Windräder auf dem Villerücken?
Widerstand formiert sich

Könnten in absehbarer Zukunft Windräder auf dem Villerücken zwischen Rösberg und Waldorf errichtet werden?  | Foto: Pixabay.com
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Bornheim. - (fes). Windräder auf dem Villerücken zwischen Rösberg und
Waldorf? Die Aufregung im Vorgebirge ist groß, seitdem die
Stadtverwaltung das Thema in ihrer Vorlage zu den Sitzungen des
Umweltausschusses Mitte Februar und des Stadtentwicklungsausschusses
Mitte März aufgegriffen hat.

Es sei derzeit nicht auszuschließen, dass Grundstückseigentümer auf
dem Villerücken zwischen Rösberg und Waldorf einen
Genehmigungsantrag stellen könnten, um ihre Grundstücke an
Investoren zu veräußern, die Windenergieanlagen bauen möchten. Es
soll bereits Verhandlungen über Vorverträge gegeben haben. Eine
Interessensbekundung gibt es bereits von den Stadtwerken Aachen.
Die Problematik zeigt sich beim Blick in die Vergangenheit:
Ursprünglich sollten auf einer 60 Hektar großen Konzentrationszone
zwischen Sechtem und Wesseling von der Firma Enercon aus Aurich sechs
Windräder gebaut werden. Doch daraus wurde am Ende nichts, und zwar
aus mehreren Gründen: Die Stromvergütung sank, die Höhe der Anlagen
wurde auf 150 Meter bis zur Rotorspitze begrenzt (gerechnet hätte
sich für Enercon allerdings erst eine Höhe von mindestens 200
Metern) und am Ende machte noch das Bundesaufsichtsamt für
Flugsicherung dem Vorhaben ein Strich durch die Rechnung. Die
Windräder sollten nicht weit genug vom Flughafen Köln/Bonn entfernt
stehen und hätten dadurch die Flugsicherungseinrichtungen, das
Drehfunkfeuer, des Airports gestört. Kritik kam auch von der Stadt
Wesseling, wo man von „Monster-Windrädern“ sprach.

Und nun? Bürgermeister Wolfgang Henseler betonte stets, dass die
Windkonzentrationszone bei Sechtem aus einer Sicht bisher die
Ausschlusswirkung für Anlagen außerhalb dieser Zone entfalte.
Gleichzeitig sei es „erklärter Wille“ des Rates, den Bau von
Windrädern außerhalb dieser Zone, insbesondere auch der Ville zu
verhindern.Doch gilt das immer noch? „Entfaltet die
Wind-Konzentrationszone bei Sechtem mit einer Höhenbegrenzung von 150
Meter Rotorspitze aus heutiger Sicht noch die erwünschte
Ausschlusswirkung für das übrige Stadtgebiet?“ heißt es in der
Ausschussvorlage. Neben anderen rechtlichen Fragen, gilt es vor allem
diesen Punkt zu klären. Hierfür hat die Verwaltung bereits eine
Fachanwaltskanzlei beauftragt.

Sollten Interessenten, die über geeignete Grundstücke verfügen,
tatsächlich einen Genehmigungsantrag stellen, würde auch die
planungsrechtliche Situation in Bornheim geprüft. Würde die Stadt
Bornheim dann im Genehmigungsverfahren unter Verweis auf ihre
Konzentrationszone bei Sechtem das gemeindliche Einvernehmen
verweigern und damit gegebenenfalls das Genehmigungsverfahren
verzögern, könnten zudem Schadensersatzforderungen auf die Stadt
Bornheim wegen entgangenen Gewinns zukommen. Diese könnten schnell
siebenstellige Beträge erreichen, heißt es in der Vorlage. Bei den
heutzutage üblichen Anlagen sei eine Höhe von 200 bis 240 Metern
Rotorspitze üblich, so die Stadt. Solche Anlagen erreichen mit 3,5
Megawatt Leistung einen Jahresertrag von gut 11 Millionen
Kilowattstunden.

Widerstand gegen Windräder auf dem Villerücken formiert sich

Klar gegen Windräder auf der Ville positioniert sich der
Landschafts-Schutzverein Vorgebirge (LSV) in seiner Pressemitteilung.
Der LSV unterstützt die ausgewiesene Zone zwischen Sechtem und
Wesseling, damit auch Bornheim seinen Anteil an der Energiewende
leiste. Der LSV zweifelt aber an, dass auf der Ville die geforderten
Höhen bis 240 Meter Rotorspitze zulässig sind. Der LSV-Vorsitzende
Michael Pacyna verweist unter anderem auf den Militärflughafen
Nörvenich und auf die Bundespolizei in Heimerzheim, die angrenzend
für Hubschrauberflüge üben. Die Landschaftsschützer lehnen den
Eingriff in das „wichtige Erholungsgebiet auch wegen des Vorkommens
geschützter Arten entschieden ab“.
Besorgt zeigt sich auch die FDP-Fraktion im Bornheimer Stadtrat:
„Der Villerücken ist ein wichtiges Naherholungsgebiet für
Spaziergänger, Läufer, Radfahrer und Reiter. Diese sensible Fläche
wollen wir auf keinen Fall für Windräder opfern“, so Fraktionschef
Christian Koch. Generell stünden die Freidemokraten Windrädern, da
die Akzeptanz vor Ort fehle, skeptisch gegenüber. Damit spreche man
sich jedoch nicht gegen erneuerbare Energien aus.
Die Bornheimer Grünen, freuen sich, dass es mit den Windrädern in
Bornheim endlich vorangehen soll: „Wir begrüßen die neuen
Initiativen zum Ausbau erneuerbarer Energien“, erklärt der
Fraktionsvorsitzende Arnd Kuhn, schränkt aber ein: „Allerdings
keinesfalls oben auf dem Villerücken in der Nähe des
Naturschutzgebietes, sondern in unserer dafür ausgewiesenen
Windkonzentrationszone. Diese haben wir ja extra eingeführt, um den
Bau von Windrädern steuern zu können.“ Die Grünen fordern eine
„zügige Ertüchtigung der Windkonzentrationszone“ und lehnen
„die völlig sinnlose Höhenbegrenzung“ ab, die eine
wirtschaftliche Nutzung von Windkrafträdern verhindere. Die Grünen
schlagen zudem ein „Bürgerwindrad“ vor, an dem sich alle
Bornheimer finanziell beteiligen können. 

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