Die Kirmes darf nicht sterben
Pfingstkirmes 2022 soll auf jeden Fall stattfinden

Mit Zuversicht und Hoffnung die Pfingstkirmes 2022 nicht nur anpeilen, sondern machen (von links):Mario Timm (Schausteller), Landrat Stephan Santelmann, Dr. Hermann-Josef Tebroke (MdB), Bürgermeister Frank Stein, Kreisdechant Norbert Hörter, Burkhardt Unrau, Hortense Schmitz, Hubert Markmann, Albert Ritter (Präsident Deutscher Schaustellerbund), Hans-Peter Markmann, Wilhelm Liebe (Schausteller). | Foto: Susanne Schröder
  • Mit Zuversicht und Hoffnung die Pfingstkirmes 2022 nicht nur anpeilen, sondern machen (von links):Mario Timm (Schausteller), Landrat Stephan Santelmann, Dr. Hermann-Josef Tebroke (MdB), Bürgermeister Frank Stein, Kreisdechant Norbert Hörter, Burkhardt Unrau, Hortense Schmitz, Hubert Markmann, Albert Ritter (Präsident Deutscher Schaustellerbund), Hans-Peter Markmann, Wilhelm Liebe (Schausteller).
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Bergisch Gladbach - Auch in diesem Jahr drehen weder Kinderkarussell noch Riesenrad
ihre Runden, kein Auto-Scooter lädt zur nächsten Fahrt, Musikboxen-
und Losverkäufer schweigen.

Zum zweiten Mal bleibt der Konrad-Adenauer leer – die
Laurentiuskirmes findet auch 2021 nicht statt. Aber Burkhardt Unrau
wäre nicht Burkhardt Unrau, hätte er den traditionellen Tag der
Laurentius-Kirmeseröffnung, den zweiten Samstag im August, sang- und
klanglos verstreichen lassen.

Ein kurzes Telefonat hatte es gebraucht und ein Schaustellerfreund
stellte innerhalb von zwei Tagen eine alte Zugmaschine mit
historischem Kirmeswohnwagen und eine historische Orgel von 1862 vor
die Kirche. Mehr als eindrücklich symbolisieren die Gefährte die
1.200-jährige Tradition der Kirmes, der Kirchmesse, die auch in
Bergisch Gladbach seit 180 Jahren stattfindet. Gleichzeitig standen
sie für den Zusammenhalt der Schaustellerfamilien, die sich gerade in
Pandemiezeiten gegenseitig helfen und füreinander da sind.

Punkt zwölf Uhr, wenn sonst Böllerschuss und Freifahrtchips für die
Fahrgeschäfte den bunten Reigen der Schausteller eröffnen, griff
„Mr. Kirmes“ zum Mikrophon. Er machte „aus seinem Herzen keine
Mördergrube“, spannte in seiner Rede sehr emotional einen großen
Bogen von Politik, der Situation der Schausteller, Nachhaltigkeit,
Hilfsbereitschaft, sich bis zum menschlichen sich Verstehen und
Miteinander.

Der Kirmesmacher mit harter Schale und weichem Kern ließ Gefühlen
und Ansichten freien Lauf und traf damit den Nerv der rund 200
Zuschauer, die seiner Einladung zur „Kirmesgedenk-Veranstaltung“
gefolgt waren. Mehr Menschlichkeit forderte er ein, Menschen im
Mittelpunkt stehen zu lassen, statt Kommerz und Konsum, das Leben mit
Liebe zu füllen und zu genießen, statt Hasstiraden und allgemeiner
Verrohung nachzugeben, die besonders in sozialen Medien auftauchen.
100.000 Wähler versprach er dem Politiker, der „die verdammten
Kommentarleisten“ abschaltet oder reglementiert“. Applaus im
Publikum, für dieses Versprechen und auch für seine Bitte an
Bürgermeister Frank Stein, den „Spaß an der Kirmes“ wieder
möglich zu machen.

Der verspricht, „2022 ganz sicher, ganz definitiv“ eine Pfingst-
und eine Laurentiuskirmes „anzupeilen“, weil dort „die Menschen
Freude haben und das Herz der Stadt besonders laut schlägt“. Frank
Stein: „Es muss hier wirklich im nächsten Jahr wieder
weitergehen.“ Man möchte die Pandemie hinter sich lassen,
Veranstaltungen und Kirmessen ohne Restriktionen oder
Besucherreglementierungen feiern können. Um dieses Ziel zu erreichen,
betonte der Bürgermeister jedoch, „müssen alle mithelfen und
Nichtgeimpfte überzeugen, sich impfen zu lassen, damit das normale
Leben zurückkehren kann“.

Nichts sehnlicher wünschte sich auch Albert Ritter, Präsident des
Deutschen Schaustellerbundes. Er wiederholte seinen dringenden Appell
an die Politik aus dem Vorjahr. „Lasst uns wieder an die Arbeit!“
Statt erst „Pfingsten 22 eine Kirmes anzupeilen“ und zunehmend
Veranstaltungen im Oktober und November abzusagen, sollten schon im
Herbst dieses Jahres Worten Taten folgen. Nicht die Inzidenzzahlen als
einzigen Parameter zu betrachten, sondern mehr auf Eigenverantwortung
der Menschen zu setzen, lautete seine Forderung, die er mit dem Zitat
aus einer Papstaudienz unterstrich: „Schausteller sind die, die
Licht in das Dunkel der Welt bringen“.

Emotionen, Wünsche, Hoffnungen, Appelle und Ankündigungen… die
Gedenkveranstaltung ließ das Publikum nachdenklich zurück. Doch
auch, wenn es keinen Politiker geben wird, für den Burkhardt Unrau
100.000 Wähler „beschaffen muss“ - sein weiteres „hoch und
heiliges“ Versprechen zum Ende der Veranstaltung wird bestimmt
eingelöst: „Ich werde Pfingsten hier eine Kirmeseröffnung machen
und wenn es das Letzte ist, was ich machen werde. Aber ich verspreche
hier der Bergisch Gladbacher Bevölkerung, dass wir nächstes Jahr
eine Pfingstkirmes haben werden. Da wird mich kein Herr Laschet, kein
Herr Söder und nicht mal der Papst dran hindern.“

- Susanne Schröder

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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