Kölner Bürger wollen unkompliziert helfen
Gabenzäune für Obdachlose

- Um den Gabenzaun am Friesenplatz kümmern sich freiwillige Paten.
- Foto: Broch
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Köln - (sb). Gleich mehrere Tüten mit Bananen, Müsliriegeln und Broten
hängt Emma Bensel an den Gabenzaun auf dem Friesenplatz. Solche
Gabenzäune entstehen immer mehr in deutschen Städten, auch in Köln.
Die Idee: Bürger spenden Tüten für Obdachlose mit Lebensmitteln,
die man ohne Zubereitung essen kann, Hygieneartikeln, Tierfutter,
Kleidung, Decken und dergleichen. Das soll den Wohnungslosen helfen in
diesen schwierigen Corona-Zeiten, einfach und anonym an Dinge zu
kommen, die sie brauchen.
Denn viele ihrer üblichen Anlaufstellen mussten zunächst einmal
schließen. „Ich erkundige mich, was gebraucht wird, gehe einkaufen
und bringe das an den Gabenzaun“, erklärt die Lehrerin.
In Köln gibt es derzeit etwa zehn solcher Zäune, unter anderem an
der Hohenzollernbrücke, im Quartier Latäng, am Rudolfplatz, im
Severinsviertel, nahe des Ebertplatzes, in Ehrenfeld und in Deutz. Bei
den Obdachlosen kommt die spontane Hilfsbereitschaft der Bürger gut
an. „Die freuen sich, wenn sie dort etwas finden, das sie gebrauchen
können, besonders über etwas zu essen und über Hygieneartikel“,
schildert Björn, der selbst auf der Straße lebt. „Ich freue mich
auch sehr über die Gabenzäune, die erleichtern ein bisschen das
Leben“, erzählt er. Er hatte zufällig von diesen Aktionen über
Facebook erfahren und gründete, da er die Hilfe so prima findet, eine
eigene Facebook-Gruppe. Björn schaut an verschiedenen Gabenzäunen
nach dem Rechten. „Ich entferne zum Beispiel leere Tüten, schaue,
dass es ordentlich aussieht, erneure gegebenfalls die Tüten, wenn sie
aufgerissen sind, und sehe nach, ob nichts Verderbliches drin ist“,
erklärt er.
Um manche Gabenzäune, wie auch um den am Friesenplatz, kümmern sich
Paten. Als Emma Bensel ihre Tüten anbringt, finden diese postwenden
einen Abnehmer. Damian, 37, hat Hunger, da kommen die Brote und
Bananen gerade recht. „Ich habe keine Wohnung und keinen Job. Ich
finde es toll, wenn es Menschen gibt, die eine Freude machen wollen.
Und etwas zu Essen ist immer eine große Hilfe“, sagt er. Auch wenn
die Spendentüten bei ihm, Björn und anderen Obdachlosen gut
ankommen, gibt es auch kritische Stimmen.
„Es ist gut, wenn die Menschen die Obdachlosen wahrnehmen und super,
wenn sie etwas tun wollen. Aber was in Tüten kommt, was für die
Wohnungslosen gut ist, bestimmen diese nicht selbst, sondern die
Spender. Und selbst bestimmen zu können, hat etwas mit Würde zu
tun“, sagt Hans Mörtter, Pfarrer der Lutherkirche. Statt Tüten
an Gabenzäunen gäbe es bessere Alternative, um Obdachlose zu helfen,
meint Mörtter. „Man kann zum Beispiel die Vereine, die sich
kümmern, unterstützen. Die kennen die Obdachlosen und ihren Bedarf
sehr gut“, so der Pfarrer.
Der Vringstreff hat sich zusammen mit anderen Organisationen dafür
entschieden, den Wohnungslosen Einkaufsgutscheine zu geben. Andreas
Hecht vom Sozialdienst Katholischer Männer e.V. dagegen sieht das
spontane Engagement positiv. Ich freue mich sehr, dass in diesen
schwierigen Zeiten nicht jeder nur für sich hortet, sondern auch
etwas für die Schwächeren tun will“, sagt er.


Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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