Steril kann niemand leben
Jeder kann einen Beitrag gegen den Insektenschwund leisten

Unter anderem Wiesenflockenblume, Gemeiner Thymian, Gemeiner Hornklee und Ringelblume wachsen auf Bulichs Blühsreifen. Viele Blumen wachsen auch im Balkonkasten. Auch in Holzstämmen mit unterschiedlich dicken Bohrlöchern fühlen sich Insekten wohl. | Foto: Bulich
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  • Unter anderem Wiesenflockenblume, Gemeiner Thymian, Gemeiner Hornklee und Ringelblume wachsen auf Bulichs Blühsreifen. Viele Blumen wachsen auch im Balkonkasten. Auch in Holzstämmen mit unterschiedlich dicken Bohrlöchern fühlen sich Insekten wohl.
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Porz - (sr). Es gibt Insekten, die findet der Mensch gut. Dazu gehören
Schmetterlinge, denn sie sind schön bunt und machen nichts kaputt und
tun dem Menschen nicht weh. Ihre Larven sind da nicht immer so
beliebt. Sie sind gefräßig.
Aber Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Fakt ist, dass jedes
Lebewesen, ob Pflanze oder Tier, in der Natur seinen Platz hat. Nicht
selten ernährt sich eine Tierart von nur einer Pflanzenart, lässt
sich eine Pflanzenart nur von einer Tierart bestäuben. Viele
Zusammenhänge sind selbst Wissenschaftlern nicht bekannt. Bekannt ist
aber, wird irgendwo etwas weggenommen, hat das weitreichende Folgen,
wenn auch manchmal erst nach Jahren. Die Natur kümmert das eigentlich
nicht, sie passt sich an. Werden einige Arten verdrängt oder sterben
aus, nehmen andere den Platz ein. Die Welt braucht niemand zu retten,
sie lebt weiter. Inwieweit der Mensch das überlebt, steht auf einem
anderen Blatt. Insekten mögen in unseren Augen nicht immer schön
sein, manche stechen, andere saugen Blut oder machen sich über das
mühsam Angebaute her. Fakt bleibt, versuchen wir einige Arten
auszurotten, wird das zu einem Bumerang für uns.

Schon jetzt merken insbesondere Obstbauern, dass es ohne die Bienen
keine gute Ernte gibt. Ohne Regenwürmer gibt es keinen fruchtbaren
Boden, ohne Bakterien kein sauberes Wasser. Steril leben kann selbst
der Mensch nicht, er würde ohne Bakterien sterben.

Ein bisschen kann jeder dafür tun, um die Welt mit ihrer Natur zu
erhalten. Der Arbeitskreis Ackerbau und Wasser im Langeler Boden
„Drüber und Drunter“ bringt Beispiele und geht mit gutem Vorbild
voran. „Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Masse der Insekten um
mehr als 70 Prozent zurückgegangen“, sagt Bernd Bulich, Landwirt
und Vorsitzender von „Drüber und Drunter“, das hat Auswirkungen
auf viele Bereiche unseres Lebens. Insekten dienen nicht nur anderen
Lebewesen als Nahrung, etwa 60 Prozent der Vögel ernährt sich von
ihnen. Sie sind vor allem auch unerlässlich für die
Pflanzenbestäubung. Ohne sie können sich rund 80 Prozent der wild
wachsenden Pflanzen nicht mehr vermehren. Und auch die Landwirtschaft
kann auf die kleinen Helfer nicht verzichten. Sie sind zum Beispiel
wichtig bei der Bestäubung von Kulturpflanzen, etwa von Obstbäumen
oder verschiedenen Feldfrüchten.“

Die Mitglieder des Arbeitskreises haben daher auf über 400.000
Quadratmetern Platz für viele verschiedene Insekten geschaffen.
Manche haben Feldränder andere unwirtschaftliche Ackerflächen in
bunte Blumen- und Kräuterwiesen verwandelt. Dieses Land soll sich
selbst überlassen werden. Gut, wenn die Spaziergänger die
Blumenpracht im Vorbeigehen bewundern, nicht gut, wenn sie die Blumen
abpflücken und nicht gut, wenn Hunde diese Wiesen als Toilette
benutzen.
Doch nicht nur die Landwirte können was tun. Auch alle Garten- und
Balkonbesitzer. „Die einfachste Maßnahme ist es, im Garten eine
„wilde Ecke“ stehen zu lassen. Hier dürfen Brennnessel,
Wildkräuter und Klee ungestört wachsen. Dabei bieten diese Pflanzen
nicht nur Nahrung, sondern auch ein Zuhause, etwa für
Schmetterlingslarven. Wer mehr tun möchte, kann im Garten, aber auch
auf dem Balkon, eine spezielle Wildblumenmischung pflanzen. Die gibt
es zum Beispiel im Gartenfachmarkt oder auch Landhandel. Die
Mischungen sollten möglichst heimische Sorten enthalten, an die sind
die hier lebenden Insekten angepasst“, sagt Bulich.

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RAG - Redaktion

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