„Flotte Kisten“ können auch selbst gebaut werden
Abenteuer Seifenkisten

Boxenstopp: Während einer Rennveranstaltung überprüft Fahrer und Konstrukteur Udo Gaidosch die Bremse seines selbst gebauten Gefährts. Foto: Doreen Kühr
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  • Boxenstopp: Während einer Rennveranstaltung überprüft Fahrer und Konstrukteur Udo Gaidosch die Bremse seines selbst gebauten Gefährts. Foto: Doreen Kühr
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Overath (kg). Oberursel und Pforzheim liegen zwar 175 Kilometer auseinander, rücken aber welthistorisch außergewöhnlich nah zusammen: Im Jahr 1888 unternahm in Pforzheim Bertha Benz die erste Fernfahrt der Welt mit einem Automobil, und das Taunus-Städtchen Oberursel (bei Frankfurt) gilt seit 1904 als deutsche Geburtsstätte von Seifenkistenrennen. Der Name „Seifenkisten“ stammt übrigens von dem Material, das zum Bau verwendet wurde, denn dazu nahm man früher auch Verpackungen von Seifenmitteln.
Die Begeisterung für Automobile und Soap Boxes ist geblieben. Die einen rollen mittlerweile öfters mit E-Motoren über Straßen, bei den anderen ist seit Anbeginn das Streckengefälle ausschlaggebend, und der Spaß, auf bis zu 400 Metern, die es bei einem Renn-Event zurückzulegen gilt, auf einen der ersten Plätze zu gelangen. „Eine Strecke ist auf 30 Sekunden aufgebaut“, sagt Lucas Lorenz vom Verein Flotte Kisten Overath. „Je schneller diese ist, umso kürzer fällt die Rampe aus“.
Der 29-Jährige organisiert die Renn-Events des Vereins, darunter den jüngsten Wettbewerb, der am Schulzentrum Cyriax stattfand. Außerdem ist er Jugendwart und kümmert sich um den Nachwuchs der dato rund zehn Mitgliedsfamilien. Lorenz, der im Landesverband Seifenkisten in der Pressearbeit tätig ist, kam als Achtjähriger zu diesem Sport, angeregt von seinem Vater Frank, der Vorsitzender der „Flotte Kisten Overath“ ist und diese 2004 gründete (Vize-Vorsitzender ist Karl-Heinz Hoffmann). „Unsere Mitgliederfamilien kommen aus Rhein-Berg und dem Rheinland. Wenn neue dazukommen, stellen wir für Probefahrten Seifenkisten und Helme zur Verfügung“, erzählt Lorenz. Auch Balettschläppchen würden dazugehören, denn in bestimmten Altersklassen bräuchte man im Fußraum jeden Zentimeter, normale Schuhe seien da hinderlich.
Wie schnell solche Kisten eigentlich fahren dürfen? „Bei einem Rennen nicht schneller als 60 km/h“, sagt Lorenz, der bis 2011 aktiv im Rennsport war und einige Erfolge einfuhr. Genauso wie seine Schwester Linda (31), Schriftführerin im Verein. Vater Frank wurde 2018 Deutscher Vizemeister in der Offenen Klasse des Deutschen Seifenkisten Derby (DSKD) und fuhr dort im selben Jahr bei den NRW-Meisterschaften Bronze ein. Renn-Organisator Lorenz bedauert allerdings, dass die Teilnehmerzahlen seit Mitte der 2000er-Jahren sinken: „Damals kamen im Schnitt bis zu 100 Teilnehmer zu einem Rennen in NRW, heute sind es maximal 40. Woran das liege? Corona habe sich ausgewirkt, nicht immer sei jedes Familienmitglied für diesen Sport zu begeistern, zudem gebe es andere Hobbys. Aber eine genaue Ursachenfindung sei schwierig, schildert er.
Für den 29-Jährigen sei vor allem das Familiäre und die Unterstützung, die der Verein biete, ausschlaggebend, dabeizubleiben: „Wir sind ein tolles Team“, sagt er. „Das habe ich wieder beim Rennen in Overath gemerkt“. Denn dort hätten sehr viele Mitglieder und Freunde dabei geholfen, dass das Event stattfinden konnte. „Ich finde genau diese familiäre Atmosphäre so wichtig, und dass es keine Konkurrenz im Verein gibt. Bei uns wird jeder so aufgenommen, wie er ist“.

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RAG - Redaktion

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