Wolfgang Weber im Interview
Der Ex-Nationalspieler genießt hohes Ansehen in Porz

Wolfgang Weber feiert am 26. Juni seinen 77. Geburtstag. | Foto: Kilian
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  • Wolfgang Weber feiert am 26. Juni seinen 77. Geburtstag.
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Porz - (wk). Mit dem ehemaligen FC-Profi und Fußball-Nationalspieler
Wolfgang Weber hat der Porzer Fußball eine echte Sportler-Legende in
seinen Reihen, der auf eine fantastische und aufregende
Fußballer-Karriere verweisen kann. Weber, ein echter „Porzer
Jung“, wird in den nächsten Tagen 77 Jahre alt und macht aus seiner
Liebe zur SpVg. Porz keinen Hehl. Für uns ein willkommener Anlass,
den sympathischen Sportsmann aufzusuchen und zu befragen. 

Herr Weber, Sie haben in ihrer Vita 356 Bundesligaspiele für
den 1. FC Köln stehen, wurden dort aktiv einmal Deutscher Meister und
DFB-Pokalsieger und waren im Europacup mit dem FC unzählige Male
unterwegs. Jetzt hat sich ihr FC in der Relegation nochmal gerettet,
bleibt damit im Bundesliga-Oberhaus. Wie sehr haben Sie gelitten, was
ist in ihren Augen gut und was ist schlecht gelaufen?

Wolfgang Weber: Also ich habe wirklich ziemlich gelitten, keine
Frage. Wir hatten am Ende Glück, dass wir die Relegation mit dem
überragenden 5:1 in Kiel geschafft haben und damit weiter in der
Bundesliga bleiben konnten. Vieles ist sicherlich nicht gut gelaufen,
das muss man zwingend nachbereiten und verändern. Man darf hier nicht
die Augen verschließen, denn ein zweites Mal einer solchen
Zittersaison wollen wir doch alle nicht. Natürlich hatten wir auch
viele verletzte Spieler, und das konnten wir manchmal einfach nicht
kompensieren. Mit Trainer Steffen Baumgart haben wir sicherlich einen
sehr guten Trainer für die kommende Spielzeit verpflichten können,
der dem Club weiterhelfen wird. Mit seiner unnachahmlichen Art,
Erfahrung und Begeisterung wird er sicherlich unsere Mannschaft wieder
auf einen guten Weg bringen.

Ihre zweite große Fußball-Liebe gehört der SpVg. Porz, wo Sie
ihre ganze Fußball-Jugend verbrachten. Sie sind Ehrenmitglied beim
Porzer Traditionsclub und engagieren sich im Verein mit vielen
organisatorischen Dingen. Was ist das Besondere an ihrem Heimatclub
und was hat Ihnen gerade in der fußballlosen Zeit am meisten
gefehlt?

Wolfgang Weber: Mit meinem Heimatclub SpVg. Porz verbinde ich vor
allem die familiäre Atmosphäre, die hier vorherrscht. Wir kennen uns
alle schon unzählige Jahre, schätzen und respektieren uns und sind
froh, dass wir uns nach so langer Zeit vor einigen Tagen an der
Platzanlage wiedersehen konnten. Besonders mit unserem
Vereinsvorsitzenden Peter Dicke und Frau Birgit, Heinz Rothes, Peter
Safarowski und Dragan Balog diskutieren wir da über alle Belange, die
der Fußball so her gibt. Das habe ich sehr vermisst. Und natürlich
ist „Charly“, das Hundemaskottchen der SpVg. Porz immer dabei und
überwacht die Diskussionen (...lacht...). Der Club ist ein Stück
Geschichte für mich, hier habe ich meine Jugend verbracht, ehe ich
dann zum FC ging. Auch während meiner FC-Zeit haben mich die
Geschehnisse bei der SpVg. immer interessiert. Und wenn man bedenkt
das mit den Porzern Bernd Cullmann, Herbert Neumann und mir drei
gestandene FC-Bundesligaspieler und sogar Welt- und Vizeweltmeister
hervorgegangen sind, dann kann die damalige Porzer Fußballzeit mit
den guten Entwicklungsmöglichkeiten und teilweise hervorragenden
Trainern nur gut gewesen sein. Nicht zu vergessen sind auch Karl Heinz
Brendel, Johannes Strotmann u.a., die beim FC in der II. Mannschaft
unterwegs waren. Und natürlich Carsten Cullmann, der noch zwei Jahre
hier in der Porzer Mannschaft aktiv war, ehe er zum FC wechselte und
dort Karriere machte.

Wie haben Sie den endgültigen Corona-Saisonabbruch aufgenommen?
Konnten Sie die Haltung und Entscheidung des Fußballverbands
Mittelrhein teilen?

Wolfgang Weber: Diese Saisonabbruch-Entscheidung zu treffen, war
sicherlich nicht einfach und schön für alle Beteiligten, aber sie
war in meinen Augen einfach unumgänglich. Es bleibt zu hoffen, dass
wir in diese Situation nie wieder kommen, wozu sicherlich auch zählt,
dass man aus den Erfahrungen lernt.

Egal wo Sie in der Region Köln zum Fußballbesuch sind, Sie
sind ein gerngesehener Gast und genießen eine große Anerkennung. Wie
ordnen Sie diese große Wertschätzung persönlich ein?

Wolfgang Weber: Natürlich freue ich mich immer wieder, wenn mich
die Leute auf meine damalige Fußballerzeit oder Erlebnisse
ansprechen. Meist geht es natürlich um das „Wembley-Tor“ oder den
„Wadenbeinbruch von Rotterdam“, wo wir mit dem FC im
Europacup-Viertelfinale der Landesmeister gegen den FC Liverpool per
Münzwurf unglücklich ausschieden. Ich bekomme noch heute in der
Woche gut ein Dutzend Briefe mit Autogrammwünschen, die ich
natürlich gerne erfülle. Oftmals sind es tolle Sammlerstücke, auf
denen ich mit meiner Unterschrift etwas zur Vervollständigung
beitragen kann. Und auch die große persönliche Wertschätzung auf
den vielen Fußballplätzen in und um Köln herum freut mich sehr.

Sie beobachten aufmerksam die Porzer Fußballszene, und ihr Wort
hat Gewicht. Wie hat sich aus ihrer Sicht der Porzer Fußball
allgemein in den letzten 20 Jahren entwickelt?

Wolfgang Weber: Die Fußballszene hat sich in Porz natürlich ein
wenig gewandelt. Die SpVg. ist heute mit ihrer Landesliga-Mannschaft
das fußballerische Porzer Aushängeschild. Germania Zündorf, der SV
Westhoven-Ensen und der VfL Poll haben sich in der Bezirksliga stabil
etabliert. Prometheus vertritt die Porzer in der A-Liga und der RSV
Urbach muss sich erst mal wiederfinden. Natürlich wäre es toll wenn
in geraumer Zeit ein zweiter Landesligist dazukommen würde. Ich denke
auch, dass sich das spielerische Element durch die Vielzahl der neuen
Kunstrasenplätze verbessert hat und das man in Porz sehr wohl guten
Ligafußball auf gutem Niveau zu sehen bekommt. Ich erinnere mich im
letzten Jahr an das Derby zwischen Porz und Spich (4:3), was von der
Intensität und Klasse mehr als nur Landesligaformat hatte.

Die SpVg. Porz geht mit Trainer Jonas Wendt in ihre dritte
Landesliga-Spielzeit. Was trauen Sie der Elf in der neuen Spielzeit zu
und was erhoffen Sie sich im allgemeinen von der neuen Saison
21/22?

Wolfgang Weber: Für mich ist Jonas Wendt genau der richtige Mann
am richtigen Ort. Er lebt und liebt sein Trainerdasein und kann seine
großen Erfahrungen hier einbringen und weitergeben. Er hat einen sehr
guten Draht zu den Spielern und ist trotzdem Autoritäts- und
Respektsperson. Er beherrscht die Verbindung zwischen
freundschaftlicher Kameradschaft und der Ernsthaftigkeit eines
Trainers in Perfektion. Das seine Philosophie Erfolg hat, sieht man an
unserer Mannschaft und an seiner Trainercrew. Ich denke das die
Mannschaft auch in der kommenden Saison, die hoffentlich ohne große
Komplikationen über die Bühne gehen, eine hervorragende Rolle
spielen wird
.

Kommen wir zur Nationalelf. Sie waren im WM-Finale 1966 der
Spieler, der das legendäre „Wembley-Tor“ aus nur fünf Metern
Entfernung live erlebte. Sie haben bis heute unzählige Male die eine
entscheidende Situation mit der großen Frage: „War der Ball
drin?“ geschildert und werden nicht müde, diesen zeitlosen Moment
im Detail zu erklären. Das es überhaupt zu diesem Moment kam, haben
wir auch Ihnen zu verdanken, denn kurz vor Ende der 90 Minuten
erzielten Sie noch den 2:2-Ausgleich, was dann die Verlängerung zur
Folge hatte. Wie denken Sie heute, 55 Jahre danach, über diesen
„Wembley-Mythos“?

Wolfgang Weber: Das Wichtigste vorneweg: „Der Ball war nicht
drin!“ Auch 55 Jahre danach ist die Situation bei mir noch
eingebrannt, und ich werde bei Nachfragen wirklich nicht müde, den
Augenblick des legendären „Wembley-Tor“ zu schildern. Ich denke
aber auch, dass die Engländer nicht unverdient Weltmeister geworden
sind, sie hatten etwas mehr Spielanteile. Für uns blieb dann leider
nur der Vizemeistertitel, worüber wir sehr geknickt waren. Was mich
dann aber besonders erfreut hat, war der fantastische Empfang in
Frankfurt am nächsten Tag. Vom Flughafen aus ging es zum Römer, und
an den Straßen standen tausende Menschen und jubelten uns zu. Auf dem
Römerplatz selbst waren weitere zigtausend Fans die uns wirklich wie
einen „Weltmeister“ empfingen. Das war sehr sehr
beeindruckend.

Sie trugen in 53 Länderspielen das Trikot der Deutschen
Nationalelf und waren Teilnehmer bei der WM 1966 und 1970 und wissen,
wie es bei solchen Großturnieren zugeht. Was trauen Sie der
Nationalelf bei der augenblicklichen Europameisterschaft zu?

Wolfgang Weber: Ich glaube, dass es bei den Vorbereitungsspielen
für ein solch großes Fußballfest immer viel Potential nach oben
gibt. Das zeigen auch unsere Ergebnisse gegen Dänemark und Lettland.
Natürlich sind wir gerade mit Frankreich und Portugal in einer
Hammer-Gruppe, was uns besonders herausfordern wird. Aber wenn du was
erreichen willst, musst du sie alle schlagen. Ich kann mich gut damit
anfreunden, dass wir eine gute Rolle bei der EM spielen werden.

Dank Ihrer guten Beziehung zum FC war die „Geißbock-Elf“ in
der Vergangenheit bereits 17 Mal zu Gast bei der SpVg. Porz. Zwischen
den Clubs hat sich eine große Freundschaft entwickelt. Gerade diese
außergewöhnlichen Events waren nicht nur für die Porzer
Fußballfans etwas ganz Besonderes. Gibt es so kurz nach dem
Bundesliga-Ende bereits Planungen auf eine erneute Neuauflage des
Duells?

Wolfgang Weber: Ich habe diesbezüglich tatsächlich schon Kontakt
zu Alexander Wehrle aufgenommen, da es einen großen Vorlauf braucht.
Da es aber beim FC noch keine offiziellen neue Liga-Planungen gibt,
kann hier nichts spruchreifes vermeldet werden. Der Vorbereitungsplan
der SpVg. Porz ist zwar schon voll, aber ich bin mir sicher, dass,
wenn eine Neuauflage möglich ist, man noch ein offenes Türchen
finden wird. Auch im Hinblick darauf, dass man den Porzer- und Kölner
Fußballfans wieder ein tolles Event anbieten könnte.

Wolfgang Weber feiert am 26. Juni seinen 77. Geburtstag. | Foto: Kilian
Die beiden Porzer Fußballlegenden Wolfgang Weber und Bernd Cullmann freuen sich auf die neue Saison.  | Foto: Kilian
LeserReporter/in:

Werner Kilian aus Porz

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