Forderung nach Pop-up-Bike-Lanes wird verworfen
Stadt setzt auf nachhaltiges Konzept

Die kurzfristige Umwidmung von Fahrspuren des motorisierten Verkehrs soll Berührungspunkte zwischen Radfahrern und Fußgängern reduzieren. | Foto: ADFC Köln
  • Die kurzfristige Umwidmung von Fahrspuren des motorisierten Verkehrs soll Berührungspunkte zwischen Radfahrern und Fußgängern reduzieren.
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Köln - (ha). Auch im Straßenverkehr stellt sich im Zuge der
Corona-Pandemie die Frage, wie Abstandsregelungen auf breiterer Ebene
umgesetzt werden könnten. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC)
befürwortet diesbezüglich die vermehrte Schaffung sogenannter
Pop-up-Bike-Lanes, also provisorisch eingerichteter Fahrradspuren auf
mehrspurigen Straßen, um das Aufstauen von Fußgängern und
Radfahrern an öffentlichen Knotenpunkten zu entschärfen. Der Club
bezeichnet das Vorhaben als Kurzzeit-Experiment. Es zeige, wie eine
fahrradfreundliche Infrastruktur jenseits aller
Planungsstellungsverfahren aussehen könne
.

 

Der Anglizismus „Pop-up“ („plötzlich auftauchen/erscheinen“)
beschreibt den temporären Charakter des Modells. Entgegen der simplen
praktischen Umsetzung vor Ort weiß der Verband um die
verwaltungstechnischen Schwierigkeiten im Zuge der Organisation: „Es
erfordert einen langen zeitlichen Vorlauf, da die Verwaltungen
eingebunden und oft erst überzeugt werden müssen“, berichtet der
ADFC auf seiner Homepage.

„Die herkömmlichen Radstrecken bieten nicht selten zu wenig
Fläche. Das ist kein Einzelproblem von Köln. Viele Großstädte
haben damit zu kämpfen. In der kolumbianischen Hauptstadt Bogota
entstand die Idee, mit wenig Aufwand mehrspurige Autostraßen auch
für die Fahrradfahrer zu nutzen, beispielsweise mit aufgeklebten
Markierungen oder anderen Abgrenzungen. Das hat sich in Bogota
innerhalb weniger Wochen realisieren lassen und trägt zur Entspannung
bei. Auch in Berlin ist das Modell nach kurzer Realisationsphase
bereits angekommen. Ich könnte mir das in Köln sehr gut an vielen
Stellen vorstellen, natürlich in Abstimmung mit den entsprechenden
Ämtern und der Polizei“, berichtet Verkehrsexperte und Lindenthals
stellvertretender Bezirksbürgermeister Roland Schüler (Bündnis
90/Die Grünen). Der Lokalpolitiker verweist dabei auf das Vorhaben
einer „fahrradfreundlichen Stadt“ im Rahmen des bereits 2016
beschlossenen „Radverkehrskonzepts Innenstadt“.

Doch die Verwaltung steht derartigen Überlegungen skeptisch bis
ablehnend gegenüber: „Es gibt keine Pläne, Pop-up-Radwege
einzurichten. Die Stadt Köln hat sich gegen die Einrichtung (...)
entschieden. Auch die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte,
Kreise und Gemeinden, der die Stadt Köln angehört, vertritt die
Auffassung, dass ‚Maßnahmenplanungen wie Markierungen,
Fahrradstraßen etc. Teil von fachlich durchdachten, fundierten und
abgestimmten Radverkehrskonzepten beziehungsweise gesamtstädtischen
Mobilitätskonzepten sind‘ und eine Ad-hoc-Vorgehensweise nicht
zielführend ist.

Die Stadt Köln richtet ihre Kapazitäten weiterhin auf eine
nachhaltige Verbesserung der Situation für Radfahrende,
beispielsweise auf Abschnitten der Ringe. Auf Abschnitten der
Cäcilienstraße und der Ulrichgasse wurden Kfz-Spuren dauerhaft in
Radfahrstreifen umgewandelt. In 2020 ist dies für weitere Abschnitte
der Ringe oder auf der Magnusstraße und Christophstraße vorgesehen.
Darüber hinaus forciert Köln die Einrichtung von Fahrradstraßen.

Abgesehen davon hat die Stadt vor, die Radwegbenutzungspflicht entlang
einiger Straßen aufzuheben, sodass Radfahrende die Wahl haben, ob sie
den Radweg oder die Fahrbahn befahren. Die Prüfung, an welchen
Stellen dies möglich und sinnvoll ist, läuft derzeit“, sagt Robert
Baumanns vom Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Auch in der
Politik sind die Zwischenlösungen in der Sache umstritten. So lehnten
die Mitglieder der Bezirksvertretung Nippes einen entsprechenden
Antrag von Bündnis 90/Die Grünen in ihrer Mai-Sitzung mehrheitlich
ab.

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