50 Jahre Kinder- und Jugendtelefon des Kinderschutzbundes Köln
Beistand in Krisen

Inke Beyer initiierte 1970 mit zwei weiteren Kolleginnen das Kinder und Jugendtelefon. | Foto: ha
  • Inke Beyer initiierte 1970 mit zwei weiteren Kolleginnen das Kinder und Jugendtelefon.
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Köln - (ha). Als am 26. September 1970 der erste Notruf für Kinder und
Jugendliche mit drei Privatanschlüssen in einer Rund-um-die
Uhr-Besetzung eingerichtet wurde, konnte niemand der damaligen
Beratungspionierinnen ahnen, dass man mit dem Konzept „Zuhören als
erste Hilfe in Krisensituationen“ fünf Dekaden später noch
Menschen erreicht. Geschätzte 240.000 Anrufe, davon alleine 7.500 in
2019, verzeichneten die Initiatoren.

Heute ist aus dem einstigen Anliegen, jungen Menschen unbürokratisch
in seelischen Belangen zur Seite zu stehen, ein bundesweites Anliegen
mit aktuell 77 Standorten mit über 3.000 Beratern sowie einem
ergänzenden Elterntelefon geworden.

„Ich und meine Kolleginnen hörten damals, dass viele Kinder in der
Zeugniszeit Angst haben, mit schlechten Noten heimzukommen. Wir hingen
daraufhin in den Schulen selbst gemalte Plakate mit unserer
Telefonnummer auf. Wir waren beseelt von dem Gedanken, dass es wichtig
ist, den Kindern mit ihren Sorgen beizustehen. Dabei haben wir unsere
Anfrufer immer aus der Sicht von Hausfrauen und Müttern beraten. Das
ist mittlerweile natürlich alles viel umfangreicher und
professioneller geworden“, erzählt Mitgründerin Inke Beyer
(82).  

Ehrenamtler Volker N. stellt seine Zeit und Einfühlsamkeit den
Anrufern seit acht Jahren zur Verfügung: „Ich komme gerne hierhin.
Ich bin selbst Vater und weiß, welcher Druck mitunter auf den jungen
Leuten lastet. Mit dieser Tätigkeit wollte ich etwas an die
Gesellschaft zurückgeben. Nachdem ich in den Ruhestand gegangen war
hatte ich dadurch zudem wieder Kollegen und eine  Aufgabe“, sagt
der Rentner.

Die Auswahl der Ansprechpartner in den Häusern erfolgt anhand
ausführlicher Bewerbungen und anschließender Vorstellungsgespräche.
Eine mehrmonatige Schulung, stete Weiterbildungsangebote durch den
Kinderschutzbund sowie regelmäßige kollektive Reflexionen fördern
die Qualifikation für das Amt. In Notfällen steht den Mitarbeitern
darüber hinaus ein professionelles Krisenteam zur Verfügung.
„Unsere Leute kommen aus den verschiedensten Berufsfeldern und
Altersschichten. Die Voraussetzung für eine Beschäftigung ist vor
allem der Spaß am Ehrenamt und eine hohe Motivation. In der Regel
bleiben die Helfer zwei Jahre bei uns, manche aber auch über zehn
Jahre“, berichtet Koordinator und Ausbilder Hans Jürgen Dohmen.

Die Nummern gegen Kummer mit kostenlosen und anonymen Beratungen
lauten 116111 und 0800-1110333 (montags bis samstags von 14 bis 20
Uhr, montags, mittwochs, donnerstags 9 bis 11 Uhr). Das Elterntelefon
(montags bis freitags 9 bis 19 Uhr) ist unter Telefon 0800/ 1110550 zu
erreichen. Infos gibt es zudem auf
www.nummergegenkummer.de

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