Von Hennes bis Moby Dick
Tierische Geschichte(n)

Hennes IX. an seinem Arbeitsplatz. | Foto: Bopp
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Im Gegensatz zum Eff-Zeh läuft es bei Hennes IX. Das wohl bekannteste Fußball-Maskottchen Deutschlands erhielt Anfang der Woche ein eigenes kleines RheinEnergie Stadion für sein Domizil im Kölner Zoo. Anlass genug für EXPRESS – Die Woche, sich einmal zu fragen, welche anderen Tiere man eigentlich mit unserer Domstadt verbindet ...

Köln. Vier Pylonen in Ruet und wiss aus Holz und Kunststoff – das neue Klettergerät für Hennes IX. ist unverkennbar seiner Wirkungsstätte nachempfunden. Zoo-Schreiner Carsten Reichart hat es in zweimonatiger Arbeit gefertigt. Die Idee dazu kam von Tierpfleger Steffen Schröder. Das Mini-Müngersdorf in Riehl ist rund drei mal drei Meter – und Hennes sowie sein Bock-Buddy Mätes lieben es.
Somit lebt der Geißbock nun noch standesgemäßer in seinem Zoo-Domizil. Los ging die Hennes-Dynastie übrigens am 13. Februar 1950. Damals schenkte Zirkusdirektorin Carola Williams ursprünglich im Scherz dem Trainer des 1. FC Köln, Hennes Weisweiler, einen jungen Ziegenbock. Doch schnell wurde aus dem Geschenk ein Markenzeichen. Heute ist der Ur-Hennes bzw. seine Nachfolger nicht mehr aus Köln wegzudenken.

Tierpfleger Steffen Schröder und Zoo-Schreiner Carsten Reichart mit Hennes IX.  und Mätes. | Foto: Scheurer

So erfolgreich die Geschichte von Hennes, so tragisch ist die des Schimpansenmännchens Petermann. Der Affe war 1950 als Baby mit dem Schiff aus Afrika nach Holland gekommen, wurde dort von Menschen aufgepäppelt und kam ein Jahr später im Kölner Zoo an – in ein Strickmäntelchen gekleidet und bereits völlig von seinen Artgenossen desozialisiert. Schon nach kurzer Zeit in Köln wurde Petermann eine „Person“ des öffentlichen Lebens. Er konnte mit Besteck essen, Fahrrad fahren und sorgte im Karneval mit Auftritten in Gardeuniform oder Lederhosen für Heiterkeit beim Publikum. Im Zoo riss er am Eingang Eintrittskarten ab, nach „Feierabend“ trat er im TV auf oder drehte Werbefilme für das Postsparbuch. Als pubertierender Affe wurde er dann zu gefährlich für solche „Späße“. Petermann zog mit dem Schimpansenmädchen „Susi“ in ein Gehege des Zoos um.

Viele Jahre später, 1985, vergaß ein Wärter, die Gehegetür der beiden richtig zu schließen. Das Affenpärchen floh und traf dabei zufällig Zoo-Direktor Gunther Nogge. Petermann griff ihn an, verletzte ihn schwer im Gesicht. Kurz darauf wurde das Pärchen erschossen.

Petermann besuchte sogar Peter „de Aap“ Müller im Boxring. | Foto: Archiv

Natürlich gab es auch im Rhein tierische Schlagzeilen: 1966 sorgte darin ein Beluga- oder Weißwal für Aufsehen. Er schwamm bis hinter Bonn – dafür wurde sogar eine Bundespressekonferenz unterbrochen. Dann machte er sich wieder auf den Weg zurück in die Nordsee. Wie der Wal überhaupt in den Rhein kam? Ein Schiff, welches das Tier von der Arktis bis in einen Zoo nach England bringen sollte, ist auf seinem Weg gekentert. Der Wal nutzte die Gunst der Stunde zur Flucht. Er wurde von den Rheinländern alsbald Moby Dick getauft.

Ein anderes kölsches Tierchen war in den 1960er- und 1970er Jahren ein TV-Star: Der Spatz vom Wallrafplatz. Der freche Protagonist der gleichnamigen Kinderserie nistete auf einer Platane am Kölner Wallrafplatz. Von dort flog er zu interessanten Orten oder Menschen und nahm diese stellvertretend für die Kinder unter die Lupe. Armin Maiwald und Puppenspieler Rudolf Fischer hatten das kleine Kerlchen erfunden. Fischer lieh ihm auch seine Stimme.

Maiwald rief dann 1971 eine weitere tierische Kindersendung ins Leben, die Kultstatus erlangte. Die Lach- und Sachgeschichten, später Sendung mit der Maus genannt, mit Maus, Elefant, Maulwurf und Ente sind aus Köln nicht mehr wegzudenken.

Aber noch einmal in die Luft: Ein großer, lauter und ungewöhnlich bunter Schwarm ist täglich über den Baumwipfeln Kölns unterwegs. Unter anderem treffen sich abends am Rheinufer in der City über 2000 Halsbandsittiche auf Platanen, um dort zu schlafen. Morgens schwärmen die Papageien in alle Himmelsrichtungen auf festen Routen aus. Nach Rodenkirchen, zum Zoo, Melaten-Friedhof oder nach Höhenhaus fliegt das ursprünglich in Afrika oder Asien beheimatete Federvieh. Seit 1969 werden die Halsbandsittiche in Köln beobachtet.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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