Doch keine Entwarnung
Steinbachtalsperre: Weitere Evakuierungen

Das kleine Schweinheim unterhalb der Steinbachtalsperre - hier sieht es aus wie nach dem Krieg. Straßen wurden weggerissen, Autos von Bäumen getroffen. In einer Seitenstraße fehlen ganze Häuserwände, wurde ein Wohnwagen in ein Haus gequetscht. | Foto: Montserrat Manke
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  • Das kleine Schweinheim unterhalb der Steinbachtalsperre - hier sieht es aus wie nach dem Krieg. Straßen wurden weggerissen, Autos von Bäumen getroffen. In einer Seitenstraße fehlen ganze Häuserwände, wurde ein Wohnwagen in ein Haus gequetscht.
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Kreis Euskirchen - Marc Lohmeyer ist die Anstrengung anzusehen. Der Abschnittsleiter des
Technischen Hilfswerkes Gesamt steht oben an der Steinbachtalsperre,
mit ihm bis zu 70 Einsatzkräfte aus der gesamten Region, aber auch
aus Dienslaken und Essen.

Die Lage am Deich war am Freitag weiter kritisch: „Wir sind in einer
angespannten Situation“, sagt er. 100 000 Liter pro Minute werden
aus der Talsperre abgepumpt, um den instabilen Deich zu entlasten.
Denn wenn dieser bricht sind sieben Ortschaften überflutet und 4500
Menschen ohne Zuhause.

Und auch wenn es Freitagabend seitens der Bezirksregierung Köln eine
nächste vorsichtige Entwarnung zur Lage an der Steinbachtalsperre
gab, droht weiterhin akute Überflutungsgefahr unterhalb der
Steinbachtalsperre durch Versagen des Absperrdammes.

Große Teile des Dammes sind durch Überströmung weggebrochen.
Parallel lastet durch den hohen Wasserstand ein enorm hoher Druck auf
dem Damm. Der Damm ist dadurch äußerst instabil und droht zu
brechen.

Inzwischen konnte der Grundablass freigelegt werden. Zusätzlich
unterstützt man mit maximaler Pumpenkapazität das Abpumpen des
Wassers . Aktuell können über Grundablass, Pumpen und eine
Bypassleitung ca. 5,9 m³/s aus der Talsperre abgegeben werden. Eine
Entwarnung kann nach Experteneinschätzung allerdings erst bei einer
zweidrittel Entleerung gegeben werden.

Dies könnte nach vorsichtiger Schätzung morgen Nachmittag gegen 15
Uhr erreicht sein. Bis dahin besteht daher weiterhin akute
Dammbruchgefahr. Vorsorglich sind weitere Evakuierungen im Bereich der
Steinbachtalsperre geplant.

Schon auf dem Weg zum Deich wird zum Beispiel in Arloff das ganze
Ausmaß der Katastrophe sichtbar: Mitten durch den Ort haben sich die
Wassermassen gefressen, die Hauptstraße gleicht einer einzigen
Verwüstung.

Dabei hat das große Aufräumen schon begonnen, hunderte Menschen
arbeiten hektisch daran, ihre durchnässten und vollgeschlammten
Habseligkeiten vor den schwer getroffenen Häusern aufzustapeln, damit
sie abtransportiert werden können.

Noch schlimmer sieht es im evakuierten Schweinheim aus, der kleine Ort
sieht aus, als wenn hier ein Krieg stattgefunden hat.

Im Ortskern hat es die Straßen weggerissen, Autos türmen sich
aufeinander, und geradezu bizarr wirkend die tausenden von weißen
Rüben, die im Ort verteilt zwischen den Schlammmassen, auf Autos, in
Häusern und auf der Straße liegen.

Ein altes Fachwerkhaus wird auf der rechten Seite nur noch von einem
Balken gehalten, ein Stück weiter haben die Wassermassen die
komplette Front eines Hauses abgerissen.

In manchen Häusern wird beim Blick durch das Fenster klar, hier steht
kein Möbelstück mehr auf dem anderen.

Ein Einsatzwagen der Polizei kommt durch den Schlamm gefahren, die
Beamten erläutern, wir müssen das Gebiet nun zügig verlassen, da
wieder kontrolliert Wasser aus der Talsperre weiter oben abgelassen
wird, und man damit rechnen muss, dass das Wasser in den Flüssen
erneut steige, der Ort erneut von der brauen Brühe getroffen wird.

Mittlerweile gibt es aber Hoffnung, dass die Menschen in die
evakuierten Gebiete unterhalb der Talsperre zurückkehren können, es
werde davon ausgegangen, das am Sonntag eine Rückkehr nach Swisttal
und Heimerzheim möglich sei.

Die Zahl der Todesopfer steigt derweil weiter an. Neuesten Angaben der
Polizei zufolge kamen allein im Großraum Ahrweiler in Rheinland-Pfalz
mehr als 90 Menschen ums Leben und noch immer werden viele Personen
vermisst.

In Nordrhein-Westfalen starben mindestens 43 Menschen. Damit wurden
bisher mehr als 130 Tote verzeichnet.

Der Kreis Euskirchen hat Hotlines eingerichtet für Fragen und die
Meldung von vermissten Menschen.
Die Personenauskunftsstelle ist unter 02251 15 1111 (ab Samstag
täglich 8 bis 18 Uhr erreichbar), Hilfsangebote werden unter 02251 15
910 (täglich 8 bis 18 Uhr) koordiniert.

Redakteur/in:

Montserrat Manke

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