Strategische Kooperation
Stadt und TH Köln: weitere Zusammenarbeit

v.l.: Prof. Dr. Klaus Becker, geschäftsführender Vizepräsident der TH Köln, Petra Rinnenburger, geschäftsführende Betriebsleiterin der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln, und Prof. Dr. Jürgen Danielzik von der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umwelttechnik unterzeichnen den Vertrag. | Foto: TH Köln
  • v.l.: Prof. Dr. Klaus Becker, geschäftsführender Vizepräsident der TH Köln, Petra Rinnenburger, geschäftsführende Betriebsleiterin der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln, und Prof. Dr. Jürgen Danielzik von der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umwelttechnik unterzeichnen den Vertrag.
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Köln - Studierende der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umwelttechnik
an der Technischen Hochschule Köln (TH Köln) haben die vergangene
Woche zeitweise auf einer Baustelle der städtischen
Gebäudewirtschaft an der Kantstraße in Köln-Kalk verbracht. Im
Rahmen einer Projektwoche zum Thema Bauablaufplanung führte der
Bauleiter des dort tätigen Ingenieurbüros die Gruppe über die
Baustelle. In den folgenden Tagen erfuhren die angehenden Ingenieure,
begleitet von der Projektleitung der Gebäudewirtschaft, am Beispiel
des realen Bauvorhabens, wie ein Projekt- und Bauzeitenplan entsteht.

An der Kantstraße errichtet die Gebäudewirtschaft derzeit einen
Erweiterungsneubau sowie eine Dreifachturnhalle für die
Kaiserin-Theophanu-Schule. Insgesamt werden dort rund 34 Millionen
Euro investiert. Voraussichtlich 2021 wird alles fertiggestellt sein.

Kooperationsvertrag unterzeichnet

Derartige Praxiswochen sind ein Beispiel für die bereits seit 2015
stattfindende Zusammenarbeit zwischen der städtischen Dienststelle
und der TH Köln. Diese wurde mit einem neuen Kooperationsvertrag
weiter ausgebaut. Die Vereinbarung unterzeichneten Petra Rinnenburger,
geschäftsführende Betriebsleiterin der Gebäudewirtschaft der Stadt
Köln, und Prof. Dr. Klaus Becker, geschäftsführender Vizepräsident
der TH Köln. Mit dem Schulterschluss zwischen städtischer
Dienststelle und Hochschule wird eine Zusammenarbeit in der Lehre, ein
regelmäßiger gemeinsamer Austausch mit gegenseitigen
Netzwerkaktivitäten sowie die Erhöhung des Bekanntheitsgrades der
Gebäudewirtschaft als Arbeitgeber beschlossen. Die Kooperation kann
helfen, dringend benötigtes Personal, etwa für den Bau und den
Unterhalt von Schulen für die Stadt Köln, zu gewinnen.
Inhaltlich arbeiten die Vertragspartner nun auch auf dem Gebiet der
Digitalisierung der öffentlichen Bauwirtschaft zusammen. Hier kann
Köln eine Vorreiterrolle einnehmen. Es geht insbesondere um die
Entwicklung und Anwendung der so genannten „Building Information
Modeling“-Methode (kurz BIM), die einen wesentlichen Baustein in der
Kooperation darstellt. BIM dient mit dem Einsatz von Software der
optimierten Planung sowie der Ausführung und Bewirtschaftung von
Gebäuden und sonstigen Bauwerken. Mit diesem Instrument werden alle
wichtigen Daten des Bauwerks digital erfasst. Die Informationen dienen
als Datengrundlage - von der Planung über die Realisierung bis hin
zum Betrieb und der Erhaltung von Bauwerken.

Digitales Planen für effizientere Prozesse – Modellprojekt
Kreuzgasse 

An der TH Köln befasst sich Prof. Dr. Jürgen Danielzik in seinem
Lehrgebiet „Baubetrieb, Bauwirtschaft und Baumanagement“ an der
Fakultät für Bauingenieurwesen und Umwelttechnik seit mehr als 15
Jahren mit dem Thema BIM. Die Gebäudewirtschaft setzt bei der
Planung, Ausführung und Bewirtschaftung ihres Immobilienbestandes
künftig auf dieses Verfahren und treibt damit auf lokaler Ebene eine
Entwicklung voran, die die Bundesregierung als strategisches Ziel
definiert hat.
Als erstes wird die neue Planungsmethode beim Gymnasium Kreuzgasse
erprobungsweise angewendet. Für die Generalinstandsetzung des
Bestandsgebäudes und die Neubauten des naturwissenschaftlichen
Traktes sowie einer Zweifachturnhalle läuft derzeit die Ausschreibung
für die Vergabe der Planung an einen Architekten. Die BIM-Methode
soll zu effizienteren Prozessen und einer belastbareren Kostenplanung
führen.
„Mit unserer Kooperation bauen wir die Stärken des Standortes Köln
im Bereich der Digitalen Bauwirtschaft langfristig aus“, sagte Prof.
Dr. Klaus Becker. „Uns geht es darum, mit unserem Partner gemeinsam
Ideen zu entwickeln, das an der Hochschule vorhandene Fachwissen in
Lösungen in der Praxis zu übersetzen und das gemeinsame Wissen
insbesondere für die Kölner Stadtgesellschaft wirksam zu machen“,
so Becker weiter. Petra Rinnenburger spricht von einer „klassischen
Win-Win-Situation“: „Die Studierenden analysieren, erforschen und
entwickeln in ihren Arbeiten innovative Ansätze, deren Ergebnisse
direkt dem Bau und dem Unterhalt unserer Schulen, Kindergärten und
Verwaltungsgebäude dienen. Sie entwickeln Projekte und Ideen nicht
für die Schublade, sondern für den Echtbetrieb und damit für die
tatsächliche Anwendung“. 

Profis begleiten Studierende und geben Einblick in die Praxis

Nach der bereits bestehenden Kooperation mit der Fakultät für
Anlagen-, Energie- und Maschinensysteme gibt es durch die neue
Kooperation nun auch eine Partnerschaft mit der Fakultät für
Bauingenieurwesen und Umwelttechnik - im Sinne des Technologie- und
Wissenstransfers in beiderseitigem Interesse. Die Studierenden
bekommen früh und begleitet von erfahrenen Profis einen anschaulichen
Praxisbezug. Gleichzeitig lernen sie die Attraktivität eines
Arbeitgebers wie der Stadt Köln kennen. Die städtische
Gebäudewirtschaft ist in ihrer Funktion als „größtes
Ingenieurbüro der Stadt“ relativ unbekannt.
Als eigenbetriebsähnliche Einrichtung der Stadt mit eigenem
Wirtschaftsplan ist sie der zentrale Immobiliendienstleister der Stadt
Köln und verantwortet 2,4 Millionen Quadratmeter
Bruttogeschossfläche, die sich in ihrem Sondereigentum befinden oder
von ihr angemietet sind. Sie bewirtschaftet nicht nur 277 Schulen, 81
Verwaltungsgebäude, 236 Kindergärten sowie 70 Aufbauten auf
Grünflächen. Sie plant und führt Gebäudetechnik- sowie
Hochbaumaßnahmen aller Art einschließlich der Architekten- und
Ingenieurleistungen aus. Damit ist die Gebäudewirtschaft wie viele
Bauherren im öffentlichen Dienst ein Servicedienstleister rund um die
Immobilie. „Das ist eine Tatsache, die den wenigsten Studierenden in
technischen Bauberufen bekannt ist“, so Petra Rinnenburger. Die
Diplom-
Ingenieurin und Architektin hat selbst in Saarbrücken studiert und
viele Jahre eigenverantwortlich für große, öffentliche Auftraggeber
gebaut, bevor sie 2012 zur Gebäudewirtschaft kam.

Gemeinsame „digitale Sprache“ für Heizungs- und
Lüftungsanlagen

Bereits seit 2015 absolvieren Studierende der TH Köln unter der
Leitung von Prof. Dr. Jochen Müller von der Fakultät für Anlagen,
Energie- und Maschinensysteme im Bereich Lehre ihre Praxisphasen in
der Abteilung Energiemanagement der Gebäudewirtschaft. Oder sie
analysieren in Bachelor- oder Masterarbeiten Optimierungspotenziale
von technischen Gebäudeausrüstungen im Bereich Gebäudeautomation
und Instandhaltungsmanagement, die von Mitarbeitenden der
Gebäudewirtschaft betreut und an realen Gebäuden der Stadt
durchgeführt werden. In Forschungsprojekten untersuchen Studierende
für die städtische Gebäudewirtschaft bestimmte Innovationen am
Markt.
So wurde im vergangenen Jahr unter anderem eine Prüfstelle zur
automatischen Überprüfung von Automationskomponenten für den
Einsatz in städtischen Gebäuden entwickelt. Hier werden
Standardanforderungen, die die Gebäudewirtschaft etwa im Bereich
Energieleitlinien formuliert hat, automatisiert an neuen Systemen
überprüft, wie etwa an Steuerungs- und Regelungssystemen, die das
Zusammenspiel von Lüftungs- und Hei-
zungstechnik in Gebäuden automatisieren.
Um reibungslos miteinander zu funktionieren, müssen die Systeme, die
oft von verschiedenen Herstellern stammen, eine gemeinsame digitale
„Sprache“ sprechen. „Dazu werden die unterschiedlichen Sprachen
an der gemeinsamen Schnittstelle automatisch übersetzt“, so Petra
Rinnenburger. „Nahezu alle technischen Einbauten kommunizieren
inzwischen ja elektronisch miteinander. Da wird nichts mehr von Hand
geschaltet. Programmfehler, die eine Fehlfunktion der Lüftungs- und
Heizungsanlagen verursachen, fallen häufig erst im Betrieb des
Gebäudes auf. Das führt dazu, dass es mitunter das ganze erste Jahr
der Nutzung dauert, bis das Gebäude komplett eingesteuert ist. Durch
automatisierte Prüfverfahren, die gemeinschaftlich mit der TH
entwickelt werden, können diese Fehler
schneller entdeckt und behoben werden.“

Ingenieurmangel am Bau verschärft sich

Aktuell sind 518 Menschen bei der Gebäudewirtschaft beschäftigt.
Unter Berücksichtigung von bereits ausgewählten Bewerberinnen und
Bewerbern sowie abgeschlossenen Arbeitsverträgen hat die
Gebäudewirtschaft aktuell 86 vakante Stellen, hiervon 59 im
Ingenieurbereich. Gesucht werden Bewerberinnen und Bewerber aus den
Fachrichtungen Architektur/Bauingenieurwesen, Technische
Gebäudeausrüstung und Elektrotechnik für die Abteilung
Objektmanagement sowie Architektur beziehungsweise Bauingenieurwesen
für den Bereich der Projektleitung und Projektsteuerung in der
Abteilung Planen und Bauen. Der Ingenieurmangel am Bau ist kein
Problem nur der Stadt Köln. Alle Kommunen und die private
Wirtschaft, ebenso wie der Verein Deutscher Ingenieure, beklagen
eine Verschärfung des Fachkräftemangels in diesem Bereich.
Dies stellt angesichts der weiter „wachsenden Metropole“ Köln mit
drohendem Schulbaunotstand und anderen immer größeren baulichen
Anforderungen auch im kulturellen Bereich eine besondere
Herausforderung, aber eben auch eine Chance dar - nicht nur für
Ingenieure und Architekten. Der öffentliche Dienst kann vielfach
nicht so viel zahlen wie die freie Wirtschaft. Dafür haben auch
junge Bewerberinnen und Bewerber - begleitet im Rahmen eines
Mentoring-Programms der Gebäudewirtschaft - die Chance, sehr
schnell und sehr umfang- und abwechslungsreiche Großprojekte von A
bis Z verantwortlich zu betreuen. Familienfreundliche
Rahmenbedingungen und flexible Arbeitszeiten sind zwei weitere
Pluspunkte, die die Studierenden in der Kooperation ebenfalls
kennenlernen. Über die Grenzen Kölns hinaus bietet die
Gebäudewirtschaft der Stadt Köln ab dem 1. August 2018 außerdem
Studienplätze für einen praxisintegrierten Studiengang Bachelor of
Engineering (Bauingenieurwesen) an.

TH Köln bietet Lern-, Arbeits- und Forschungsumfeld

Die TH Köln bietet Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland ein Lern-, Arbeits- und
Forschungsumfeld in den Sozial-, Kultur-, Gesellschafts-, Ingenieur-
und Naturwissenschaften. Zurzeit sind mehr als 24.000 Studierende in
über 90 Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Die TH
Köln gestaltet Soziale Innovation – mit diesem Anspruch stellt sie
sich den Herausforderungen der Gesellschaft. Ihr interdisziplinäres
Denken und Handeln sowie regionale, nationale und internationalen
Aktivitäten machen sie in vielen Bereichen zur geschätzten
Kooperationspartnerin und Wegbereiterin. Die TH Köln wurde 1971 als
Fachhochschule Köln gegründet und zählt zu den innovativsten
Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.  

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