Nümbrecht: Volkstrauertag
Nicht nur reden, sondern handeln

Verbeugung vor den Opfern der beiden Weltkriege. | Foto: Friederike Klein
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Nümbrecht - Erschüttert, aufgerüttelt, nachdenklich. So ging es mir nach der
Gedenkstunde am Volkstrauertag, zu der die Orte
Bierenbachtal-Stockheim und Nümbrecht ins Rathaus eingeladen hatten.

Schon das erste Lied „Dreaming, I am dreaming of a peaceful world
one day“ der Chorgemeinschaft Nümbrecht unter der Leitung von Dr.
Dirk van Betteray öffnete meine und die Sinne der anderen im
Ratssaal. Kurze, prägnante Texte und Gedichte gegen den Krieg und
für den Frieden, die die beiden Schülerinnen der Sekundarschule
Nümbrecht-Ruppichteroth vortrugen, taten das Ihrige dazu.

Und dann trat Hans Henrici ans Rednerpult, Pastor im Ruhestand, 83
Jahre alt. Einer, der als Kind den zweiten Weltkrieg erlebte.
„Heute, am Volkstrauertag, gedenken wir der 65 Millionen Opfer, die
in den beiden Weltkriegen im letzten Jahrhundert ihr Leben lassen
mussten.“ Millionen von Soldaten aus vielen Völkern, unzählige
zivile Opfer, die durch Bombenangriffe, auf der Flucht oder durch
Vertreibung aus ihrer Heimat ums Leben kamen.

Und „wir beugen uns unter dem Unrecht“, dass 6 Millionen Juden
durch die Nationalsozialisten im Holocaust elend umkamen und ermordet
wurden. Unvorstellbare Zahlen, die bis heute für so viele Menschen
unendliches Leid bedeuten.

„Wir Alten schauen zurück und sind nicht mehr in der Lage das
schreckliche Geschehen einzuordnen. Auch nach 72 Jahren nicht. Und
eine junge Generation, die nicht versteht, warum sie immer wieder an
diese Vergangenheit erinnert werden soll.“ Er stellte die Frage, ob
wir wirklich leben können ohne Geschichte und ohne Wurzeln. Aber
„Rückbesinnung ist nötig, sonst gibt es keine Zukunft“, betonte
er.

Er berichtete von seinen Kindheitserlebnissen, zum Beispiel wie
16-Jährigen vor dem elterlichen Haus in die Beine geschossen wurden.

„Da sprach man noch von Heldentod.“ Inzwischen habe man
verstanden, dass jeder Tod nichts Heldenhaftes an sich habe, nicht
schön, nicht ehrenvoll und gewiss nicht süß sei.

„Das zu behaupten ist eine böse Verharmlosung und Verführung!“
Er zeigte 28 aktuelle bewaffnete Auseinandersetzungen auf, Unsummen,
die für Rüstung ausgegeben werden und Millionen von Flüchtlingen,
die durch Kriege ihre Heimat verlieren. Und „wie ist das, wenn heute
überall am Volkstrauertag in beschwörenden Reden vom Frieden geredet
wird?“ Es wäre wirklich toll, dass viele nie wieder Krieg wollten.

„Wäre da nicht dieser Kleinkrieg von gestern, der heute in unsere
Familien und Nachbarschaften rein tobt. Wer helle Augen hat, ist
erschrocken, was sich da unter uns abspielt. In unseren Familien und
in unserer Gesellschaft steckt der Wurm. Mir macht das Angst, wenn ich
die Aggression und den Streit und die Rechthaberei und den Hass und
die Gewalt erlebe.“

Unsere Aufgabe sei es „Zeichen des Friedens zu setzen. Packen wir
das an.“ Zwar könne die globale Not von Nümbrecht aus nicht
beseitigt werden, aber hier vor Ort können wir für etwas weniger Not
und mehr Gerechtigkeit sorgen. Ein Zeichen setzen für alle die, die
durch Krieg ihre Heimat verloren haben. Mit der Gewissheit Gott und
Jesus an unserer Seite zu haben. Bürgermeister Hilko Redenius dankte
allen für die Teilnahme und Gestaltung der Gedenkstunde. Gemeinsam
mit der Feuerwehr Nümbrecht zogen alle zum Ehrenmal zur
Kranzniederlegung. Anschließend folgte die Kranzniederlegung am
Ehrenmal in Bierenbachtal-Stockheim.

- Friederike Klein

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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