Für Zollhunde ist Rauschgift erst einmal ein Spiel
Benja setzt ihre Nase ein

- Benja ist aufmerksam und hat eine gute Nase. Sie läuft die Reihen konzentriert ab.
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(kg). Als die Flughafenmitarbeiter das Reisegepäck in der Halle
unter dem Terminal 2 aufgereiht haben, öffnet Zollbetriebsinspektor
Rudi Munkler die Tür einer Transportbox, die etwas versteckt hinter
einem der Pfeiler steht. Benja, eine mittelgroße, kräftige und
starke Deutsche Schäferhündin, kommt hervor, schwarz-gelb glänzt
ihr Fell.
Ihre Aufgabe ist es, an den Koffern entlang zu gehen und zu
schnuppern. Der Zoll- Schichtleiter hat aber keine Leckerchen zwischen
dem Koffern und Trolleys der Reisenden versteckt. Die Hündin, die
Munkler selbst ausbildete, ist auf Gerüche von Rauschgift
spezialisiert. Immer wieder sputet sie auf schnellen Pfoten, stoppt
mal hier, mal dort, während sie die Leine spannt, oder sie Munkler
locker hinter der Schäferhündin führt. Etwas später hat Benja fast
alle der mehr als 60 Gepäckstücke beschnüffelt, als sie zwischen
großen Hartschalenkoffern eine rote und zwei schwarze Taschen
entdeckt, eine davon liegt etwas abseits der Reihe. Sie stoppt und
stupst mit der Schnauze in den dunklen Stoff, und legt ihren Kopf
auf die Tasche. Weder knurrt noch bellt sie, Benja verharrt und schaut
Munkler mit großen Augen an. Der Schichtleiter weiß schon längst,
was passiert ist: Benja hat einen Fund gemacht.
Das stumme Verharren bezeichnen die Fachleute des Zolls als
„Einfrieren“, ein antrainiertes Verhalten, das ein Hund an einer
so genannten Quelle zeigt. Kurze Zeit später wird ein Zollmitarbeiter
ein kleines Tütchen hervorholen, in dem sich ein halbes Gramm Heroin
befindet. Doch Rauschgift und Tasche stammen von dem Fahnder, er
platzierte beides am vorgefundenen Ort, als Benja am anderen Ende der
Gepäckreihe war.
Auch wenn die Menge von einem halben Gramm gering erscheint, war sie
für Benja sehr leicht zu finden. „Ein Hund wie Benja riecht etwa
zweieinhalb Mal besser als ein Mensch“, erklärt Munkler, der die
Deutsche Schäferhündin erwarb, als sie acht Wochen alt war. Der
Zollbetriebsinspektor erzählt von einer Zucht aus Bleckede, einem
Elbeort südöstlich von Hamburg, in dem sich neben dem
Mittelfränkischen Neuendettelsau eine der beiden Zollhundeschulen
Deutschlands befindet. Ein 200 Hektar großes Waldgelände (so groß
wie 280 Fußballfelder), acht Ausbildungsplätze und mehr als 100
Zwinger für Hunde stehen allein im Niedersächsischen Domizil zur
Verfügung. Ausbildung, Prüfungen und Lehrgänge werden dort
durchgeführt.
Am Flughafen Köln/ Bonn hat Benja elf weitere „Kameraden“, deren
Nasen ausschließlich auf Rauschgift trainiert sind. „Am Flughafen
haben wir Belgische und Deutsche Schäferhunde, die übrigen sind
Labradore und ein Weimaraner“, erklären Munkler und
Zollamtsinspektor Herrmann, der ebenfalls Hundetrainer und Ausbilder
ist. Prinzipiell dauert die Ausbildung zwei Jahre, zu den
Spürhundearten des Zolls gehören neben denen am Kölner Airport auch
Jack-Russell-Terrier, Golden Retriever und Mischlinge.
Achteinhalb Stunden beträgt die Arbeitszeit der tierischen
Mitarbeiter. Sie leben Zuhause beim Hundeführer, wo sie einen Garten
und einen Zwinger haben, hinter dem sich ein geräumiger Holzbau mit
wärmeisolierter Hütte verbirgt. Die Arbeit für die Hunde erscheint
auf der einen Seite entspannt.
Auf der anderen Seite atmet ein Spürhund wie Benja etwa 300 bis 400
Mal in einer Minute ein und aus, wenn er etwas sucht, erklärt
Zollamtsinspektor Herrmann, der Brego, zwei Jahre alt, einen
Belgischen Schäferhund, als Spürhund führt. „Der Hund hat beim
Suchen ein körperliche Verfassung wie ein Hochleistungssportler“,
schildert er.
Da die Mitarbeiter auf vier Pfoten beim Köln/ Bonner Flughafen-Zoll
auf Rauschgifte ausgebildet sind, können sie Betäubungsmittel
aufspüren. Besondere Koffer mit Hartschalen, andere Verpackungen,
Verstecke in Waschmittel, Kaffee, Schokocreme oder Paprikapulver,
desgleichen Vakuumieren oder das Verwenden weiterer Duftstoffe
könnten die Entdeckung des Rauchgifts nicht verhindern, erklärt der
Zollamtsinspektor.
An einem 24-Stunden-Tag könne einer der Flughafen-Spürhunde rund 600
Koffer und Pakete beschnuppern, erzählt er weiter. Neben den
Verteilerstationen für Gepäck geht der Zoll auch zu den
Frachtunternehmen, die sich am Flughafen niedergelassen haben.
Viele der Hundeführer hätten auch privat einen Hund, oder würden
einen jungen Hund für die Arbeit ausbilden. Die Dienstzeit der treuen
Vierbeiner liege zwischen dem ersten und dem zehnten Lebensjahr.
Durchschnittlich seien sie also neun Jahre im Einsatz. Vierpfoter, die
als Spürhunde in Frage kämen, müssten auf jeden Fall einen großen
Spiel- und Beutetrieb haben, schildern Schichtleiter Munkler und
Ausbilder Herrmann. „Das ganze Leben ist ein Spiel für den Hund“,
sagen sie.


Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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