Orte des Grauens
Ökumenischer Gedenkgang erinnert an Nazi-Terror und Krieg

Begrüßung am Bunker: Armin Beuscher, Rainer Thelen und Günter Leitner (v.l.) stimmten die Teilnehmer auf den Rundgang ein. | Foto: Hermans
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  • Begrüßung am Bunker: Armin Beuscher, Rainer Thelen und Günter Leitner (v.l.) stimmten die Teilnehmer auf den Rundgang ein.
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Ehrenfeld - (hwh). Rainer Thelen vom Vorstand des Kölner Katholikenausschusses
leitete die Veranstaltung mit Worten des Psalms 54 ein: „Gott,
erhöre mein Gebet, vernimm die Rede meines Mundes. Denn Stolze
erheben sich gegen mich, und Gewalttäter trachten mir nach dem Leben;
sie haben Gott nicht vor Augen.“ Zum achten Mal hatten
Katholikenausschuss und Evangelischer Kirchenverband Köln und Region
zu einem ökumenischen Gedenkgang anlässlich des so genannten
Peter-und-Paul-Angriffs auf Köln am 29. Juni 1943 geladen, der zu den
folgenschwersten Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg gehört. Der
Gedenkgang führt in jedem Jahr Anfang Juli durch einen anderen
Stadtteil. Dort werden Stätten aufgesucht, die in besonderer Weise an
die Schrecken von Diktatur, Nazi-Terror und Krieg erinnern.

Armin Beuscher, Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Lindenthal, konnte
zu Beginn des diesjährigen Rundgangs durch Ehrenfeld etwa 40
Teilnehmer begrüßen. Man hatte sich auf dem früheren Grundstück
der Ehrenfelder Synagoge gleich neben dem Hochbunker in der
Körnerstraße getroffen. An das jüdische Gotteshaus erinnert heute
nur noch eine Gedenktafel. Stadtführer Günter Leitner, für den
historischen Teil zuständig, klärte gleich über einen Irrtum auf:
Die Ehrenfelder Synagoge war nicht etwa abgerissen worden, weil sie
dem Bunker weichen musste, der 1942 hochgezogen wurde. „Sie wurde
bereits während der Pogromnacht 1938 in Brand gesetzt, die
Thora-Rollen wurden geschändet.“

Der Bunker war für etwa 1.500 Schutzsuchende gedacht, im Inneren
erzählte eine Zeitzeugin von den grauenhaften Bombennächten und der
Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Ausgebombte und Aussiedler noch
jahrelang im Bunker wohnten. Später sollte er gar als Schutzraum bei
einem Atomangriff dienen, war dann ein Lager für den
Katastrophenschutz und wird heute vom Kunstverein bunker k101 für
Ausstellungen genutzt, bei der die bedrückende Atmosphäre des grauen
Betonklotzes eine wichtige Rolle spielt. Die momentan dort gezeigten
Pop-Art-Porträts der Künstlerin Agii Gosse von David Bowie, John
Lennon und Yoko Ono oder Romy Schneider scheinen in diesem Rahmen eine
zusätzliche Bedeutungsdimension zu erhalten.

Zu den weiteren Ehrenfelder Gedenkorten gehörten das Mahnmal für die
von der Gestapo ermordeten Edelweißpiraten am Ehrenfelder Bahnhof
oder die Kirche St. Mechtern, die ursprünglich eine Kuppelbasilika
war und im Krieg zerstört wurde. Auch die evangelischen Nachbarn
wurden nicht verschont, wie Pfarrer Siegfried Kuttner in der
Friedenskirche erzählte. So waren dort mit der Kirchenmusikerin Lilli
Wieruszowski und dem Pfarrer Ernst Flatow in den 30er Jahren zwei
getaufte Juden tätig. Die Musikerin wurde zur Ausreise gezwungen,
Flatow starb im Warschauer Ghetto.

Begrüßung am Bunker: Armin Beuscher, Rainer Thelen und Günter Leitner (v.l.) stimmten die Teilnehmer auf den Rundgang ein. | Foto: Hermans
Bunte Pop-Art wirkt in dem grauen, bedrückenden Betongemäuer anders als in einer „normalen“ Galerie. | Foto: Hermans
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