Kleinod von großer Bedeutung
Gartensiedlung in Gremberghoven ist auf einem guten Weg

- Gunther Geisler und Werner Wilden möchten die Gartensiedlung erhalten und in die Zukunft begleiten. Es ist kein leichtes Unterfangen, zwischen Kapitalismus, Verwaltung, Politik und natürlich den dort lebenden Menschen den Weg zu finden.
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Gremberghoven -
(sr). Wenn Arbeitgeber nicht genug Menschen dafür begeistern können,
für sie zu arbeiten, denken sie sich in der Not auch schon einmal
gute Sachen aus, bieten ihren Angestellten das, was schwer zu haben
ist. Dazu zählt zum Beispiel Wohnraum, preiswert und in guter
Wohnlage. Dass das nichts Neues ist, lässt sich an der Gartensiedlung
in Gremberghoven gut ablesen. Als das erste Haus 1921 bezugsfertig
war, war es die Eisenbahn, die Menschen aus der Eifel in die Stadt
locken wollten. Und wer vom Land kam, war es gewohnt, eigene Hühner
zu halten und einen Garten zur Selbstversorgung anzulegen.
Das hatten bereits einige Jahrzehnte zuvor die Fabrikbesitzer während
der Industrialisierung erst in England und dann auch im Ruhrgebiet
festgestellt. Gleich eine ganze Gartenstadt entwarf der Brite Ebenezer
Howard im Jahr 1898. Das Wohnviertel in Gremberghoven ist nicht ganz
so groß, besteht im Wesentlichen aus zwei Straßen, die ein Oval
bilden, die Rather Straße und der Talweg.
In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde die Siedlung etwas erweitert.
„Das war die Lackschuhsiedlung“, erzählt Gunther Geisler,
Vorsitzender des Bürgervereins Gremberghoven, „hier zogen die
Eisenbahner hin, die etwas mehr verdienten“.
Häuser, die alt sind, besitzen bis zur Sanierung eben keinen modernen
Komfort. Auch das gilt damals wie heute. Der alte Kern der Siedlung
begann zu zerfallen, was zwar traurig war, aber vielleicht auch das
Ensemble gerettet hat. Heute jedenfalls ist die Gartensiedlung
Gremberghoven zurecht Denkmalgeschützt und Teil der Via Industrialis,
was auch dem Stadtkonservator und dem „Rheinische Industriekultur
e.V. zu verdanken ist.
Ein Spaziergang durch diese Siedlung ist wie ein Spaziergang durch
eine andere Zeit. Lockere, offene Bauweise, jede Menge Grün zwischen
den Häusern, Verbindungswege zwischen den Gärten hindurch. Und das
alles, ohne ein Villenviertel zu sein, mit Quadratmeterpreisen, die
auch „normalen Menschen“ eine Möglichkeit zu leben geben.
Zumindest meistens. Als die Siedlung vor rund zehn Jahren zu verfallen
drohte und sich der Bürgerverein Gremberghoven, mit Gunther Geisler
und Werner Wilden (Geschäftsführer) an der Spitze, die Rettung der
Siedlung auf die Fahne geschrieben hatte, sah es nicht so aus, als
hätte er große Chancen. Damals begann die Eigentümerin Annington,
die Häuser zu verkaufen. Unermüdlich setzen sie sich für den Erhalt
des Ensembles ein. „Uns ist klar, dass die Zeit nicht stillsteht.
Das wollen wir auch nicht. Aber unsere kleine Siedlung ist etwas ganz
Besonderes, was uns auch von Wissenschaftlern bestätigt wurde“,
weiß Geisler.
Ein Teil der Häuser wurde von den Mietern selbst gekauft, andere von
Investoren, einige bleiben im Besitz der Annington, die heute Vonovia
heißt. „Wenn Sie durch die Siedlung spazieren, können Sie genau
sehen, wo Eigentümer wohnen und welche Immobilie Investoren
gehört“, sagt Wilden, „einige Immobilien werden fremdgenutzt, zum
Beispiel als Hotel, manche zerfallen zusehends, manche sind schön
gepflegt andere stehen leer.“
Und der Leerstand ist zum Teil dramatisch. „Investoren haben die
Häuser günstig gekauft, dabei aber die Denkmalschutzauflagen
unterschätzt“, sieht Geisler das Dilemma. Nichts davon ist den
Politikern oder der Verwaltung unbekannt. „Alle sind bemüht, uns zu
unterstützen, mal nur mit Worten, aber auch manchmal mit Taten.“
Das gelte auch für Vonovia. „Manchmal müssen wir zwei- oder
dreimal nachfragen, aber im Großen und Ganzen ist das Unternehmen
für unsere Anliegen offen“, schmunzelt Wilden. Seit 2016 besteht
für die Gartenanlage eine Veränderungssperre, da es noch nicht
gelungen ist, einen Bebauungsplan zu beschließen, wissen die beiden.
Lediglich einige wenige Häuser seien seitdem gebaut worden. „Die
hatten die Baugenehmigung bereits vorher vorliegen.“ Nun plant
Vonovia erneut den Verkauf zweier Gebäudekomplexe. „Wir fürchten,
dass am Ende wieder die Mieter auf die Straße gesetzt werden und
nicht enden wollende Sanierungsmaßnahmen beginnen.“ Das war für
den Bürgerverein jetzt Grund genug, sich mit einem offenen Brief an
die Stadtverwaltung zu wenden, um endlich „für den
denkmalgeschützten Ortskern ein Städtebauliches Planungskonzept als
Bebauungsleitplan zu erstellen“.
Von Rita Lück (Bündnis 90/ Die Grünen) kam auch schon eine Antwort.
Hierin spricht sie auch von dem Vorkaufsrecht, das eine Gemeinde hat.
„Das wäre natürlich sehr gut, wenn die Stadt von ihrem
Vorkaufsrecht Gebrauch macht, denn dann haben die Kölner auch
Einfluss darauf, was aus dem Kleinod im Herzen des rechtsrheinischen
Kölns wird.“ Auch da herrscht Einigkeit im Bürgerverein.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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