Langzeitfolgen von Corona
Lungenfachärzte des Remigius-Krankenhauses raten zur Impfung

Zu den Maßnahmen der ambulanten pneumologischen Rehabilitation zählen unter anderem Übungen mit dem Ball, die Diplomsportlehrer Henryk Polanski hier vorführt. | Foto: Gabi Knops-Feiler
  • Zu den Maßnahmen der ambulanten pneumologischen Rehabilitation zählen unter anderem Übungen mit dem Ball, die Diplomsportlehrer Henryk Polanski hier vorführt.
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„Alle fingen fast bei null wieder an zu trainieren. Die Patienten
waren selber fassungslos über den eigenen desolaten Zustand“. Mit
diesen Worten kommentierte eine Leverkusenerin die Situation ihrer
ehemaligen, an Corona erkrankten Mitpatienten. Gerade erst hatten
Fachärzte des Opladener Remigius-Krankenhauses über Langzeitfolgen
von Covid 19 berichtet und Lösungen aufgezeigt, wie sie den
Betroffenen in der ambulanten pneumologischen Rehabilitation helfen.
Anlass dazu war die Anerkennung als „Top-Reha-Einrichtung für das
Fachgebiet der Lungenerkrankungen“.

Diese Institution ist deshalb so besonders, weil sie eine von nur
wenigen ist. Und als einzige in Deutschland an ein Akutkrankenhaus
gekoppelt ist. Der Erfolg gibt dem Konzept recht. Rund 1.600
Hilfsbedürftige wurden seit 2013 jährlich ambulant betreut,
teilweise von der Intensiv- über die Normalstation begleitet. Die
Maßnahme dauert in der Regel drei Wochen. Die Wartezeit beträgt rund
vier Wochen, weil derzeit nur acht von zwölf Plätzen belegt werden
dürfen.

Die Menschen werden in der Reha auf viele verschiedene Arten und von
mehr als 20 Mitarbeitern unterstützt. Das beginnt bei Aromatherapie,
Hirnleistungstraining zur Steigerung der Konzentrations- und
Merkfähigkeit, und reicht von psychologischer Unterstützung, Wärme-
und Elektrotherapie bis hin zu medizinischer Trainingstherapie bei
Bedarf von Nikotinentwöhnung.

Mitunter könnten Monate vergehen, ehe die Patienten nach
Corona-Erkrankungen wieder hergestellt seien, sagt Dr. Ulrike Röhn,
Leiterin der pneumologischen Reha. Selbst wenn nur leichte Symptome
auftraten, könnten die Nachwirkungen doch dramatisch sein, ergänzen
die Fachärztinnen Aurelia Winkler und Chantal Fuchs-Bergsmar. Und
nennen Begleiterscheinungen wie etwa Gedächtnis-, Konzentrations- und
Geruchsstörungen sowie Müdigkeit. Als weitere Belastung komme die
akute Luftnot hinzu. Besonders ältere Patienten, die auf der
Intensivstation um ihr Leben kämpften, seien regelrecht traumatisiert
und müssten psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen. Auch
deshalb, weil sie über Wochen isoliert waren und ihre Angehörigen
wegen des strengen Besuchsverbot nicht sehen konnten.

„Jüngere waren in der Lage, über das Internet mit der Außenwelt
zu kommunizieren, ältere aber nicht“, sagte Röhn. Im Gedächtnis
sei ihr bis heute das Schicksal einer an Corona erkrankten
dreiköpfigen Familie, von der nur eine Person überlebt habe. Nicht
minder tragisch sei der Fall einer Frau, beschrieb Physio- und
Atemtherapeut Simon Boos, die sich im März 2020 in Ischgl
(Österreich) mit dem Virus infizierte. Bis heute sei sie noch immer
arbeitsunfähig und könne ihren normalen Alltag einfach nicht
bewältigen. Vor allem deshalb verstehe sie nicht, betont Röhn, warum
sich Menschen nicht impfen ließen. Gerade seien besonders viele
Betten auf der Intensivstation mit Ungeimpften belegt. Aber auch mit
Kranken, die nur eine Impfung des Serums von Johnson & Johnson
erhalten hätten.

Die meisten Personen, habe sie festgestellt, seien nicht richtig
aufgeklärt, sondern glaubten den Falschmeldungen. Speziell junge
muslimische Frauen lehnten die Impfung in der Annahme ab, sie würden
dadurch unfruchtbar. „Das stimmt absolut nicht“, unterstrich die
Medizinerin und ergänzte: „Diese Menschen haben keine Ahnung, was
Covid bedeutet und dass sie mit ihrem Leben spielen.“

Lungenerkrankungen, räumten die Mediziner ein, waren aber auch schon
lange vor Corona keine Seltenheit. Obwohl sie gerade weltweit wieder
auf dem Vormarsch sind. Aktuellen Untersuchungen zufolge erkranken
alleine in Deutschland jährlich 18.000 Frauen und fast 35.000 Männer
neu an Lungenkrebs. In den nächsten Jahren ist mit einem weiteren
Anstieg um zwölf Prozent zu rechnen. Zu den Risikofaktoren zählen
aktives und passives Rauchen ebenso wie Luftverschmutzung.

- Gabi Knops-Feiler

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Gabi Knops-Feiler aus Leverkusen

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