Lyrische Lieder und freche Humoresken
Genoveva dos Santos im Rheinforum

Genoveva dos Santos, Sopran, begleitet von István Mátyás am Klavier.  | Foto: Anita Brandtstäter
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Wesseling. Am 11. Februar 2022 gab es wieder ein Konzert mit Genoveva dos Santos in der Reihe der Eichholzer Schlosskonzerte im Rheinforum: Lyrische Liederwelten und freche Humoresken - ein Liederabend aus Wien. Aus Wien gereist kam nämlich zu diesem Konzert die in Wesseling aufgewachsene Sopranistin zusammen mit dem Pianisten István Mátyás. Seit vielen Jahren leben beide in der Hochburg der klassischen Musik und haben ihren festen Platz im Musikleben der Stadt. Und Ludger Strobel vom musikforum Wesseling e.V. freute sich sehr darüber, denn es ist gar nicht so leicht, einen passenden Termin zu finden, um dieses Top-Duo wieder nach Wesseling holen zu können. Die Besucher erlebten einen wunderbaren Liederabend mit Musik von Claude Debussy und Roger Quilter sowie mit Schlagern der 20er Jahre - eine Stunde mit sehr vielfältiger Musik, die den Bogen von der Romantik bis zur Unterhaltungsmusik schlug.

Als Claude Debussy noch ganz jung war, lauschte er im Salon des Dichters Stéphane Mallarmé dessen Vorträgen über Ästhetik. Er ließ sich von der Sprache seines Idols inspirieren: 1892 schrieb er vier Gedichte in Prosa, die Proses lyriques, die er gleich auch vertonte. Heinrich Strobel dazu in seiner Debussy-Biographie: „'De rêve' ist dunkel und geheimnisvoll wie Mallarmé, sogar die Gralsritter huschen durch den nächtlichen Wald. 'De fleurs' erinnert an Baudelaire. Und beide Male ist es Wagner, der in der Musik anklingt. Aber da ist auch 'De grêve', die liebliche Vision der jungen Mädchen, die vom Platzregen bei der Strandpromenade überrascht werden, ein duftiges, galantes Meerstück. Da ist 'De soir', eine ironisch gefärbte Sonntagsidylle mit einem irrealen Schluss.“ Genoveva dos Santos brachte die Lieder mit ganz unterschiedlichen Charakteristika auf Französisch eindrucksvoll 'rüber. Dazu eine perfekte Begleitung der anspruchsvollen Klavierparts durch István Mátyás.

Ganz anders die "7 Elizabethan Lyrics". Roger Quilter hat Texte aus alter Zeit romantisch vertont: das Elizabethan Age war die Regierungszeit von Königin Elizabeth I: es begann mit der Krönung von Elisabeth I. 1558 und endete mit ihrem Tod 1603. Eingängig und sehr harmonisch, eher wie Teile eines Musicals, erklangen seine 1908 veröffentlichten Songs auf Englisch - so waren sie auch für das Publikum besser zu verstehen: Weep You No More, My Life's Delight, Damask Roses, The Faithless Shepherdess, Brown is my Love, By a Fountainside, Fair House of Joy.

Ohne Pause ging es weiter - und Genoveva dos Santos und István Mátyás nahmen die Besucher mit auf eine unterhaltesame Reise nach Ägypten, auf den Himalaya und in die Sahara. "In der Bar zum Krokodil" ist ein Lied der Comedian Harmonists. Der Wiener Fritz Rotter schuf insbesondere viele der für den deutschen Schlager der zwanziger Jahre charakteristisch gewordenen Nonsens-Texte. "Was macht der Maier am Himalaya?" kam mit Unterstützung des Publikums noch besser an. Die Sängerin erklärte, auf welche Stichworte die Zuhörer einige Liedtextpassagen fortsetzen sollen. Es brauchte kaum geprobt zu werden - es klappte auf Anhieb, denn auch viele treue Fans von ihr saßen im Publikum, selbstverständlich auch ihre Mutter Ursula Papon, Kantorin von St. Josef Wesseling, und ihr Sohn. "Ich fahr' mit meiner Klara in die Sahara" wurde 1927 von den Paul Godwin Jazz-Symphonikern in Berlin uraufgeführt. Aber mit der passenden Klavierbegleitung kann man ja ein Orchester ersetzen.

Die Künstlerin debütierte bereits im Alter von vierzehn Jahren in der Kölner Philharmonie. Sie war erste Bundespreisträgerin des Wettbewerbs „Jugend musiziert“, war Erasmus- und DAAD-Stipendiatin und gewann den ABA Music Award. Sie studierte an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf bei Prof. Michaela Krämer, an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Prof. Dr. Julia Bauer-Huppmann und legte ihr Konzertexamen an der Hochschule für Musik und Tanz Köln bei Prof. Kai Wessel mit Auszeichnung als Opernsängerin und Gesangspädagogin ab.

Zwei Zugaben errklatschte sich das Publikum, mit denen das Duo Dankeschön und Auf Wiedersehen sagte: zunächst ein weiteres Lied von Fritz Rotter "Auf Wiederseh'n, Herr Doktor", das die Qual eines Gastgebers darstellt, und - last not least - "Merci, mon Ami" aus dem Film "Premiere" von 1937 mit Zarah Leander als Hauptdarstellerin. So konnten die Zuschauer nach einem gelungenen Konzertabend entweder direkt beschwingt nach Hause gehen oder noch ein Gläschen Sekt oder Wein an der Bar trinken und mit den beiden ins Gespräch kommen.

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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