"Dann geht die Kirche auch"
Glocken läuteten ein letztes Mal, Teil II

In Manheim wurde die Kirche St. Albanus und Leonhardus während eines Gottesdienstes entweiht.  | Foto: Petra Schweitzer
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Manheim - In Manheim wurde die Kirche St. Albanus und Leonhardus profaniert.
Anlässlich der Entweihung des katholischen sakralen Gebäudes wurde
ein Gottesdienst zelebriert, zu dem sich etwa 300 Besucher eingefunden
hatten. „Es bedeutet Abschied zu nehmen, aber es entsteht auch etwas
schönes Neues“, so Pfarrer Ludger Möers.

Dabei blickte er auf die Entweihung der Pfarrkirche St. Albanus und
Leonhardus in Manheim und die Entstehung der neuen Kapelle in
Manheim-neu. Es gebe in Manheim nur noch 18 bewohnte Haushalte, und
die Menschen würden in naher Zukunft ebenfalls den Ort verlassen,
sagte Möers. „Wenn hier keiner mehr lebt, dann geht die Kirche
auch“, so der Priester. Gemeinsam mit weiteren Helfern bereitete
Rosemarie Beier den letzten Gottesdienst vor. Sie spüre schon eine
Erregung in sich, sagte sie, die Mitglied des Ortsausschusses ist.
„Das heute ist ein Umzug und kein Sterben.“ Insgesamt wurden 300
Eintrittskarten für den Gottesdienst zur Entweihung der Kirche
vergeben.

So war das Gotteshaus bis auf den letzten Platz gefüllt. Für viele
war die Entweihung der Kirche ein emotionaler und besonderer Moment.
„Ich war heute Mittag schon hier. Da haben die Glocken zum letzten
Mal zwölfmal geschlagen“, berichtete Kurt Jöntgen. „Ich bin am
Beben, das ist sehr emotional“, schilderte Marion Mariaux die
Situation. Sie selbst habe Sakramente wie die Taufe, die Kommunion
oder die Hochzeit in der Kirche empfangen. Möers zelebrierte die
Messe gemeinsam mit Pfarrer Thomas Oster, Pfarrvikar Franz-Josef
Pitzen, Pfarrer Joachim Federhen und Pfarrer Alfons Holländer.

Mehrere Bewohner berichteten ihre Geschichten und auch einige
Anekdoten. „Wir haben alle kirchlichen Feste in der Manheimer Kirche
gefeiert“, sagte Trudi Braun. Der Höhepunkt sei ihre Gnadenhochzeit
im Jahr 2018 gewesen. In diesem Jahr sei ihre vierte Urenkelin noch in
dieser Kirche getauft worden. Mit einem dreifachen „Manheim Alaaf“
beendete Sofia Rübsteck ihre Erzählung von ihrem Amt im ersten
Damendreigestirn des Ortes. Andere berichteten beispielsweise von den
gemeinsamen Pilgerfahrten oder den Ausflügen mit den Messdienern. Die
Sprecher hatten unter anderem Fotos, Postkarten oder Baumscheiben als
Erinnerungsstücke mitgebracht, die einen Platz unter dem Grundstein
der neuen Kirche finden werden. Pfarrer Möers verlas ein Schreiben
von Kardinal Rainer Maria Woelki.

Der Kardinal hatte niedergeschrieben, dass das Gotteshaus außer
Dienst gestellt werden und nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt
werden soll. Dazu sei das Allerheiligste zu entfernen und der Altar
dürfe abgebrochen werden. Die Reliquien, der Altar, der Taufstein,
das Kreuz, einige Bänke und Fenster werden in das neue kirchliche
Gebäude integriert. Nicht nur die Glocken schlugen ein letztes Mal,
auch für den Chor war es der letzte gemeinsame Gesang in diesem
Gotteshaus. Demonstranten von Gruppierungen wie Fridays for Future
hatten sich zum Protest vor der Kirche versammelt. Sie waren vom
Bahnhof in Buir in den Umsiedlungsort gezogen.

Der angekündigte „Stille Protest“ wurde allerdings laut. Mit
Bannern, Gesang und Parolen riefen sie die katholische Kirche auf,
sich für den Erhalt des Ortes mit seiner Kirche und des Hambacher
Forstes einzusetzen. Sie machten unter anderem darauf aufmerksam, dass
die Bischofskonferenz zehn Thesen veröffentlicht hat, die teilweise
den Forderungen der Bewegung ähneln.

- Petra Schweitzer

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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