Eröffnung gefeiert
Zentrum für Contergangeschädigte

Ein guter Tag für Contergan-Geschädigte war die Eröffnung des bundesweit ersten ambulantem Schwerpunktzentrum für contergangeschädigte Menschen in der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik Nümbrecht.   | Foto: Friederike Klein
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  • Ein guter Tag für Contergan-Geschädigte war die Eröffnung des bundesweit ersten ambulantem Schwerpunktzentrum für contergangeschädigte Menschen in der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik Nümbrecht.  
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Nümbrecht - „Oh happy day, oh happy day" sang der Contergan-Chor unter der
Leitung von Konstantinus Stavridis. Und es war wirklich ein
glücklicher Tag für die vielen Contergan-Geschädigten, weil das
bundesweit erste ambulante Schwerpunktzentrum für
contergangeschädigte Menschen in der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik
Nümbrecht eröffnet wurde.

„Es ist ein Beginn von etwas, was großartig ist", freute sich
NRW-Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter Barbara
Steffens vom Bündnis90/Die Grünen. „Es ist mir eine
Herzensangelegenheit", sagte sie, und „ich glaube, dass wir in NRW
eine besondere Verantwortung haben". Denn das Medikament Contergan
stellte von 1957 bis 1961 die Grünenthal GmbH in Stolberg her. Es
enthielt den Wirkstoff Thalidomid und wurde unter anderem auch gegen
die typische morgendliche Übelkeit in der Schwangerschaft empfohlen.

Der Zusammenhang zwischen Contergan und Fehlbildungen bei Säuglingen
wurde aber erst Ende 1961 aufgedeckt und das Mittel in Deutschland vom
Markt genommen.

Bekannt ist, dass weltweit 5.000 bis 10.000 Menschen vorgeburtlich
weitgreifende Schäden und Behinderungen erlitten. Viele sind
inzwischen verstorben. In Deutschland leben noch rund 2.400
Betroffene, davon rund 800 in NRW, inzwischen 50 bis 60 Jahre alt.
Nicht nur die Ursprungserkrankungen, sondern die Folgeerkrankungen
seien wichtig und leider nicht ins Auge gefasst worden, so Ministerin
Steffens. Eine Langzeitstudie wurde erst im Jahr 2011 unter Leitung
von Prof. Dr. Klaus M. Peters, Chefarzt Orthopädie und Osteologie in
der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik, in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse
dieser vor genau einem Jahr am gleichen Ort vorstellte.

Er blickt auf lange Erfahrungen mit den Erkrankungen und Folgen
zurück, da er schon im Jahr 2000 in enger Zusammenarbeit mit dem
Interessenverband Contergan eine Spezialsprechstunde für
Contergangeschädigte und Dysmelie-Patienten einführte. Das Ergebnis
ist das heute eröffnete ambulante Schwerpunktzentrum, „ein
wesentlicher Schritt zur Verbesserung der Versorgung
conterganbetroffener Menschen in NRW", so Gesundheitsministerin
Steffens.

„Ich finde es toll, dass wir diesen Weg gefunden haben, dass Sie als
ärztliche Leitung für das Behandlungszentrum gewonnen werden
konnte", dankte Ministerin Steffens Prof. Peters, denn auch ohne das
über die Jahre hinweg aufgebaute und entstandene
Vertrauensverhältnis gäbe es diese Struktur nicht. Im ambulanten
Schwerpunktzentrum arbeitet ein „Kompetenzteam Contergan.

Diesem gehören 16 Personen an. Neben Prof. Peters, Leiter des
ambulanten Schwerpunktzentrums, Dr. Carmen Ilona Eckert,
Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Masseure und Psychologen.

Neu dabei ist die Koordinatorin Irmela Aurich. Im Unterschied zur
Spezialsprechstunde, deren Leistungen die Contergan-Betroffenen selbst
bezahlen mussten, übernehmen jetzt die Kassen den ambulanten
Aufenthalt mit diagnostischen und therapeutischen Leistungen. Udo
Herterich, selbst Betroffener, ist froh, dass durch das
Schwerpunktzentrum einiges für Contergangeschädigte einfacher wird.

„Wir haben in den vergangenen zehnJahren viel erreicht und noch
große Herausforderungen vor uns." Weiterhin sei jedoch Unterstützung
nötig. Große Hoffnung setzt er auch auf die Tele-Medizin, mittels
der alle Betroffenen Hilfe bekommen könnten. „Wir haben uns
vergeblich gewünscht, dass die Conterganstiftung für behinderte
Menschen die verschiedenen Forschungs- und medizinischen Projekte in
Deutschland unterstützt.

Oder zumindest auf Einladung zu einem Gespräch darauf reagiert",
übte er Kritik an derselben. Doch nichts sei passiert. „Heute
schlägt so manches Herz schneller, weil sich eine
Herzensangelegenheit von sehr vielen zu einem guten Ende und zu einem
guten Anfang findet", freute sich auch Dr. rer. pol. Ursula Becker,
Geschäftsführerin der Dr. Becker Klinikgruppe.

- Friederike Klein

Redakteur/in:

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