Ermittlungen an Grundschule
Kinder zu kurz gehalten

Unruhe an der GGS Am Clementinenhof in Alt-Hürth. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen den ehemaligen OGS-Träger wegen des Anfangsverdachts der Untreue.  | Foto: privat/AUI
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  • Unruhe an der GGS Am Clementinenhof in Alt-Hürth. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen den ehemaligen OGS-Träger wegen des Anfangsverdachts der Untreue.
  • Foto: privat/AUI

Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen mehrere Verantwortliche einer Kinderbetreuungseinrichtung in Alt-Hürth. „Das Verfahren richtet sich gegen drei Beschuldigte und ist auf eine Anzeige von Eltern hin eingeleitet worden“, bestätigt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer auf Anfrage der Redaktion.

Alt-Hürth. Der „Clementinos e.V.“ war seit 2006 für den Betrieb der Offenen Ganztagsschule (OGS) an der Gemeinschaftsgrundschule „Am Clementinenhof“ zuständig. Kinderbetreuung vor Unterrichtsbeginn, Bereitstellung eines Mittagessens und Ferienbetreuung gehörten zu den Aufgaben des Vereins.

Die Stadt Hürth hat den Trägervertrag mit dem Verein inzwischen gekündigt und dem Vereinsvorstand die „Zugänglichkeit der Räumlichkeiten“ in der Schule untersagt. Die Website des Vereins ist aktuell nicht mehr erreichbar.

„Die Stadt Hürth sah sich gezwungen, den Trägervertrag zwischen dem Verein Clementinos und der Stadt Hürth zu kündigen“, erklärt Giuseppe Piliero aus der Presseabteilung der Stadtverwaltung. Zu den Hintergründen der Kündigung könne die Verwaltung derzeit keine weiteren Aussagen treffen, da „laufende Ermittlungsverfahren“ anhängig seien. Die Eltern der OGS-Kinder wurden von der Stadtverwaltung Mitte Mai über den Träger-Wechsel der OGS-Betreuung an der Grundschule informiert. Die gemeinnützige GmbH Schülergarten ist seitdem für den OGS-Betrieb an der Schule zuständig.

Nach Angaben von betroffenen Eltern habe es im Vorfeld immer wieder Beschwerden darüber gegeben, dass die Kinder zur Mittagszeit nicht genug zu essen bekamen. „Die Kinder erhielten zum Beispiel halbe Schnitzel, ein Viertel Brötchen zu einem Teller Suppe, zwei Nuggets oder aufgeteilte Jogurt- und Puddingbecher (zwei Esslöffel pro Kind)“, schreibt uns eine betroffene Erziehungsperson (Name der Redaktion bekannt).

Als Erklärung soll der Verein angegeben haben, dass man „zur Minimierung von Essensmüll“ weniger Essen bestellt habe. In der Regel rund 110 bis 120 Essen pro Tag, dabei würden 171 Kinder das OGS-Angebot der Schule nutzen. Betroffene Eltern vermuten, dass Vorstandsmitglieder die Differenz der eingezahlten Essensgelder (bis Ende 2024: täglich vier Euro pro Kind und seit Jahresbeginn pauschal 68 Euro im Monat) und der tatsächlich bestellten Portionen einbehalten haben.

Laut ihren – der Redaktion vorliegenden Berechnungen – beträgt die Differenz zwischen Essenspauschale und den bestellten Essen, plus den Kosten für Entsorgung und Reinigung, alleine für den Monat Januar 2025 mehr als 4.200 Euro.

„Unter anderem geht es um den Vorwurf finanzieller Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Essensbestellungen. Im Zuge der Ermittlungen hat es auch eine Durchsuchung der entsprechenden Büroräumlichkeiten gegeben“, bestätigt die Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen – insbesondere die Auswertung der bei der Durschung sichergestellter Unterlagen – dauern an.

„Die gegen den Verein Clementinos e.V. sowie gegen einzelne Vorstandsmitglieder erhobenen Vorwürfe weisen wir zurück“, erklärt der Vereinsvorstand auf Anfrage der Redaktion. Man sei über die laufenden Ermittlungen in Kenntnis gesetzt worden und würde selbstverständlich mit den zuständigen Behörden kooperieren.

Unruhe an der GGS Am Clementinenhof in Alt-Hürth. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen den ehemaligen OGS-Träger wegen des Anfangsverdachts der Untreue.  | Foto: privat/AUI
Im Zuge der Ermittlungen wurden auch Räumlichkeiten in der Schule durchsucht.   | Foto: privat/AUI
Redakteur/in:

Lars Kindermann aus Rhein-Erft

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