Klänge der Begegnung
Berauschender Spagat über den Bosporus

Das Turkish Chamber Orchestra aus Köln sowie Tenor Hubert Grunow und Mezzosopranistin Marianne Haupt zelebrierten beim Sommerabendkonzert „Klänge der Begegnung“ einen musikalischen Genuss, von dem die Besucher noch Wochen zehren können. | Foto: Schmidt
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  • Das Turkish Chamber Orchestra aus Köln sowie Tenor Hubert Grunow und Mezzosopranistin Marianne Haupt zelebrierten beim Sommerabendkonzert „Klänge der Begegnung“ einen musikalischen Genuss, von dem die Besucher noch Wochen zehren können.
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Dattenfeld - Turkish Chamber Orchestra setzte aufregende Akzente mit eigener
Klangwelt im Siegtaldom

Aufregend, ergreifend, mitreißend war die ungewöhnliche Klangwelt,
die Betin Güneş und sein Turkish Chamber Orchestra (TCO) beim
vierten „Windecker Sommerabendkonzert“ im Siegtaldom in Dattenfeld
in Vollendung erblühen ließ. Als musikalische Jetpiloten, die
allesamt das Cockpit ihrer Instrumente meisterhaft beherrschen,
verließen sie im Steigflug die Startbahn im Okzident und nahmen Kurs
auf den Orient. Gewaltige Kräfte entfachte dabei der TCO-Motor. Über
Meer und Land weitete sich am Horizont das Blickfeld. Leichthin
überflog das Orchester mit seiner Spielfreude von Menschenhand
gesetzte Grenzen und schaffte in „Klänge der Begegnung“ einen
friedlichen Raum für Reichtum durch kulturelle Vielfalt.

„Ich freue mich, dass ihr alle da seid“, begrüßte der Windecker
Organisator der Konzertreihe, Tenor Hubert Grunow unter den
zahlreichen Zuhörern besonders diejenigen, die nach der Flucht aus
ihrem Heimatland hier nun mit Hilfe freiwilliger Helfer Fuß fassen
können und zu denen Freundschaften entstanden sind. Über den
befreundeten Rudolf Kappmeyer aus Hamm/Sieg, der bei TCO Violoncello
spielt, hatte Grunow Kontakt zu Dirigent, Komponist und Pianist Betin
Güneş geknüpft.

Der ist weltweit ein gefragter Gastdirigent und leitet seit 1988 das
Kölner Symphonieorchester. Mit der Eigenkomposition „Respekt“
wurde seine Handschrift deutlich, die sich wie ein roter Faden durch
das gesamte Programm zog. Alle Stücke hat Güneş in seine eigene
„hochmoderne Weltsprache“ neu übersetzt und arrangiert. Mit ihrem
oft monumentalen Klang wäre sie auch als herausragende Filmmusik
geeignet. Was er selbst vom Flügel aus dirigierend seinen
Orchestermitgliedern an diversen Streichinstrumenten, Schlagzeugen,
Flöten, Posaune oder der zarten Harfe entlockte, wurde zu einem
abenteuerlichen Schmelztiegel, der immer mit dem Duft des osmanischen
Reiches parfümiert ist.

In seiner Komposition „Yurdum“ (Vaterland) geht es übers sanft
rauschende Meer, das mit seiner unergründlichen Tiefe auch eruptiv
der Welt seine Wucht entgegenschleudern kann. Schmerzvoll erklingen
die Striche der Streicher zum chaotischen Auseinanderfallen. Westliche
Klänge mischen sich mit orientalischen Trommeln in den überfüllten
Basaren, in denen Fußgetrappel eine vertraute Melodie erzeugt.

In einer nie gehörten Bearbeitung entführte das Orchester den
ohnehin quicklebendigen Mozart mit Schlagwerk und rockig anmutendem
Gewand zum „D-Dur Divertimento“ und „Eine Kleine Nachtmusik“
an den Bosporus. Dort erwarteten ihn Tenor Grunow und Mezzosopranistin
Marianne Haupt, die von den Zuhörern als Pagageno und Papagena aus
Mozarts „Die Zauberflöte“ für ihr zweites Duett nach „Komm
süße Freiheit“ von Händel gefeiert wurden. Auch die Arien hatte
Betin Güneş bearbeitet. Mit Melodien aus West Side Story ging ein
Konzert zu Ende, wie es im Siegtaldom so bald nicht mehr zu hören
sein wird. Mit „Azeri“ setzte das TCO den Schlussakkord, der an
eine Wüstenkarawane erinnerte, die sich in Bewegung setzt, um sich
durch den New York Straßenverkehr zu schlängeln.

Möglich wurde ein solch hochklassiges Konzert durch die Kooperation
mit der KulturInitiative Windeck und mit Hilfe vieler Sponsoren. In
der Pause und nach dem Konzert verwöhnten die Flüchtlinge die
Besucher beim Begegnungsfest mit Köstlichkeiten aus ihrer Heimat.

- Sylvia Schmidt

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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