Ein Schock
GFO-Kliniken schließen die Geburtsstation im Bad Honnefer Krankenhaus

Hans-Joachim Ehrhardt, Daniela Kreuzberg und Christoph Heller informierten im Cura-Krankenhaus Bad Honnef über die Lage der Geburtshilfe. | Foto: Zumbusch
  • Hans-Joachim Ehrhardt, Daniela Kreuzberg und Christoph Heller informierten im Cura-Krankenhaus Bad Honnef über die Lage der Geburtshilfe.
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Bad Honnef - Für die Pfleger, Hebammen und Ärzte kam die Nachricht zur möglichen
Schließung der Geburtsstation im Bad Honnefer Cura Krankenhaus nicht
ganz unerwartet. Aber als die Mitarbeiter nun doch zum Gespräch
gerufen wurden, um im noch jungen Jahr die Hiobsbotschaft der
Schließung entgegen zu nehmen, war es ein Schock. „Die Nachricht
kam nicht überraschend“, erklärte Daniela Kreuzberg,
kaufmännische Direktorin der Gesellschaft der Franziskanerinnen zu
Olpe (GFO) Kliniken Bonn. Dennoch sei die Nachricht mit Schrecken
aufgenommen worden. In der Geburtshilfe und Gynäkologie des Cura
Krankenhauses arbeiten elf Festangestellte und 13 Mitarbeitende der
Pflege, sowie 16 überwiegend in Teilzeit beschäftigte Ärzte.

Die GFO unterhält gynäkologisch-geburtshilfliche Fachabteilungen an
verschiedenen Standorten, so auch das Sankt Marien Hospital in Bonn,
sowie die Standorte Sankt Josef in Troisdorf-Stadt und Sankt Johannes
in Troisdorf Sieglar. „Geburtshilfe hat für uns eine sehr große
Bedeutung, auch wenn sie von den Kostenträgern nicht ausreichend
finanziert wird“, führt Christoph Heller, GFO-Geschäftsführer, in
die Gründe zur Schließung des Bad Honnefer Standortes ein. Heller
erklärt weiter: „Deshalb stehen wir auch seit vielen Jahren zu den
kleineren Abteilungen in unseren Krankenhäusern des Verbundes und
decken Verluste aus anderen Einnahmen“. Dies sei allerdings in Bad
Honnef auf Grund der veränderten Rahmenbedingungen nicht mehr
möglich, so Heller. Rund 500 Kinder werden jährlich in Bad Honnef
geboren. Um wirtschaftlich arbeiten zu können müssten es aber
mindestens 1.000 Geburten sein, erklärt Regionaldirektor der GFO,
Hans-Joachim Ehrhardt, die Lage. In Bad Honnef gäbe es jährlich
somit einen Verlust von 700.000 Euro. Neue Tarifabschlüsse würden
zudem zusätzliche Kosten bringen, sodass sich das Defizit bis hin zu
1,2 Millionen Euro ausweiten würde, malt Ehrhardt die Zukunft der
Geburtstation bei Weiterbetrieb aus.

Als weiteren Grund für die Schließung nennt Erhardt den
Fachkräftemangel. Es fehle an Hebammen und Ärzten, sagt Ehrhardt. Da
der Tarifabschluss des Marburger Bundes für Ärzte indes künftig
einen höheren Personalstamm vorsähe, sei die Personaldecke in der
geburtshilflichen Abteilung erst recht nicht zu stemmen. Etwas Licht
in die Situation vermag Ehrhadt allerdings doch aufzuzeigen: Wenn der
neue Krankenhausplan eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die
Kliniken bringen würde, sei ein Weiterbetrieb der Geburtshilfe in Bad
Honnef möglich. Der Plan würde Ende des Jahres verhandelt.

Vom 1. Februar an müssen die Gebärenden in die GFO-Kliniken nach
Bonn oder Troisdorf oder andere ausweichen. All diese Kliniken
könnten die nunmehr höhere Geburtenzahl gut auffangen. Das Bad
Honnefer Personal könne zudem von den übrigens GFO-Kliniken
übernommen werden.

Kritik zur Schließung der Geburtshilfe kommt aus den Reihen der
Politik. Dabei rufen etwa die Grünen und DieLinke. zur Unterzeichnung
einer
Online-Petition
„Rettet die Geburtshilfe in Bad Honnef“
auf. Zu finden ist
die Petition unter dem Hashtag #geburtsstationbadhonnef auf Social
Media.

„Werdende Eltern entscheiden sich ganz bewusst für eine Entbindung
im familiären Krankenhaus mit kürzerem Anfahrtsweg. Eine Anfahrt
nach Bonn ist eine Zumutung für die Frauen und bedeutet zusätzlichen
Stress in dieser besonderen Situation“, macht
Grünen-Fraktionsvorsitzende Catharina Jäger deutlich.

„Wer Krankenhäuser oder deren Abteilungen schließt, begeht einen
Anschlag auf die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Wer mit
Defiziten argumentiert, ohne nach den Ursachen zu fragen, macht
Gesundheit zu einer Ware. In letzter Konsequenz gefährdet dies die
Leben der Mütter und ihrer Kinder“, sagt Frank Kemper,
Fraktionsvorsitzender der Linksfraktion im Kreistag.

Auch der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Denis Waldästl, zeigt
sich mit der Entscheidung nicht einverstanden: „Es ist ein Skandal,
dass es immer weniger Geburtsstationen im Rhein-Sieg-Kreis gibt. Wir
müssen werdenden Eltern die Sicherheit geben, dass sie ihr Kind auch
vor Ort zur Welt bringen können. Die Fahrt zum Kreißsaal darf dabei
keine Weltreise werden“.

„Dass zukünftig keine Kinder mehr in Bad Honnef das Licht der Welt
erblicken sollen und Bad Honnef als Geburtsort aus den Geburtsurkunden
schleichend verschwinden wird, stimmt uns fassungslos und traurig. Die
Geburtsstation ist ein wichtiger Standortfaktor für Bad Honnef“,
erklären Sebastian Wolff und Jonathan Grunwald für die CDU Bad
Honnef.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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