Stolpersteine verlegt
Steine zur Erinnerung

Der Berliner Künstler Gunter Demnig hat die ersten Gedenksteine in Raderthal angebracht. | Foto: Broch
  • Der Berliner Künstler Gunter Demnig hat die ersten Gedenksteine in Raderthal angebracht.
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In Raderthal wurden die ersten Stolpersteine verlegt. Sie sollen an das Leid erinnern, das viele Menschen während des zweiten Weltkriegs erleben mussten.

von Stephanie Broch

Raderthal. „Es ist hochemotional, ein wahnsinniges Gefühl! Die Steine sind wunderschön und zu Hause werde ich meiner Tochter davon erzählen“, schildert Veronika Kreuer Richon bewegt. Sie war mit ihrem Mann extra für einen Tag aus Basel nach Köln gekommen, um bei der Stolpersteinverlegung am Markusplatz dabei zu sein. Denn die drei Steine, die Künstler Gunter Demnig an diesem Tag vor der Hausnummer 24 verlegte, erinnern an ihren Vater Helmut (Jg. 1921) ihre Oma Else (Jg. 1891) und ihre Patentante Beate Dorothea Kreuer (Jg. 1927).

Die Familie lebte dort, bis sie 1944 vor den Nazis fliehen musste. Denn Else war Jüdin. Nachdem ihr Mann 1934 gestorben war, konnte sie mit ihren drei Kindern zunächst noch recht unbehelligt in Köln leben. Doch die Familie geriet zunehmend ins Visier der Nazis. Nachbarn denunzierten sie, und Helmut wurde mehrmals von der Sturmabteilung und der Geheimen Staatspolizei einbestellt. Im Sommer 1944 entschlossen sich Else, Helmut und Beate zur Flucht in die Schweiz, wo sie jemanden kannten. Die älteste Tochter Edith Ruth blieb mit ihrem Ehemann in Deutschland zurück. Die drei Flüchtlinge versteckten sich zunächst einige Monate in einem Dorf in Baden-Württemberg, im Dezember 1944 passierten sie die deutsch-schweizerische Grenze.

Nach Kriegsende lebten die Kreuers in Basel, wo Helmut als Busfahrer arbeitete. „Mein Vater hat oft von Köln und der Flucht erzählt“, schilderte Tochter Veronika. Else Kreuer starb 1973 im Alter von 82 Jahren in Basel, Helmut 2012 und seine Schwester Beate 2014. Sie hatte vor ihrem Tod noch ihre alte Heimat besucht und war dabei auch ins Gespräch mit Anwohnern des Markusplatzes gekommen.
Die Patenschaft für zwei der drei Steine übernahmen Patrick Quartey, Sebastian Albrecht und Thomas Wimmer aus Zollstock/Raderberg. Letzterer hatte die Stolpersteinaktion für die Familie Kreuer angeregt. Paten des dritten Steins ist der Bürgerverein Raderberg und -thal. Zur Verlegung fanden sich rund 40 Anwohner ein.

Übrigens: Mittlerweile sind in Köln etwa 2400 und insgesamt über 90 000 Gedenksteine in 27 europäischen Ländern verlegt worden. Ein Stolperstein wird dann verlegt, wenn Einzelne oder Gruppen eine kostenpflichtige Patenschaft übernehmen. Wer Pate für einen Stolperstein werden möchte, kann sich an das NS-Dokumentationszentrum wenden (nsdok.de). Eine Patenschaft kostet mit Verlegung rund
120 Euro. Weitere Informationen im Netz unter: stolpersteine.eu

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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