Sie kamen und sie blieben
Seit Jahren leben Wildgänse am Kalscheurer Weiher

Die Kanadagänse fühlen sich wohl am Kalscheurer Weiher und anderen Kölner Gewässern. | Foto: Broch
  • Die Kanadagänse fühlen sich wohl am Kalscheurer Weiher und anderen Kölner Gewässern.
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Zollstock - (sb). Eifrig stoßen sie ihre Schnäbel in die Wiese und suchen
nach Futter. Unbeirrt von Spaziergängern kreuzen sie Wege und
watscheln zum Weiher. Munter schnattern sie auf Wasser und auf Gras.
Die Nil- und Kanadagänse fühlen sich am Kalscheurer Weiher in
Zollstock offensichtlich wohl und das seit einigen Jahren.

Viele Bürger empfinden sie als Plage. Sie ärgern sich über die
Kotmengen auf Wiesen und Wegen, sorgen sich, die Wasservögel könnten
Krankheiten verbreiten, einheimische Tiere vertreiben oder haben
schlichtweg Angst vor ihnen. In Köln sind diese Gänse ebenfalls am
Decksteiner Weiher, im Mediapark, dem Stadtwaldweiher, Aachener
Weiher, im Volksgarten Weiher, am Ebertplatzweiher und am Mülheimer
Stadtweiher zu finden. Auch in vielen anderen Städten haben sich die
Exoten vor Jahren niedergelassen. Mancherorts versuchen die Städte
mit einem „Gänsemanegement“ den Tieren Herr zu werden.
Düsseldorf lässt zum Beispiel Eier aus den Gelegen entnehmen, um die
Population der Gänse zu verringern.

Auch die Stadt Köln setzt sich mit dem Thema auseinander, gibt aber
in vielen Punkten Entwarnung. „Auf vielen Gewässern Kölns
existieren friedliche Koexistenzen zwischen den Tieren, natürlich
immer unter den im Ökosystem gegebenen Konkurrenzbedingungen.
Probleme entstehen unter den Federwildarten, wenn der Lebensraum
begrenzt und das Futterangebot knapp ist. Da eine
Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung durch den Kot der Wildgänse
ausgeschlossen werden kann, handelt es sich hierbei um ein rein
ästhetisches Problem“, teilte das städtische Grünflächenamt auf
Nachfrage mit. Die Kanadagans - sie hat einen schwarzen Kopf und Hals
und ein ausgedehntes weißes Kinnband - stammt ursprünglich aus
Nordamerika und ist seit den 70er Jahren in Deutschland als Brutvogel
vertreten. Die Heimat der Nilgans – zu erkennen an den
verhältnismäßig hohen Beinen und dem dunklen Augenfleck – liegt
in Afrika. Sie ist seit etwa 2010 in Deutschland verbreitet. Auch wenn
man den Eindruck haben kann, es werden immer mehr Gänse an den
Weihern, bleibe deren Anzahl gleich, lediglich während der Brutzeit
vermehre sich der Bestand vorübergehend, so das Grünflächenamt.

In der Vergangenheit setzte die Verwaltung vereinzelt
Vergrämungsmaßnahmen ein, zum Beispiel stellte sie sichtbehindernde
Blumenkübel im Rheinpark auf und versuchte, die Gänse mit Hilfe
eines Wüstenbussards abzuschrecken. Den „Umbau der
Habitatsbereiche“ wie durch Pflanzung kniehoher Gräser oder anderer
sichtbehindernder Objekte hält die Stadt für am
vielversprechendsten, um die Gänse „loszuwerden“. Allerdings
büßten dadurch auch die Grünanlagen an Attraktivität ein, meint
sie. Abschießen schließt die Stadt aus, da eine Bejagung in den
städtischen Grünanalgen grundsätzlich verboten und viel zu
gefährlich für die Bürger sei. Bei der Eientnahme aus den Gelegen
bestünde die Gefahr, dass die intelligenten Tiere neue Gelege bauten
ebenso wie bei Täuschungsversuchen mit Gipseiern, erläutert das
Grünflächenamt. Dennoch zieht die Stadt diese Möglichkeit in
Betracht. Derzeit betreibt sie ein zeitaufwändiges Monitoring, um
festzustellen, wo die Hotspots der Gänsepopulationen in Köln liegen.
Danach wolle man geeignete Maßnahmen für ein sinnvolles
Gänsemanagement ermitteln, teilte das Grünflächenamt mit.

Achim Kemper, Vogelexperte beim Nabu Köln ist sehr froh über das
Monitoring. „Das fordert der Nabu schon seit Jahren. Derzeit weiß
niemand, wie viele dieser Gänse in Köln leben. Ich schätze, es sind
130 bis 150 Brutpaare“, sagte er. Nach dem Monitoring solle man erst
abwarten, wie sich die Situationen an den einzelnen Standorten
entwickeln, meinte er. „Letztendlich sollte der Mensch lernen, mit
den Tieren zu leben. Eine friedliche Koexistenz ist durchaus
möglich“, so Kemper.

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