Begrünte Fassaden
Für Artenvielfalt und Stadtklima

Wilder Wein rankt an der Hausfassade. | Foto: NaturGut Ophoven
  • Wilder Wein rankt an der Hausfassade.
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Leverkusen - Die Fassadenbegrünung ist keine Erfindung der Neuzeit, erklärt
Hans-Martin Kochanek, Leiter des NaturGut Ophoven. „Bereits im
Mittelalter haben die Menschen die Wärme der Mauern genutzt, um Wein
anzubauen, Spalierobst oder auch Wildrosen zu ziehen. Ganz nebenbei
kühlten die Blätter der Pflanzen kostenlos die Gebäude und
beschatteten die Innenhöfe, so dass es sich dort auch im Hochsommer
gut aushalten ließ“, so Kochanek.

Gerade heute sind Fassadenbegrünungen angesichts des Klimawandels
unabdingbar, denn sie helfen den Städten sich dem wandelnden Klima
anzupassen und die Artenvielfalt zu schützen, so der Biologe. Im
Rahmen der Leverkusener Kampagne „Lev blüht auf“ gibt das
NaturGut Ophoven, Talstraße 4 in Opladen am Freitag, 22. Oktober, von
15 bis 17 Uhr, und am Samstag, 23. Oktober, von 10 bis 12 Uhr
kostenfrei Kletterpflanzen an Interessierte ab.

Verschenkt werden wilder Wein und echtes Efeu – allerdings nur an
Hausbesitzer, die ein Foto (z.B. auf dem Handy) von ihrem eigenen Haus
mitbringen. Insgesamt können durch die Förderung dieser Aktion durch
die Deutsche Postcode Lotterie 400 Efeu und 400 Pflanzen des wilden
Weins an die Leverkusener abgegeben werden. Diese kommen ohne
Kletterhilfen aus und haften alleine an der Fassade. Anmelden muss man
sich nicht, die Pflanzen werden ausgegeben so lange der Vorrat reicht.
Je Haus gibt es Pflanzen für bis zu zehn Meter Fassade, ein
Rechtsanspruch besteht nicht. Bei Bedarf beraten die Mitarbeiter des
NaturGuts Ophoven zu Fragen der Pflanzung und zur richtigen Art der
Fassadenbegrünung.

Das grüne Kleid schützt die Fassade vor starker Sonneneinstrahlung
und die Pflanzen kühlen die Umgebung dadurch, dass sie Wasser
verdunsten. „Das macht häufig einen Unterschied von bis zu fünf
Grad aus“, so der Leiter des NaturGuts Ophoven. Für das Stadtklima
gewinne die Fassadenbegrünung deshalb in Zukunft an enormer
Bedeutung, damit die Städte in Hitzeperioden nicht zu „Backöfen“
werden.

Aber auch im Winter ist so manche Begrünung von Vorteil. „Wer
beispielsweise Efeu oder eine andere immergrüne Pflanze ausgewählt,
spart im Winter

Heizenergie, denn die Pflanzen helfen bei der Wärmedämmung“. Ein
großer finanzieller Vorteil, denn die Energiepreise werden
voraussichtlich weiter steigen, so der Biologe.

Die Liste der Vorteile ist groß, denn weiterhin filtern Efeu, Wilder
Wein & Co. den Feinstaub und andere Schadstoffe aus der Luft und
helfen zusätzlich beim Lärmschutz. „Bis zu 20 Dezibel leiser ist
es in Straßen, deren Häuser begrünt sind“, so Hans-Martin
Kochanek.

Aber vor allem bringen die grünen Kleider die Artenvielfalt zurück
in die Städte. Eine grüne Fassade bietet Nistmöglichkeiten und
Nahrung für zahlreiche Vögel und Insekten. „In dem Efeu, das das
NaturGut Ophoven bekleidet, nisten Amseln und Singdrosseln. Es ist
jedes Jahr eine große Freude die Tiere zu beobachten, wie sie ihre
Junge aufziehen“, begeistert sich Hans-Martin Kochanek.

Insekten leben auch darin, aber nicht zu viele. Denn: „Spinnen leben
von Mücken und Fliegen, und die Vögel brauchen wiederum Spinnen und
Insekten“, so der Ornithologe.

Gerade jetzt im Herbst finden am blühenden Efeu jede Menge Admirale,
Tagpfauenaugen und C-Falter ihre Nahrung. „Admirale tanken hier
Energie auf für

ihren weiten Flug in den Süden, andere Falter für die
Überwinterung“, erklärt der Biologe. Die Blüten des Efeu seien
außerdem für die Efeu-Seidenbiene überlebenswichtig, denn sie
ernährt sich ausschließlich davon. Im März/April seien die dunklen
Früchte des Efeus die willkommene Frühlingsnahrung für unsere
Amseln oder die durchziehenden nordischen Rotdrosseln, so Kochanek.

Manche Hausbesitzer haben möglicherweise Sorge, dass die Wurzeln und
Haftscheiben die Fassade beschädigen könnten. „Diese Angst ist
unbegründet, wenn man es fachmännisch angeht und die richtigen
Pflanzen wählt“, erklärt Hans-Martin Kochanek. Er empfiehlt daher
ausdrücklich sich vor der Pflanzung dazu genau bei Bau-Fachleuten zu
informieren. Nicht jede Pflanze eigne sich für jede Fassade.

Manchmal sei es auch angebracht mit Kletterhilfen zu arbeiten. „Ab
und zu brauchen die Pflanzen auch einen Formschnitt, damit die Triebe
nicht in Fugen oder unter Dachpfannen wachsen“, erklärt er.

Weitere Informationen zur Fassadenbegrünung auf der Homepage
www.naturgut-ophoven.de/leverkusen-blueht-auf/Fassadenbegruenung

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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