich von einer Ducati, Typ Diavel, mit 160 PS durch die Lande
tragen lässt, kommt man vielleicht ins Zweifeln und wenn man
erfährt, dass der Herr Pfarrer in „Motorradklamotten“ einen
Gottesdienst abhält, dann versteht so mancher die Welt nicht mehr.
Alles ist etwas anders beim MOGO, dem Motorradgottesdienst in
Waldbröl, der vergangenen Sonntag seinen 20. Geburtstag feierte.
Beim MOGO wird zwar geläutet, dazu braucht es allerdings keine
Glocken sondern viele Motoren, viele Bikes. Kein anderer als Pfarrer
Jochen Gran führt beim „Läuten“ der Motoren Regie: „Motoren
bitte anlassen. Wir geben Gas! Zuerst die Einzylinder, danach die
Zweizylinder, etwas verhalten die Dreizylinder und schließlich die
Vierzylinder“.
Genau das ist mit dem Läuten der Motoren gemeint! Infernalisch die
Geräuschkulisse! Von der Bühne feuert Gran an: „Drehen, drehen,
drehen, lasst die Zylinder krachen, zur Ehre Gottes!“
Vorbei an allen Richtlinien des Lärmschutzes! Von höchster Stelle
genehmigt, denn der liebe Gott schaut zu! Für diese Szenarien lieben
die über 200 Motorradfreaks wohl ihren Pfarrer, der mit seiner Ducati
„Diavel“, (übersetzt „Teufel“) den Asphalt brennen lässt.
Wenn man so will, dann reitet der Herr Pfarrer den Teufel. Das hat
doch was! Gran kann aber auch anders.
Er kann predigen und das außergewöhnlich! Dafür kommen Volker Eyl
und seine Frau Marion aus Maxsain im Westerwald mit ihrem Feuerstuhl
zum MOGO nach Waldbröl. Schon zum dritten Mal.
„Da hört man immer eine gute Predigt bei außergewöhnlicher
Atmosphäre“, so ihr Statement. Gran steht auf der Bühne und macht
gleich zu Beginn klar: „Der MOGO ist mehr als eine Show, er ist
immer noch ein Gottesdienst!“
Die Predigt stützt er auf einen Text aus dem Johannes Evangelium.
„Komm und sieh“, wiederholt Gran immer wieder und appelliert an
die Neugier und Offenheit allem Unbekannten gegenüber, er mahnt ein
friedliches Miteinander an. Komm und sieh was dran ist, an Jesus, am
Islam, an all dem Fremden in der Welt oder auch am
Motorradgottesdienst!“
Nach der Predigt folgen die Fürbitten und schließlich betet der Mann
Gottes in den Motorradstiefeln gemeinsam mit den mehreren hundert
Teilnehmern das „Vater unser“. Natürlich gab es wieder ein
Rahmenprogramm.
Die russische Fahne auf der Bühne signalisierte die Richtung.
Geschichten um die russische Motorrad-Marke URAL, die längst
totgeglaubte Maschine, die in der Normalausführung als Gespann gebaut
wird und die angeblich nur mit einem Schuss Wodka im Tank fährt,
wurde von Motorradhändler Paul Weis mit aktuellen Zahlen, Daten und
Fakten vorgestellt.
Wie er in Russland mit seiner Ural zentnerweise Kartoffeln im
Seitenwagen vom Feld nach Hause transportierte und der Polizei
Streiche gespielt hat, erzählte Wladimir Reimer. Musik gab es von der
Jordan Wells Band und dem russischen Gesangsensemble der
freikirchlichen Gemeinde LOGOS. Kein Gottesdienst ohne Kollekte und
die wurde stilgerecht gesammelt – im Motorradhelm! Kein MOGO ohne
Korso und der fand nach Streckenlängen differenziert statt.
Die Kreuzungsbereiche wurden von der Feuerwehr gesichert. So machten
sich die Biker auf den Weg geleitet von den Worten: „Geht und fahrt
mit dem Segen Gottes!“
Weitere Bilder:
www.lokalanzeiger.de
- Jürgen Sommer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare