Westhovener Aue
Auf dem Kasernengelände entsteht eine einmalige Naturschutzfläche

Demnächst sollen unter anderem Ziegen die offenen Flächen kurz halten. | Foto: König
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  • Demnächst sollen unter anderem Ziegen die offenen Flächen kurz halten.
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WESTHOVEN - (kg). Die maroden Gebäude der ehemaligen belgischen „Caserne
Brasseur“ wurden vor vier, fünf Jahren für knapp 1,1 Millionen
Euro abgerissen und die Keller zugeschüttet. Damals gingen von dem
rund 14 Hektar großen Gelände vier Hektar an die Stadt, die am Rande
des ehemaligen Citroen-Werkes ein Gewerbegebiet errichtete. Die
übrigen 10,24 Hektar wurden einer Artenschutzprüfung unterzogen.
„Eine Art Naturreservat soll hier entstehen und keine
Freizeitanlage. Da das Gelände in der Wasserschutzzone II liegt, kann
hier nicht gebaut werden“, sagte im Frühjahr 2015 Christoph
Siegfried Gröger, Fachgebietsleiter für gewerbliche Liegenschaften
bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Das Vorhaben
musste unter anderem mit dem städtischen Umweltamt, der Unteren
Wasserbehörde, Landesbetrieb StraßenNRW und der Bima, die
Eigentümerin des Areals ist, abgesprochen werden.

Nun begann Ende November die Entsiegelung und damit ein Jahr früher
als geplant. Asphalt von 1.850, Gräben von 3.800 und Beton von 4.200
Kubikmeter werden zurück gebaut. Dazu kommen 15.800 Kubikmeter
anthropogene Stoffe, worunter Kies, Glasscherben, Schlacke sowie Bruch
von Ziegeln und Beton fallen, erläutert Objektmanagerin Theresa
Wißing. Da auf dem ehemaligen Sportplatz eine Ameisenkolonie entdeckt
wurde, wird nur die umliegende Laufbahn beseitigt, was 185 Kubikmetern
entspricht. „Im Randbereich werden außerdem Befestigungen, eine
Ziegelmauer sowie die Treppen entfernt“, so Wißing. Die
Rückbauarbeiten sollen bis Herbst kommenden Jahres abgeschlossen
sein. Die Bima will das Areal danach als Naturschutzfläche
renaturieren und durch einen zwei Meter hohen Stabgitterzaun
schützen. „Ob eine Ausweisung der Fläche als Naturschutzgebiet
angestrebt wird, ist noch nicht abschließend entschieden“, erklärt
die Bima-Mitarbeiterin.

Neben erhaltenswerten Baumbeständen sollen Offenlandflächen
geschaffen, die Tier- und Pflanzenarten erhalten werden. Ein
vergleichbares Projekt stellen der Rückbau und die Renaturierung des
ehemaligen Camp Altenrath in der Wahner Heide dar. Dort wird mit
Ziegen, Schafen und Islandpferden beweidet. Im ehemaligen
Brasseur-Kasernengelände soll ebenfalls beweidet werden. Im
Naturareal legt man besonderes Augenmerk auf Arten wie Kreuzkröte,
Wechselkröte, Zauneidechse und Flussregenpfeifer. Alle sind
gefährdet und stehen auf der Roten Liste. „Die Tiere kommen in der
Umgebung der Fläche vor, so dass ein Einwandern dieser Arten
wahrscheinlich ist. Und insbesondere für diese Tierarten werden
Feuchtbereiche und Tümpelfelder angelegt“, erklärt Wißing.
Bereits jetzt darf das Gelände nicht betreten werden, damit sich die
Tier- und Pflanzenwelt ungestört entfalten kann. Das kommt zum
Beispiel dem Flussregenpfeifer zugute, da er besonders
störungsempfindlich ist. Später könnten Besucherführungen
stattfinden. Überlegungen gibt es ebenfalls für eine
Besucherplattform und für Infotafeln.

Das Gesamtprojekt der „Caserne Brasseur“-Renaturierung beläuft
sich inklusive dem Abriss der Gebäude auf 4 Millionen Euro. Das
Militärgelände wurde seit 1935/36 durchweg von Pioniereinheiten
genutzt. Damals von der Wehrmacht unter dem Namen
„Unverzagt-Kaserne“. In den Nachkriegsjahren waren Ausgebombte und
Flüchtlinge untergebracht, bis 1951 die Belgischen Streitkräfte für
44 Jahre Hausherren wurden. Die Druckerei der Belgier wurde allerdings
noch bis 2004 betrieben. 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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