Aufräum-Coach Nicole Huber

Expertin erklärt: So geht Ordnung

Wenn Menschen in ihren eigenen vier Wänden keine Ordnung halten können, ist Nicole Huber der richtige Ansprechpartner. Die 46-Jährige arbeitet als Aufräumcoach und hilft Menschen, die unter dem Chaos in ihren Schränken oder Räumen leiden. Huber zeigt: So geht Ordnung. Das Zuhause von zahlreichen Leuten wird so wieder zu echten Wohlfühl-Oasen.

von Stephanie Broch

Holweide. „Häufig sind es auch die Keller und Garagen, für die die Leute Unterstützung suchen“, schildert Huber. Das Problem sei oft, dass die Menschen zu viele Dinge haben und nicht wissen, was sie alles besitzen. „Ihnen fehlt der Überblick, und das wiederum führt dazu, dass sie Dinge kaufen, die sie schon mehrfach haben“, berichtet die zweifache Mutter, die mit ihrer Familie in Holweide lebt.

Eine Kundin habe beispielsweise in ihrem Keller – unter anderem – 80 Einmachgläser gehabt. „Das war ihr gar nicht klar, und als ich sie fragte, ob sie denn so viel einmache, stellte sich heraus, dass sie bisher noch nie etwas eingemacht hatte, das aber immer vorhatte. Da sie in ihrem Keller keinen Überblick hatte, kaufte sie immer wieder Gläser, wenn sie zufällig hübsche sah oder wenn irgendwo welche abgegeben wurden“, berichtet Huber.

Daher ist der erste Schritt, um Ordnung zu schaffen, erst einmal eine Bestandsaufnahme. „Dafür wird der ganze Keller ausgeräumt oder der Kleiderschrank oder was auch immer die Problemzone ist“, sagt Huber. Dann geht’s ans Ausmisten. Mit Fragen wie „Wofür brauchst du das? Wirst du es brauchen? Macht es dir Freude?“ gehen sie und der Kunde alle Dinge durch. „Meist stellt sich heraus, dass vieles wegkann. Wie viel, entscheidet jeder selbst“, erklärt Huber. „Eigentlich können sich alle Leute von überflüssigen Dingen trennen, die einen leichter, die anderen schwerer.“

Nach dem Ausmisten wird alles neu geordnet und wieder eingeräumt. Wie, legen sie und der Kunde gemeinsam fest. „Kategorien sind immer sinnvoll, das strukturiert“, so Huber. Wie viel Zeit sie mit den Kunden verbringt, hängt vom jeweiligen Projekt ab.

„Ordnung beginnt im Kopf“, weiß Verena Weinzierl. Die Unternehmensberaterin aus Landshut ist eine der Gründerinnen der Plattform „Ordnungswelt“. Dort finden sich viele Tipps zum Thema Ordnung, Podcasts, Buchempfehlungen, und auch rund 1000 Aufräumexperten in ganz Deutschland sind auf der Plattform registriert, so auch Nicole Huber. „In Deutschland ist es noch relativ neu, sich Hilfe zu holen, wenn man Schwierigkeiten mit der Ordnung hat. In den USA und Asien ist das schon verbreitert“, berichtet die Kölnerin.
Die Aufräumcoaches haben in der Regel eine Fortbildung gemacht, zertifiziert ist diese aber bisher noch nicht. Übrigens: Es gibt unter den Coaches Spezialisten für Unterlagen, digitale Ordnung und Fotos.

Die meisten Kunden sind Frauen, auch die allermeisten Coaches sind Frauen. „Sie sind es in der Regel, die sich für die Strukturen zu Hause verantwortlich fühlen und die auch eher unter Unordnung leiden“, sagt Weinzierl. Alle Aufräumexperten bieten in der Regel einen kostenlosen Erstkontakt. „Man muss schauen, wie man zusammenpasst“, sagt Huber. „Schließlich ist es schon ein recht intimes Zusammenarbeiten, man sieht viel Privates.“

Messies werden an Spezialisten vermittelt. „Hier bedarf es einer tieferen psychologischen Betreuung, das können wir nicht leisten“, erläutert Huber, deren Stundensatz bei 79 Euro liegt. Das entspricht laut Weinzierl dem Durchschnittshonorar für die Aufräumhilfen. Da bei der Zusammenarbeit mit den Kunden Strukturen entwickelt würden, bliebe die Ordnung dauerhaft erhalten. Davon ist Huber überzeugt: „Der Alltag wird leichter mit weniger Besitz und einer klaren Ordnung.“