Keine Notunterkünfte, keine Hotels
Konzept zur Flüchtlingsunterbringung

- Geflüchtete sollen ab Ende 2018 nicht mehr in Notunterkünften leben müssen, plant die Stadt. Von dort sei Integration sehr schwierig.
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KÖLN - (sb). „Wir sind heute in einer guten Situation und müssen nicht
mehr nur reagieren, sondern können vorausschauen und planen. Wir
wollen Vorsorge treffen, damit uns nicht wieder eine Situation ereilt
wie 2015 und 2016“, sagte Henriette Reker, als sie zusammen mit
Sozialdezernent Harald Rau, dem Leiter des Amtes für Wohnungswesen
der Stadt Köln Josef Ludwig und Flüchtlingskoordinator Hans-Jürgen
Oster ein neues Konzept zur Flüchtlingsunterbringung vorstellte.
Damit reagiert die Stadt auf die bundesweit rückläufigen
Flüchtlingszahlen. Aufgrund der hohen Zahlen 2015 bis Mitte 2016
musste sich die Stadt von ihren Leitlinien zur
Flüchtlingsunterbringung - Unterkünfte für maximal 80 Menschen mit
abgeschlossenen Wohneinheiten, eigenen Kochmöglichkeiten und
Sanitärräumen - verabschieden. In den Spitzenzeiten 2015/16 musste
die Stadt rund 400 Menschen im Monat zusätzlich unterbringen. Um
diese Aufgabe zu bewältigen, belegte sie unter anderem 27 Turnhallen.
Diese sind mittlerweile wieder alle freigezogen.
Im August 2016 lebten knapp 14.000 Geflüchtete in städtischen
Unterkünften – das war der Höchststand – sind es jetzt etwa
10.600 Menschen. Der Grund dafür liege in der Schließung der
Balkanroute und dem Türkeiabkommen, erklärte Ludwig. Bisher hatte
die Stadt Prognosen vermieden, nun geht sie davon aus, dass die Zahl
der zugewiesen Flüchtlingen sich pro Monat bis Ende 2018 um 100
reduziert. „Jetzt wollen wir Unterbringung verbessern und eine
Reserve aufbauen“, schilderte Reker. Das Konzept greift bis Ende
2018 und sieht vor, die Notunterkünfte abzubauen. Derzeit leben rund
1.600 Menschen in solchen Unterkünften, in denen es
Gemeinschaftsverpflegung und wenig Privatsphäre gibt. Das ehemalige
Weidenbad ist schon geräumt, folgen sollen die Leichtbauhallen in
Ostheim und Mülheim, auch der ehemalige Baumarkt in Porz sowie die
Notunterkunft an der Mathias-Brüggen-Straße in Ossendorf. Die
Notunterkünfte sollen aber im „stand- by-Modus“ bleiben, um auf
mögliche steigende Flüchtlingszahlen reagieren zu können, erklärte
Ludwig. Die Kosten für das Bereithalten der Plätze schätzt er auf
etwa 370.000 Euro im Jahr. Die Unterkunft an der Herkulesstraße soll
in Betrieb bleiben. Ob die ehemalige Volvo-Zentrale in Rodenkirchen
über 2018 hinaus noch als Notunterkunft genutzt werden soll, wird im
kommenden Jahr entschieden.
Gleichzeitig sollen 3.500 neue Plätze mit abgeschlossenen
Wohneinheiten und eigener Kochgelegenheit und Sanitäreinrichtungen in
Containern und Systembauten entstehen. Des Weiteren will die Stadt die
teure Unterbringung in Hotels aufgeben, so Ludwig. Derzeit leben 2.400
Menschen in Beherbergungsbetrieben.
Die Stadt will 1.500 Plätze als Reserve zur Verfügung haben, wenn
doch wieder mehr Flüchtlinge zugewiesen werden. „Das ist ein guter
Puffer, denn wir haben jetzt die Verwaltungs- und Personalstrukturen
aufgebaut, um handlungsfähig zu sein“, erklärte Oster. „Nun
steht die Integration an, die ist aus Zelten und Notunterkünften
heraus schwierig“, erläuterte Rau. Dass im absoluten Krisenfall
noch einmal Sporthallen belegt werden müssen, kann die Stadt jedoch
nicht völlig ausschließen.


Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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