Emma-Jolin I. trotzt dem Virus

Seelscheider Tollität zeigt Corona die kalte Schulter

Neunkirchen-Seelscheid - Kein Karnevalszug, keine Sitzungen, keine anderen Feiern, … Es darf
nicht gebützt, gesungen, geschunkelt werden; doch die KG „Für uns
Pänz“, die in diesem Jahr 50 Jahre alt wird, lässt sich trotz
Corona nicht kleinkriegen.

Am vergangenen Wochenende wurde sogar ihre diesjährige Prinzessin
Emma-Jolin I. proklamiert - coronakonform unter Ausschluss der
Öffentlichkeit. Bürgermeisterin Nicole Berka inthronisierte im
Ratssaal die neue Tollität mit Abstand und überreichte die Insignien
kontaktlos; der erste Vorsitzende der KG, Marco Zessinger, und
Sitzungsprädident Hans-Herrmann Klein gratulierten.

„Wir wollen allen zeigen: Wir sind noch da, wir lassen uns nicht
hängen“, erklärte Klein. „Man muss auch aus dem größten Mist
noch das Beste machen.“ Emma-Jolin, im bürgerlichen Leben mit
Nachnamen Seidlitz, hatte ursprünglich erst in der nächsten Session
die Regentschaft übernehmen wollen.

Doch als jetzt im Corona-Jahr eine Lücke drohte – „seit 1972 ist
bisher jedes Jahr eine Tollität proklamiert worden“, berichtet
Mutter Manuela Seidlitz – erklärte sich die Elfjährige kurzfristig
bereit einzuspringen. Sie wird jetzt bis 2022 regieren. Emma-Jolin
wohnt in Sommerhausen und besucht die Gesamtschule Much. Seit sechs
Jahren tanzt sie bei der KG. „Tanzen ist meine große
Leidenschaft“, sagt sie. Als ihre Schwester Alina 2016 Seelscheider
Prinzessin wurde, war Emma mit den Bambini dabei und fand das ganz
toll. Aber dass sie selbst einmal im Ornat mit Diadem und Zepter auf
der großen Bühne stehen würde, hätte sie damals noch nicht
gedacht.

Der Gedanke daran reifte erst vor kurzem. Mit der „großen Bühne“
und Auftritten vor Hunderten von Jecken wird es vorerst noch nichts.
Aber sie freut sich schon darauf, an den tollen Tagen im neuen Ornat
die Kindergärten, vielleicht auch das LVR-Zentrum in Seelscheid und
den Eichhof besuchen zu dürfen, um in einer Gemeinschaftsaktion der
lokalen Karnevalsgesellschaften „Kamellebüggel“ zu verteilen und
so wenigstens ein bisschen Freude zu bringen. Vielleicht ist auch noch
eine Ordensverleihung auf Abstand möglich.

Die Idee zum Sessionsmotto „Coro-nöö“ hatte Emma-Jolin selbst,
und die künstlerisch begabte Prinzessin zeichnete auch gleich
eigenhändig den Entwurf zum Orden, auf dem sie dem Virus die kalte
Schulter zeigt. Eine „50“ weist außerdem auf das anstehende
Jubiläum der KG hin.

Auch wenn sie vorerst nur eine Woche lang die KG „Für uns Pänz“
repräsentiert und regiert – pandemiebedingt war die Proklamation
immer wieder verschoben worden – möchte die nagelneue Tollität
diese eine Woche möglichst genießen. „Besser eine Woche lang als
gar nicht“, meint sie. Und dann freut sie sich schon darauf, im
November – hoffentlich! – endlich die große Bühne zu erobern und
den unzähligen jecken Untertanen Spaß und Freud‘ zu machen.
 

- Christa Gast