Bildung an oberster Stelle
"Wenn wir so weiter machen, schaufeln wir unser Grab"

Im Jugend- und Gemeinschaftszentrum Glashütte baut Saskia Meyer zusammen mit Kindern Essbares an. Das wird nach der Ernte gemeinsam verarbeitet und verspeist. | Foto: Robels
  • Im Jugend- und Gemeinschaftszentrum Glashütte baut Saskia Meyer zusammen mit Kindern Essbares an. Das wird nach der Ernte gemeinsam verarbeitet und verspeist.
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Porz - (sr) Am 5. Juni ist der Tag der Umwelt. Aktionstage für
Nachhaltigkeit gibt es unter anderem auf der ganzen Welt vom 30. Mai
bis zum 5. Juni. Doch was ist das eigentlich, Nachhaltigkeit?
Ressourcen so maßvoll nutzen, dass alle beteiligten Systeme keinen
Schaden nehmen, „dass die Bedürfnisse der jetzigen Generation
befriedigt werden, ohne die der nachfolgenden zu gefährden“, sagt
Ernährungsphysiologin Saskia Meyer,„der Fleischkonsum ist ein
Beispiel dafür, was ganz sicher nicht nachhaltig ist“.

Saskia Meyer hat Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften und
Immunologie in Bonn studiert. Sie war auf dem besten Weg zu einer
Karriere in der Lebensmittelindustrie. „Während ich Studien an
Menschen mit Übergewicht, Diabestes und Bluthochdruck für meine
Doktorarbeit durchführte, reifte in mir der Gedanke, doch lieber in
Richtung Pädagogik zu wechseln. Ich nahm eine zusätzliche Tätigkeit
an und unterrichtete sechs Stunden in der Woche Ernährungslehre an
einer Schule. Dazu musste ich mich in neue Themen einarbeiten. Eines
der Themen, das zum Unterricht gehörte, war Nachhaltigkeit.“

Saskia Meyer änderte komplett ihre Sicht der Dinge und ihr Leben.
„Bis vor wenigen Jahren waren Mettbrötchen das Leckerste für mich.
Mit meinem Wissen von heute, sehe ich keine Alternative mehr zu rein
pflanzlichen Lebensmitteln.“ Die Tierhaltung, wie sie in Deutschland
praktiziert wird, ist für sie nicht nur grausame Tierquälerei
sondern auch einer der Hauptgründe für den schnellen Klimawandel.
Wir graben unser eigenes Grab, wenn wir so weiter machen“, sagt die
34-Jährige. Und, sie wünscht sich, dass jeder nach seinen
Möglichkeiten mit anpackt, um das zu verhindern.

Sie als Ernährungswissenschaftlerin hat beschlossen, ihr Wissen in
das Bildungssystem einzubringen. „Mein größtes Ziel ist es, dass
in jeder Schule ein Beauftragter für gesunde Ernährung und
Nachhaltigkeit angestellt wird. Nur mit viel Wissen bekommt die junge
Generation wenigstens eine Chance, es besser zu machen. Und das ist
das Mindeste, was wir unseren Kindern schuldig sind.“ Sie weist dazu
auf das Schulgesetz NRW hin: (§2 / 4) „...Sie (die Schule) fördert
die Entfaltung der Person, die Selbstständigkeit ihrer Entscheidungen
und Handlungen und das Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl,
die Natur und die Umwelt.“

Sie selbst hat ihr altes Leben nach der Beendigung ihrer Studien
aufgegeben, sich eine kleine Wohnung gesucht und mit ihrem Projekt
„FOODerstand“ (Essen verstehen) einen Neustart gewagt. In
Finkenberg, mitten in einem sozialen Brennpunkt, begann sie, Kinder zu
unterrichten. „Mich haben alle für verrückt erklärt. Die Menschen
dort hätten doch kein Interesse an gesunder Ernährung oder
Nachhaltigkeit. Meine Erfahrung hat mir jedoch das Gegenteil bewiesen.
Scheitern tut es eher daran, dass in diesem Stadtteil die Angebote an
nachhaltigen Lebensmitteln fehlen. Und vegane Kekse sind oft alles
anderes als gesundheitsförderlich. Wer sich gesund und nachhaltig
ernähren will, kann nicht einfach auf das Fleisch in der Bolognese
verzichten. Das alles ist komplizierter“, sagt die
Ernährungsphysiologin. „Ohne Unterstützung und Subventionen haben
die Menschen in sozialen Brennpunkten keine Chance“, sagt sie.

Nach der Pandemie will sie sich eine Projektschule suchen, die bereit
ist, sich gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit auf die Fahne zu
schreiben.

Redakteur/in:

Sabine Robels aus Köln

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