Titel und ein „ewiger“ Geschäftsführer
SC Colonia 1906 wird 111

Bis zu sechs Wettbewerbe veranstaltet der SC Colonia 06 pro Jahr, für die dieSportler nahezu täglich trainieren. | Foto: Hoeck
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  • Bis zu sechs Wettbewerbe veranstaltet der SC Colonia 06 pro Jahr, für die dieSportler nahezu täglich trainieren.
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KÖLN - (hh). Es war am 6. August 1906, als sich einige sportbegeisterte
Kölner Jungen zur Gründung eines Sportvereins entschlossen, der sich
der Leichtathletik, dem Radsport und nicht zuletzt der Geselligkeit
widmen wollte. Die sechzehnjährigen Jugendlichen wählten den
gleichaltrigen Josef Bruckmann zu ihrem Vorsitzenden und gaben ihrem
Verein den Namen ihrer Vaterstadt. So wurde der „SC Colonia 06“
bei einem Fäßchen Kölsch aus der Taufe gehoben. 

Niemand der Gründer hätte damals wohl gewagt, vorherzusagen, dass
ihr Club zu großem Ruhm und vielfacher Ehre komme sowie zu einer
international anerkannten Größe in der boxsporttreibenden Welt
werden sollte. „Das Boxen war zu jener Zeit offiziell noch verboten
und wurde daher in Hinterhöfen betrieben“, sagt Geschäftsführer
Hans Ehle. Der verein feiert sein 111-jähriges Bestehen.
Bis zum ersten Weltkrieg entwickelte sich der Boxsport  zur
Hauptsportart des Clubs. 1912 konnten Ludwig Neecke und Lambert
Fischer als Westdeutsche Meister im Leicht- und Schwergewicht die
ersten Meistergürtel für den SC Colonia erringen. Sie waren damit
der Anfang einer glanzvollen Vereinsgeschichte mit zahlreichen Titeln
auf Regions-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene.

Nach dem Krieg wurde Hein Domgörgen  Deutscher Meister im
Mittelgewicht (1921). Er war der Erste, bei dessen Boxstil von der
später international anerkannten „Kölner Schule“ gesprochen
wurde. Domgörgen brachte mit seinem Meistertitel und seiner
Popularität den Boxsport in Köln in Schwung, denn jedes Kind in der
Domstadt kannte ihn und wollte ihm nacheifern. Von 1926 bis 1931
folgte die Glanzzeit des Clubs: Fünf Mannschafts-,  vier Europa-,
zwei Vize-Europameisterschaften und 13 Deutsche Meisterschaften wurden
in diesem Zeitraum gewonnen. Nach dem zweiten Weltkrieg musste
zunächst das Ableben des Vereinsgründers Josef Bruckmann verkraftet
werden, doch mit Philip Otto Muth fand sich ein Mann, der mit seinen
Ideen den SC Colonia bis 1950 erfolgreich durch die Wirren der
Nachkriegszeit führte.
Geschäftsführer Josef Kaulhausen war derweil von dem Projekt
getrieben, für Colonia-Boxer eine erste eigene Trainingshalle zu
schaffen, die schließlich in Eigenarbeit in einer zerstörten Schule
in der Mainzer Straße entstand. Nach Umzügen ins Ehrenfelder
Neptunbad und dem ehemaligen Eis- und Schwimmstadion verfügt der SC
Colonia 06 aktuell über zwei Trainingshallen am Olympiaweg sowie
über eine Turnhalle in der Trierer Straße, die überwiegend von
Hobbyboxern genutzt wird.
Bis heute ist zudem der Name Franz Zimmermann untrennbar mit dem
Boxverein verbunden. Als 1960, einem der sportlich erfolgreichsten
Jahre (zweimal deutscher Meister, einmal Vizemeister) Aktive gegen den
seinerzeitigen Vorstand rebellierten und diesen abwählten, wollte
Zimmermann nur vorübergehend das Amt des Geschäftsführers
übernehmen. Es wurden 55 Jahre.
In der jüngeren Vergangenheit ragten das Jahr 2005 mit zahlreichen
Titelgewinnen und das vergangene Jahr heraus, als Nadine Apitz als
erste deutsche Frau mit ihrer Bronzemedaille auf das Siegerpodest
einer Weltmeisterschaft stieg. „Nicht zu vergessen ist jedoch Artur
Bril, der 2010 Jugend-Weltmeister und -Olympiasieger wurde und uns
dadurch zum berühmtesten deutschen Amateurboxverein machte“,
erwähnt Ehle, selbst mehrfacher westdeutscher Meister und seit 47
Jahren beim SC Colonia.
Für die Zukunft hofft der Verein, weiterhin einer der erfolgreichsten
eurpäischen Amateurboxvereine bleiben zu können. Doch auch die
Talentförderung Jugendlicher und auch heranwachsender Flüchtlinge
soll forciert werden. Zunächst möchte sich der Traditionsclub aber
selbst feiern und zwar m 12. Juli von 16.30 bis 22.30 Uhr im Box-Gym
(Olympiaweg 7).  „Mit diversen Schaukämpfen von Kindern,
Jugendlichen, Senioren und Frauen möchten wir uns unseren Gästen
vorstellen und interessierten Sportlern Appetit aufs Boxen machen“,
erklärt Ehle. Auch Ludwig Sebus wird bei der Jubiläumsfeier
vorbeischauen und noch einmal die „Colonia-Hymne“ vortragen, die
er einst für den Verein komponiert hatte.

Bis zu sechs Wettbewerbe veranstaltet der SC Colonia 06 pro Jahr, für die dieSportler nahezu täglich trainieren. | Foto: Hoeck
Sportler des SC Colonia beim Entschutten des Gürzenichs 1945. | Foto: pri
Eines der ersten noch existierenden Mannschaftsfotos des SC Colonia. | Foto: pri
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