"Eure Armut kotzt mich an"
„Diese Ausstellung soll provozieren“

- Eine luxuriös gedeckte Festtafel mit Kaviar, Maispoularde und Champagner – die über Wochen vor sich hin verfallen wird.
- Foto: Manke
Wesseling (red). Es ist die vielleicht aufsehenerregendste Ausstellung des Jahres: Aktionskünstler Dennis Josef Meseg (46) hat seine neue Installation „Eure Armut kotzt mich an“ im Schwingeler Hof eröffnet.
Was Besuchende dort erwartet, ist nicht weniger als ein emotionaler Ausnahmezustand: 10.000 Kuscheltiere, 10 Tonnen Gewehrmunition, eine luxuriös gedeckte Festtafel mit Kaviar, Maispoularde und Champagner – die über Wochen langsam vor sich hin verfallen wird.
„Die Ausstellung soll provozieren und den Blick schärfen für Armut, soziale Ungleichheit und den Irrsinn unserer Lebensmittelverschwendung“, erklärt der Künstler.
Meseg, Träger der Wesselinger Kulturplakette, ist bekannt für seine eindringlichen Installationen – etwa Schaufensterpuppen vor dem Kölner Dom oder nackte Sünder auf Kirchenbänken bei der Kunstmesse Köln, bittend um Vergebung.
Die erste stellvertretende Bürgermeisterin Monika Engels-Welter, eröffnete die Ausstellung offiziell: „Kunst hat die Kraft, uns wachzurütteln, unbequeme Fragen zu stellen und gesellschaftliche Debatten anzustoßen. Die Werke von Dennis Josef Meseg tun genau das – sie sind provokant, tiefgründig und machen nachdenklich.“
Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist eine nachgebaute Obdachlosen-Zeltstadt mit 20 Schlafplätzen – buchbar über die Plattform Airbnb.
Meseg über seine Motivation: „Das Thema Armut begleitet mich seit meiner Jugend. Ich war selbst eine Zeit lang obdachlos und musste in einem Zelt im Wald schlafen. Mit meiner Ausstellung will ich verschiedene Dimensionen von Armut thematisieren – gesellschaftlich, finanziell, emotional, aber auch geistig und empathisch.“
Dazu sammelte er unter anderem 10.000 Kuscheltiere aus Spenden. „Kuscheltiere sind ein Symbol für das, was wir uns geben sollten, aber oft nicht geben können: Liebe, Nähe, Trost. Wir lernen schon als Kinder, seelische Leere durch Konsum zu kompensieren.“
Und weiter: „Als Künstler sehe ich meine Aufgabe nicht darin, schöne Bilder zu schaffen, sondern Räume – für Begegnung, Irritation und Empathie. Diese Ausstellung will keine Schuld zuweisen, sondern uns daran erinnern, was uns wirklich reich macht.“
Mit der provokanten Installation „Eure Armut kotzt mich an“ verwandelt Dennis Josef Meseg die historische Anlage des Schwingeler Hofs (Schwingeler Weg 44) in eine 1.000 Quadratmeter große interaktive Ausstellung – ein Mahnmal gegen Gleichgültigkeit.
Bis zum 30. April, jeweils freitags und samstags, 15-22 Uhr sowie sonntags, 11-18 Uhr oder nach Terminvergabe ist die Ausstellung bei freiem Eintritt geöffnet. Besucher können ein oder mehrere Kuscheltiere als Spende mitbringen uns so selbst Teil der Ausstellung werden.
Termine und Informationen unter:
www.dennis-josef-meseg.de



Redakteur/in:Montserrat Manke |
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