Neuer Name für Apotheke
"Wir wollten niemanden diskriminieren"

Gut vier Stunden lang dauerten die Änderungsarbeiten, bis der neue Name der „Apotheke am Kap“ an der Fassade des Beueler Ärztehauses endlich montiert war. | Foto: we
  • Gut vier Stunden lang dauerten die Änderungsarbeiten, bis der neue Name der „Apotheke am Kap“ an der Fassade des Beueler Ärztehauses endlich montiert war.
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Beuel - (we) Rüdiger Hartong freut sich: Endlich ist es geschafft. Der
Beueler Apotheker hat den Namen seiner Apotheke gewechselt. Anstelle
der historischen „Mohrenapotheke“ leuchtet ab sofort das
Schriftband „Apotheke am KAP“ von der Spitze des Ärztehauses am
Einfallstor Beuels, unmittelbar am Konrad-Adenauer-Platz (KAP).

„Die deutsche Sprache ist lebendig und entwickelt sich weiter. Wir
haben deshalb die Veränderung aufgenommen und den veralteten sowie
missverständlichen Begriff „Mohr“ aus unserem Sprachgebrauch
entfernt. Sogar der Duden nennt in seiner neuesten Ausgabe das Wort
„Mohr“ als diskriminierende Bezeichnung für Menschen mit dunkler
Hautfarbe.

Seit dem Mittelalter war die Heilkunst der Mauren ein
Qualitätsmerkmal

Seit dem Mittelalter stand das nunmehr veraltete Wort als
Qualitätsmerkmal für die legendäre Heilkunst der Mauren und war so
zum selbstverständlichen Typus für Apotheken geworden. Seit den 60er
Jahren des 20. Jahrhunderts allerdings fühlen sich immer mehre
Menschen mit dunkler Hautfarbe vom Wort „Mohr“ diskriminiert und
somit als Menschen zweiter Klasse. „Das aber, nämlich jemanden zu
diskriminieren, war und ist nicht unsere Absicht“, betont Rüdiger
Hartong. Er hat deshalb rund 10.000 Euro etwa in neue
Geschäftsbriefunterlagen und in Werbung investiert, damit aus dem
„Mohr“ die „Apotheke am KAP“ wird. Ex-Hausherrin Dietlind
Kudera, die die Apotheke von Rüdiger Hartong in früheren Zeiten an
anderem Standort geführt hat, erläutert: „Seit 1936 hieß die
Apotheke nach den Mauren. Aber die Zeiten ändern sich und Namen mit
ihnen. Der Namenswechsel ist deshalb völlig okay.“ Das meinten auch
die meisten Kunden am Premierentag. Naturgemäß fand der Wechsel die
Aufmerksamkeit der zahlreichen Apotheken-Besucher. Während die
Traditionalisten häufig wenig Verständnis zeigten – ein Kunde sah
gar einen Verlust an Heimat durch den Namenswechsel – kam der neue
Name bei den meisten gut an. Zumal das ganze Gebäude, das KAP, damit
nach Meinung vieler eine deutliche Aufwertung erfährt.

Die meisten Kunden zeigen Verständnis für die Namensänderung

„Viele haben das erst nicht verstanden, aber nach einem längeren
Gespräch haben sie uns Recht gegeben“ äußert sich ein zufriedener
Apotheker, der im Übrigen „volles Verständnis für diejenigen“
hat, die sich durch den bisherigen Schriftzug diskriminiert fühlten.
„Wir sind wegen des Namenswechsels im Vorfeld nicht bedroht oder
beschimpft worden“, so der Apotheker. Allerdings waren viele
Kommentare in den sozialen Medien doch recht eindeutig und
überdeutlich.“ Bleibt nur, dem Team der „Apotheke am KAP“ viel
Glück dabei zu wünschen, ihrem gesundheitsfördernden Kundenauftrag
nachzukommen. Das ist in Zeiten von Corona besonders schwierig, weil
einige Kunden einfach wegbleiben. Rüdiger Hartong ist dennoch
zuversichtlich, dass seine „Apotheke am KAP“ für lange Zeit als
Aushängeschild für Beuel Bestand hat.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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