Frauen stärken Frauen e.V. feiert 40. Geburtstag
Beratung bei häuslicher Gewalt

Michaela Fahner (l.) und Marita Vonk (r.) blicken anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Vereins Frauen stärken Frauen e.V. zurück auf die erfolgreiche Arbeit des Vereins. Foto: Flick
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Bergisch Gladbach (sf). Die Anzahl von Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt werden, hat im Laufe der Jahre stark zugenommen. Das berichtet der Verein Frauen stärken Frauen e.V. Allein im vergangenen Jahr hat der Verein in seiner Frauenberatungsstelle 755 Gespräche mit 430 Frauen durchgeführt. „Die Zahl der Beratungsgespräche steigt jährlich“, sagt Vorstandsmitglied Michaela Fahner. 64 Prozent der den Verein aufsuchenden Frauen haben häusliche Gewalt erlebt. Etwa ein Drittel sucht den Verein aufgrund von psychologischen Problemen auf. Darüber hinaus ist auch Armut ein häufiger Faktor, der dazu führt, dass Hilfe benötigt wird. „Oft sind die Themen miteinander vernetzt“, erklärt Marita Vonk vom Vorstand des Vereins „Frauen stärken Frauen“. Dieser bietet mit seinen drei Einrichtungen, der Frauenberatungsstelle, dem Frauenhaus und der Mädchenberatungsstelle seit 40 Jahren ein essentielles Hilfsangebot für Mädchen und Frauen, die Opfer von Gewalt wurden. Ziel der Vereinsarbeit ist es, die betroffenen Personen zu schützen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und die bestehende Gewalt öffentlich zu machen.
Im Jahr 1985 waren es fünf Damen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, eine Beratungsstelle für Frauen einzurichten und dazu den Verein „Frauen stärken Frauen“ gründeten. Bereits im Jahr darauf eröffneten sie den sogenannten „Hexenkessel“ in einem kleinen Fachwerkhäuschen in Bensberg. Die Beratungs- und Anlaufstelle für Frauen, denen häusliche Gewalt widerfährt, war so gefragt, dass das Haus schon bald aus allen Nähten platzte. Um den Opfern einen Schutzraum zu bieten, eröffnete der Verein im Jahr 1992 in einem von der Stadt zur Verfügung gestellten Gebäude ein Frauenhaus. Schon bald wurde die Einrichtung vergrößert, so dass hier nicht sechs, sondern neun Frauen unterkommen konnten. Damals wie heute sind alle angebotenen Schutzräume im Frauenhaus gänzlich ausgelastet. Insgesamt konnte der Verein bisher 62 Frauen und 33 Kindern im Frauenhaus Schutz bieten. „Die Verweilzeiten haben zugenommen, weil wir keinen Wohnraum finden“, berichtet Fahner. Das habe aber zumindest den Vorteil, dass die Frauen durch den längeren Aufenthalt im Frauenhaus stabiler werden.
Seine Mädchenberatungsstelle hatte der Verein im Jahr 2010 eingerichtet. Hier kommen Mädchen ab zwölf Jahren, Jugendliche und junge Frauen bis 27 Jahren her, häufig ebenfalls aufgrund von Gewalterfahrungen. Aber auch Essstörungen sind kein seltener Anlass für den Besuch in der Beratungsstelle. Wer nicht persönlich kommen kann oder möchte, nimmt das Angebot von Telefon- und Videoberatungen in Anspruch, die in den vergangenen Jahren stark zugenommen haben. In den Beratungen kam in jüngster Zeit das Thema digitalisierte Gewalt immer häufiger zum Gespräch. „Wir haben feststellen müssen, dass es für viele Mädchen normal zu sein scheint, wenn sie gemobbt werden. Das Thema wollen wir in Zukunft stärker angehen“, berichten Fahner und Vonk. Ein weiterer neuer Schwerpunkt, dem sich der Verein zukünftig durch Fortbildungen und Fachtagungen nähern möchte, ist die Gewalt durch Frauen. „Dieses Thema haben wir jetzt auch mit in den Fokus genommen“, sagt Fahner. Über seine Beratungsstelle hinaus leistet der Verein auch Präventionsarbeit in Schulen. Zudem suchen immer mehr Senioren die Beratungsstelle auf: „Die meisten von ihnen kommen zu uns, weil sie unter Einsamkeit leiden“, berichtet Fahner.

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RAG - Redaktion

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