Razzia gegen Clan
Polizei nimmt acht Mitglieder einer Großfamilie fest

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Köln/Paris - Nach mehrmonatigen verdeckten Ermittlungen gegen eine im
rechtsrheinischen Köln ansässige Großfamilie sind bei einer Razzia
am Mittwochmorgen acht Mitglieder einer überwiegend aus Köln
operierenden kriminellen Großfamilie verhaftet worden. Die Fahnder
durchsuchten in Ostheim und Flittard, aber auch im südosthessischen
Rödermark sowie in Bondy nahe Paris insgesamt 19 Objekte und
beschlagnahmten dabei fünf Immobilien im geschätzten Wert von 2,4
Millionen Euro.
Mitgliedern der aus dem früheren Jugoslawien stammenden Großfamilie
wird zur Last gelegt, vorwiegend ältere Menschen durch
Wohnungseinbrüche um ihre Ersparnisse gebracht und durch
Betrugshandlungen Sozialleistungen bezogen zu haben.
Im Zuge der Vollstreckung von drei Haftbefehlen unterstützen mehrere
Kölner Ermittler des Kriminalkommissariats 26 die französischen
Ermittlungsbehörden vor Ort.
Die Ermittlungen richten sich gegen insgesamt 12 Männer (20 bis 53
Jahre) sowie 17 Frauen im Alter von 19 bis 84 Jahren. Haftbefehle sind
gegen sechs Frauen (20 bis 53 Jahre) und zwei Männer (20 bzw. 28
Jahre) vollstreckt worden. Neben fünf Immobilien in Ostheim und
Flittard haben die Ermittler unter anderem mehrere Luxusgüter wie
Autos im Wert von circa 100.000 Euro, Uhren im Wert von circa 60.000
Euro sowie circa 40.000 Euro Bargeld beschlagnahmt. Die Durchsuchungen
dauern noch an. Der Wert der beschlagnahmten Immobilien wird auf etwa
2,4 Mio. Euro geschätzt.
Großer Erfolg bei Aufklärung von Wohnungseinbrüchen
Nach den bisherigen Ermittlungen gehen Staatsanwaltschaft und Polizei
davon aus, dass illegale Gewinne der gewerbsmäßig handelnden Bande
zum Erwerb der beschlagnahmten Häuser und Luxusgüter genutzt wurden.
Die Beschlagnahme dient der Abschöpfung der illegalen Gewinne.
Leitender Kriminaldirektor Klaus-Stephan Becker wertet die bisherigen
Ergebnisse des Einsatzes als großen Erfolg der Ermittlungsbehörden
bei der Aufklärung von Wohnungseinbrüchen insbesondere bei älteren
Menschen: "Die Tatverdächtigen haben nach jetzigem Ermittlungsstand
auf Kosten von Seniorinnen und Senioren sowie anderen Geschädigten
ein luxuriöses Leben geführt. Im Wissen, dass diese
Wohnungseinbrüche für Opfer oft wirtschaftliche Nöte und schlimme
psychische Belastungen zur Folge haben, freue ich mich, dass
Betroffene durch die Vermögensabschöpfung wenigstens finanziell
entschädigt werden können".
Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer erläutert das Vorgehen der
Beschuldigten, wie es sich zum jetzigen Zeitpunkt darstellt:
"Es besteht der Verdacht, dass sich die verwandtschaftlich verbundenen
Beschuldigten zu einer kriminellen Vereinigung zusammengeschlossen
haben. Ein Teil der Gruppierung soll zu mehrtägigen Einbruchstouren
durch ganz Deutschland gefahren sein. Von Hotels aus, in denen sie
sich einquartierten, sollen sie für eine Vielzahl von Einbrüchen
unter anderem die Seniorinnen und Senioren in Heimen und Wohnanlagen
aufgesucht haben. Nach Zeugenaussagen klingelten sie bei den Opfern
und lockten sie unter einem Vorwand aus ihren Wohnungen. Mittäter
nutzten die Situation, um mit selbstgebautem Einbruchswerkzeug in die
Privaträume einzudringen und Wertsachen wie Gold, Schmuck und Bargeld
zu entwenden. Erbeutete Bankkarten wurden an Geldautomaten in
Deutschland und Frankreich eingesetzt. Der durch die
Wohnungseinbrüche entstandene Schaden beläuft sich auf mehr als
220.000 Euro.
Andere Beschuldigte sollen über mehrere Jahre hinweg zu Unrecht
Sozialleistungen bezogen haben. Hierdurch soll ein Schaden im
sechsstelligen Bereich entstanden sein. Ein dritter Teil der
Gruppierung soll das erbeutete Vermögen verwaltet und gewinnbringend
auch in Immobilien für die Vereinigung angelegt haben. Diesen
Beschuldigten wird gewerbsmäßige Geldwäsche vorgeworfen."
Wegen der Komplexität des Verfahrens werden die Ermittlungen in einem
bei der Staatsanwaltschaft Köln eingerichteten Dezernat für
Clankriminalität geführt. Um die Belange der Opfer kümmert sich die
Beauftragte für den Opferschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.
(red/ph/de)
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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