„Wir bitten um Erlaubnis, an Bord gehen zu dürfen!“
Wasserschutzpolizei Köln

- Das Kontrollieren von Container- und Frachtschiffen auf dem Rhein ist nur eine der vielen Aufgabenbereiche von Kommissar Matthias Schuhmacher und seinen Kolleginnen und Kollegen von der Wasserschutzpolizei Köln.
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KÖLN - (as). Ein Schüler verschwindet während eines Ruderturniers auf
dem Bodensee. Das neu TV-Team der „WaPo Bodensee“ ermittelt.
„Kollegen haben mir von der Krimiserie erzählt“, lacht
Polizeihauptkommissarin Sandra Huster-Stemke. Seit 25 Jahren ist sie
im Polizeidienst. Vor fünf Jahren wechselte sie zur
Wasserschutzpolizei Köln. „Das was den Zuschauer im Fernehen als
Alltag der Wasserschutzpolizei vorgespielt wird, entspricht nicht
immer der Realität.“
Gerade sind die Oberkommissarin und ihre beiden Kollegen, Kommissar
Matthias Schuhmacher und Oberkommissar Thomas Lanwehr zur Frühschicht
ausgelaufen. Am Bug des 1.000 PS starken Polizeibootes flattert die
Landesflagge, oder auch „Gösch“, wie sie in der
Schifffahrtssprache heißt. „Wenn es einmal schnell gehen muss, dann
fahren wir 45 Stundenkilometer. Das ist auf dem Wasser schon ganz
schön schnell“, erläutert Huster-Stemke. Das Einsatzgebiet
erstreckt sich in der Tagesschicht von Sürth Rheinkilometer 676 bis
Baumberg Rheinkilometer 716. Nachts sind die Kollegen von Bonn bis
Düsseldorf unterwegs.
Zu den Aufgaben der rund 34 Wasserschutzpolizistinnen und -polizisten
in Köln gehören unter anderem die Überwachung der sogenannten
Umschlaganlagen, der Häfen, die Kontrolle des Berufsschiffsverkehrs,
der Fahrgast- und Hotelschiffe, die Begleitung und der Schutz von
Großveranstaltungen sowie die Verfolgung und Ahndung von
Gewässerverunreinigungen und die Aufnahme von Unfällen auf dem
Rhein. „In dieser Woche liegen unsere Schwerpunktkontrollen bei der
Binnenschifffahrt und Berufsschifffahrt. Wir überprüfen unter
anderem, ob die Fahrzeiten eingehalten werden, das Fahrtenbuch, ob das
über die Schiff entsprechende Besatzung verfügt und deren
Patente.“
„Hier ist die WSP Köln, dürfen wir an Bord kommen?“, fragt
Kommissar Matthias Schumacher über Funk den Schiffsführer des
holländischen Containerschiffes. Langsam lenkt Oberkommissar Thomas
Lanwehr das Polizeiboot an das Frachtschiff. Die Fender werden
angelegt, dann geht es an Bord des Containerschiffes. Besonders bei
Dunkelheit, Schnee und Eis ist beim Übersteigen auf das andere Boot
Achtsamkeit geboten. „Dann ist es auch schon mal spiegelglatt auf
den Frachtern“, erklärt man. Nach dem Grundsatz: „immer eine Hand
am Boot“ geht es außen am anderen Schiff entlang zum
Schiffsführerhaus. Die Begrüßung des erfahrenen Schiffsführers ist
freundlich. Alle nötigen Dokumente sind vorhanden, das Fahrtenbuch
korrekt geführt und man findet noch Zeit für einen kurzen Plausch
über die Familie, das Schiffsmodel und die Berufsschifffahrt.
„Hier auf dem Rhein respektiert man sich und geht freundliche
miteinander um. Als ich noch im Streifendienst war, sind Autofahrer
auch schon mal vor der Polizei geflüchtet oder es kam zu
Handgreiflichkeiten bei einer Streitschlichtung. Das gibt es auf dem
Wasser nicht. Hier ist man ruhiger und vernünftiger“, erzählt die
Hauptkommissarin. Ein Tempolimit auf dem Rhein gibt es nicht. Auch
pöbelnde Fußballfans, Schlägereien, Schießereien oder
Drogendelikte sind die Seltenheit, ebenso Trunkenheit am Steuer.
„Die Schiffsführer sind ihre eigenen Manager. Sie müssen
zahlreiche Formulare ausfüllen und Dutzende von Verordnungen kennen.
Da können sie sich keine Fehler leisten und schon gar nicht Ausfälle
durch den Entzug ihres Patents“, erläutert die Polizistin.
Die Einsätze wegen Gewässerverunreinigung haben stark nachgelassen.
„Denn die Altölentsorgung bezahlen die Binnenschiffer beim Kauf des
Treibstoffes mit“, klärt Huster-Stemke auf. So sauber wie das
Wasser im Rhein auch sein mag, vom sommerlichen Badeerlebnis rät sie
ab. „Die Strömung ist selbst für einen geübten Schwimmer zu
stark. Hinzukommen die vielen Strudel, die einen Schwimmer
herunterziehen würden.“
In der schwimmenden Polizeidienststelle werden auch gleich die
Protokolle zu den Einsätzen geschrieben. Hat es mal eine Havarie mit
zwei Schiffen gegeben, kann sich die Unfallaufnahme durchaus über
mehrere Stunden hinweg ziehen, da die beteiligten Schiffe auf dem
Wasser nicht wie die Unfallautos im Straßenverkehr anhalten können,
sondern ihre Fahrt fortsetzten. „Dann muss man erst mit dem einen
Unfallbeteiligten zur Schadensaufnahme rheinaufwärts fahren und dann
wieder zurück, um die Daten und Personalien des zweiten Beteiligten,
der rheinabwärts fährt, auch noch aufzunehmen“, erklärt die
Beamtin. „Wir haben hier schon einen privilegierten Arbeitsplatz und
ich bin gerne als Polizistin auf dem Wasser“, resümiert
Polizeihauptkommissarin Huster-Stemke.



Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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