Neuanfang im ehemaligen "Casablanca" im Ortsteil Wald
„Erftstube“-Koch Stefan Wegener musste sich nach Überflutung zur Totalaufgabe entschließen

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Von Manfred Görgen

Bad Münstereifel-Schönau/Wald. Die unvergesslich bleibende Flutkatastrophe vom Abend 14. Juli auf 15.Juli 2021, verschonte auch zahlreiche Gastronomen an der Erft nicht und bedroht nun teils deren weitere Existenz. Mag derzeit zum Beispiel Gastronom Stefan Wegener noch nicht einmal mehr Straßennamen in Schönau wie „Erftstraße“ und „Ahrstrasse“ lesen, um nicht auf traurige Gedanken und Erinnerungen zu kommen.

Ob es nun das überregional seit Jahrzehnten bekannte Event-Restaurant - nicht nur für Hochzeiten, kleinere und größere Gesellschaften - „die Steinsmühle“ in Bad Münstereifel ist, die mit einem geschätzten Schaden durch die Flut in Höhe von 3 Millionen Euro rechnete.

Es sich unter dem Geißbocksymbol und 1.FC Köln Traditionskneipe „Little Bit“ mit Inhaber Rudi Bresgen an der nunmehr auch zerstörten Werther Straße betrifft, oder auch, um nur einige von weiteren Betroffenen zu nennen, das Restaurant „Em Höttche“ und das Printenhaus von Günter Portz:

Alle wurden von der Flut völlig überrascht und müssen nun versuchen  - mit und ohne Hilfe von Versicherungen - damit irgendwie zurecht zu kommen.

Und mit einigen Betroffenen gesprochen, sind sie trotz Kummer und Leid überwiegend bereit weiterzumachen.

So auch Eisdielenbesitzerin Lina Honert mit ihrer Familie und die beiden Betreiber des Cafe T. Mit Hilfe auch vieler Handwerker, möglichst bald wieder alles saniert zu haben. Damit wie früher einen Neuanfang starten zu können.

Was bleibt uns den auch viel anderes übrig, so die meisten fast einstimmig.

Gerne hätte das so auch Stefan Wegner, bestens im Dorf Schönau bekannter Koch und Wirt der „Erftstube, gehandhabt. Doch im Gegensatz zum im gleichen Ort ansässigen Kupferkessel, der noch glimpflich davongekommen ist und sogar kräftig helfen konnte, machten ihm mit seiner „Erftstube“ die Fluten einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Das Kupferkessel-Team stellte in der Not Restaurant, Küche und Parkplatz für Helfer der Flutkatastrophe zur Verfügung.

Hatte Wegener, der mit Leib, Seele und Leidenschaft seit über 20 Jahren dieses Restaurant mit Schankraum und Saal für Festivitäten aller Art führte, keine Chance auch noch anderen zu helfen. Im Gegenteil: Er versuchte noch so schnell wie möglich mit seiner Frau Monika und herbeieilender Hilfe von Bekannten und Freunden das allernötigste Hab und Gut zu retten.

Hat er aber zumindest nach der ersten ernüchternden Bilanz bezüglich dieses Lokals völlig resigniert.

Denn schnell war überschaubar und stand fest: „Hier geht es für mich definitiv nicht mehr weiter.“

Schon die Corona-Zeit hatte auch ihm stark zugesetzt und seine Frau und ihn ans finanzielle Limit kommen lassen. Lange war das Restaurant wegen der Pandemie komplett geschlossen. Erst vor kurzem wieder war wieder mit dem Abholservice begonnen worden und kam nun „wie aus dem nichts“ das nächste Unheil in Form vom unbarmherzigen Wasser.

„Es waren für uns überwiegend wirklich sehr schöne zwanzig Jahre hier in Schönau“, so der Mann, der gebürtig aus dem wenige Kilometer entfernten Buir stammt. Jetzt sei für ihn hier und heute und damit an dieser Stelle die ihm so ans Herz gewachsene „Erftstube“ für immer und endgültig Schluss.

Konnte Wegener auch nur über das Angebot einer Bank den Kopf schütteln, die ihm einen Kredit von 25 000 Euro angeboten hatte, wenn er doch weiter machen würde. „Damit bekäme ich nicht einmal die Kosten der Renovierung sich im Keller befindenden Räume mit Toiletten und mehr gestemmt.“

So werden sich die Schönauer vorerst daran gewöhnen müssen, dass ihr nicht nur zu Karnevalszeiten (Herrenballett und in der Bütt) aufgetretene Stefan Wegener andere Wege gesucht und gefunden hat.

Viel höher gelegen und vor allen Dingen: „Nicht mehr an der Erft.“

Zum Glück für ihn, nun in der Tat wesentlich höher gelegen und ohne Angst vor möglichen erneuten Überschwemmungen.

Hatte er zuerst auch schon ein bisschen mit der ehemaligen Gaststätte „Zum Eifeldom“ im Höhengebiet von Houverath geliebäugelt.

Die ist allerdings, fast drei Jahre leerstehend, inzwischen von einer bulgarischen Familie bewohnt. Denen geht es allerdings zum jetzigen Zeitpunkt nicht um mögliche Weiterführung der ehemaligen Gastronomie von Mariette und Heinz Klose die in Flamsseheim ein neues Zuhause gefunden haben, sondern beschäftigt sich die mit einer Firma um den Einbau von Türen, Fenster und Bau von Wintergärten.

Stehe somit für den bedingt durch die Fluten der Erft und ihren zufließenden Bächen gestrandete und wieder gut an Land gekommenen Stefan und Monika Wegener fest:

„Der Ortsteil Wald ist unser neues Existenzziel. Meine Frau und ich haben lange darüber nachgedacht und diese Option für uns als die derzeit einzige gute und schnellst umsetzbare Möglichkeit gesehen.“

Wird dort schon bald als „erstes General-Event“ (komplette Küche bereits installiert) die erste Hochzeit von einem Paar aus Houverath gefeiert werden.

Dort und damit auch in unmittelbarer Nähe des erst im Mai eröffneten Supermarktes NORMA, beziehen Monika und Stefan Wegner die Räume des ehemaligen „Camistro“ und „Casablanca“. Wobei der Name „Casablanca“ derzeit „noch“ als Schriftzug am Gebäude von Inhaber Edi Bauerfeind prangt. Gehören zum großen Komplex dieses Gebäudes im Misch-Industrie- und Wohngebiet neben einigen Wohnungen im Obergeschoß, auch eine große Autowerkstatt und mit Spezialist Burgraf aus Effelsberg gleich nebenan auch ein Geschäft für Verkauf und Reparaturen von Rasenmähern. Motorsägen und mehr.

Schon Anfang September soll - wenn alles weiter so verläuft wie bislang – auch die offizielle Eröffnung von Wegeners Restaurantz stattfinden.

Wie das neue Lokal von Stefan Wegener dann heißen wird, steht allerdings noch nicht fest. Natürlich auf keinen Fall mehr „Erftstube“. Das, so Wegener, wäre erstens unpassend und zweitens mit zuletzt sehr traurigen Erinnerungen verbunden.“

Vielleicht wäre ja „Waldstube“ passender?!

Man wird sehen und lesen.

Stefan Wegener und dessen Frau sind zuversichtlich, auch hier und mit Unterstützung vieler ihm - aus Schönau und Umgebung nach Wald kommenden - die Treue schon wegen seiner bekannten guten Küche halten werden. „Damit ich natürlich auch langfristig gesehen, in einem neuen Ort mir eine neue Existenz aufbauen kann.“

Der Besitzer dieser Immobilie könnte dazu beitragend und wäre gut beraten, im Bereich des Biergartens, an der Rückseite des Restaurants im 1. Stock vielleicht einen kleinen Aufzug installieren zu lassen. Gerade auch ältere Menschen könnten dann problemlos dieses neue und so lange Zeit schmerzlich vermisste Restaurant mit gut bürgerlicher Küche aufsuchen. mg/MaGö/Pressebüro MaGö

LeserReporter/in:

Manfred Görgen aus Bad Münstereifel

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